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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Für neun Euro im Jahr ins Büro fahren

Ein E-Bike für den Weg zur Arbeit ist unschlagbar preiswert

In jedem Falle kostengünstiger als RMV oder Auto: Mit dem E-Rad auf dem Weg zur Arbeit und zurück
Foto: Holger Grebe

Die Radverkehrsplaner in Rhein-Main sollten auch mal mit Holger Grebe sprechen. Der Fotograf aus Offenbach lässt seit einem Jahr sein Auto in der Garage stehen und fährt mit dem E-Bike zur Arbeit ins Frankfurter Ostend. Er kann ganz genau vorrechnen, wie beide Verkehrsmittel im Vergleich abschneiden in den Kategorien Kosten, Zeit, Service, Komfort und Nerven.

Die Kosten: Rund um die Hanauer Landstraße gibt es keine freien Parkplätze. Also musste Grebe für den Stellplatz in der Tiefgarage an seinen Arbeitgeber monatlich 90 E zahlen. Mit den Benzinkosten für die 20 Kilometer, die er viermal in der Woche hin und zurück fuhr, kam er jährlich auf 1.500 Euro. Mit seinem E-Bike verbraucht er für 60 Akkuladungen im ganzen Jahr rund 30 Kilowattstunden. Dafür zahlt er mit seinem Ökostrom-Tarif 9 (neun) Euro. Und der Stellplatz in der Tiefgarage ist bei seinem Arbeitgeber kostenlos.

Für sein E-Bike hat Grebe im September vergangenen Jahres 1.999 Euro bezahlt. Es war "ganz nackt" und brauchte noch Schutzbleche und Gepäckträger. Ein zweiter, leistungsstärkerer Akku kam dazu und Fahrradklamotten für jedes Wetter – alles in allem wurden es 3.000 Euro als einmalige Anschaffung. Je nach Lebensdauer von Rad und Akku sind pro Jahr etwa 200 Euro Wertminderung zu veranschlagen.

Holger Grebe unterwegs in Richtung Ostend
Foto: Holger Grebe

Das Auto, auch wenn es jetzt viel weniger gefahren wird, kostet für Steuer, Versicherung, Reparaturen und Wertminderung unverändert mindestens 3.000.

Auch der öffentliche Nahverkehr kann Grebe kein attraktives Angebot machen. Die Tageskarte kostet 8.50 Euro, eine Jahreskarte stolze 1.260 Euro.

Die Zeit: Mit dem Auto braucht Grebe von seiner Wohnung am südwestlichen Stadtrand von Offenbach zur Arbeit "mindestens" eine halbe Stunde. Irgendwo ist im Berufsverkehr immer ein Stau, entweder am Kaiserlei- oder Ratswegkreisel oder an beiden. Mit dem Rad schafft er die acht Kilometer für einen Weg in mäßigem Tempo in 25 Minuten und da gibt es keinen Stau. Mit dem RMV wäre er mit zweimaligem Umsteigen über eine Stunde unterwegs von Tür zu Tür.

Der Service: Wenn sein E-Bike mal was am Tretlager oder Motor hat, kann Grebes Händler das nicht selbst reparieren. Das Einschicken kann Wochen dauern. Ein Ersatzfahrzeug wie beim Autohändler gibt es nicht. Auch ist es im Sommer kaum möglich, einen Termin für eine Inspektion zu bekommen. "Beim Service müssen die Händler noch nachlegen, wenn das E-Bike zunehmend den Alltag bestimmt."

Der Komfort: Das Wetter stört Grebe "überhaupt nicht. Regen­jacke, Hose und Gamaschen habe ich immer dabei." Auch Schnee im Winter kann ihn mit seinem Mountain-Bike nicht schrecken. Aber er muss eben immer an seine Ausrüstung denken. "Beim Auto steige ich einfach ein, so wie ich bin."

Die Nerven: Autofahren im Berufsverkehr findet Grebe stressig. Aber auch mit dem Rad ist es "teilweise nervig und riskant". Bis runter zum Main bei Oberrad fährt er auf autofreien Wegen. Dort aber wird es eng und gefährlich zwischen Straßenbahnschienen und parkenden Autos. Auf dem schmalen Radweg neben der Gerbermühlstraße ist Überholen kaum möglich, und wenn Geisterradler entgegenkommen, erst recht nicht. Viel zu schmal ist auch der Radstreifen auf der neuen Osthafenbrücke. Und die Kreisel runter zur EZB sind schlicht lebensgefährlich gebaut worden, weil ausfahrende Lkw den Radweg nicht einsehen können.

Das Endergebnis: "Mit dem Auto war es mir einfach zu viel Geld und zu nervig im Stau. Ich fahre gern Fahrrad und jetzt komme ich entspannter zur Arbeit."

Wehrhart Otto