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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Drei Stunden ging's bergauf, was der Stimmung offensichtlich zuträglich war
Foto: Cristina Völker

Radeln in der Provence – Eine Woche "vie en rose"

Ganze zwölf Stunden müssen wir uns gedulden, doch dann beginnt das Herz höher zu schlagen. Die mediterran-französische Architektur und Vegetation verrät uns, wir sind in der Provence angekommen.

Olivenbäume, Pappeln, Zypressen, Oleander, ockerfarbene Dörfer, Weinanbau soweit das Auge reicht – die Trauben werden meist zu Rosé verarbeitet, wie wir beim Vorbeifahren an Wein­gütern und -kellereien schnell erkennen.

Spätestens beim Sprung in den Swimmingpool unseres Hotels in der Nähe von Avignon ist jede Müdigkeit, jede Anstrengung, die eine rund 1000 km lange Autofahrt mit sich bringt, verpufft. Der Aufwand hat sich gelohnt, schon am ersten Abend, an dem wir auch schon eine erste Kostprobe der französischen Küche genießen dürfen.

Am nächsten Tag: Frühstück in der Sonne am Pool, von dem wir uns dann für eine Woche verabschieden, werden wir doch hier auch am letzten Tag wieder Quartier beziehen. Kaum auf dem Sattel, landen wir schon im ersten traumhaften Örtchen – L'Isle-sur-la-Sorgue – ein Rundgang auf dem sonntäglichen Markt wird durch die Tourenleitung genehmigt. Wir saugen französisches Flair auf, können nicht genug bekommen von der Vielfalt an Düften und Farben, Leckereien und Schönem.

Dann geht es los, so richtig, wir rollen und rollen und am Ende des Tages sind wir viel höher gerollt als die angekündigten 400 Höhenmeter, nämlich über 1000. Auf dem Weg noch weitere idyllische Dörfer, eine lang gezogene tiefe Schlucht, die Gorges de la Nesque, und dunkelviolette, schnurgerade Lavendelreihen, die sich in langen Feldern durch die Landschaft ziehen.

Am Abend beziehen wir unsere Gîte in Sault, ein ganzes Haus, ganz für uns allein, wo wir uns bunt gemischt auf die (Durchgangs-)Zimmer verteilen, bzw. vielmehr verteilt werden, denn allzu viel Demokratie in der Gruppe ist gar nicht so gesund. Da muss der eine und die andere die Silberhochzeit halt mal im Vierbettzimmer ausklingen lassen.

links: Lavendelfelder vor der Stadt Sault
rechts: Blick in die Provence
Fotos: Cristina Völker

Am Folgetag werden die Höhenmeter vom Vortag gleich getoppt. Wir fühlen uns wie auf der Tour de France, erklimmen wir doch den berühmt-berüchtigten Mont Ventoux. Nach gut drei Stunden haben wir ihn bezwungen und posieren stolz für das Gruppenfoto. Nach einem freien Nachmittag werden wir von Anne und Bertram lecker bekocht und lassen den Abend bei köstlichem Crémant und viel Rosé ("muss weg, kann unterwegs nicht gekühlt werden") in gemütlicher Runde ausklingen. Das silberne Innenleben der Weinkanister wird zu später Stunde in Kunstwerke verwandelt – Jeff Koons lässt grüßen.

Nach der Bergetappe folgt ein "Wellnesstag" (dies entspricht einer Tagesleistung von weniger als 1000 Höhenmetern), der uns ins hübsche Manosque und dort am Abend in ein schönes Restaurant in der Altstadt führt. Wie meistens auf dieser Tour genießen wir unser Menü im Freien. Da schmeckt auch der Rosé besser.

Auf Wellnesstag folgt – klar – eine Arbeitsetappe – ohne einstimmende Morgengymnastik mit Anne hätten wir es sicherlich gar nicht gepackt. Nach knapp 90&xnbsp;km erreichen wir Aix-en-Provence, wo wir für zwei Tage Quartier beziehen… und abends der Rosé fließt. Aix ist eine der reizvollsten und beliebtesten Städte Frankreichs. Wir streifen durch die malerischen Gassen und flanieren entlang des wunderschönen, platanengesäumten Boulevards Cours Mirabeau.

Unterbrochen wird die sportliche Betätigung des Vortages sodann durch einen Ausflug mit der Bahn nach Marseille. Fachkundige Führung durch Bertram, viele spannende Ecken und Eindrücke, mittags eine längere Rast an einem lauschigen Plätzchen, wo wir uns wieder so einiges munden lassen. Doch wir sind froh, als wir am späten Nachmittag wieder im beschaulicheren Aix eintreffen und dass es am nächsten Tag wieder auf den Sattel geht.

So lässt es sich aushalten: Sonne satt von früh bis spät, morgens erfrischende Gymnastik mit Anne, sodann fröhliches Auf und Ab in idyllisch mediterraner Landschaft, regelmäßige Unterbrechungen zwecks Besichtigung malerischer Bergdörfer, mittags kulinarische Genüsse dank des von Jean liebevoll ausgewählten und eingekauften Picknicks – und abends leckere französische Küche.

Flugs sind pannen- und unfallfreie 420 km und über 5000 Höhenmeter hinter uns gebracht, schon sitzen wir wieder im Auto, mit einem Korb voller Erinnerungen an eine wunderbare Woche mit Anne und Bertram, dem treuen Begleiter Jean, 14 weiteren netten Mitradlern – und abends Rosé.

Cristina Völker