Codierung versus Rahmengarantie
Zu unserem Stammtisch der Nordwestgruppe stieß S. mit etwas Verspätung dazu und erblickte an meinem Tisch den neuen Codierflyer "Lass' Dein Rad codieren,… bevor es zu spät ist." Etwas missmutig blickte er mich an und meinte: "Weißt Du, warum ich mich über diesen Flyer ärgere?" Ich schüttelte den Kopf. Darauf die Antwort: "Wegen des zweiten Halbsatzes." Noch immer begriff ich nicht. Es kam die Erklärung: "Weil mir heute mein Fahrrad geklaut wurde. Und das war uncodiert." "Aber warum hattest Du es denn nicht codieren lassen?" "Weil dann die Rahmengarantie erloschen wäre." Ich konnte es mir nicht verkneifen zu erwidern: "Aber jetzt hast Du ja wenigstens noch eine Rahmengarantie!"
Das mit dem Verlust der Rahmengarantie geistert seit Anbeginn, also seit 19 Jahren, durch die Dialoge zwischen Herstellern, Händlern und Käufern, und jagt so manchen ins Bockshorn. In diesen 19 Jahren sind bundesweit schätzungsweise zwei Millionen Räder durch Polizei, Verkehrswacht, Händler und ADFC codiert worden, ohne dass auch nur ein einziger Fall bekannt wurde, wo sich diese Drohung vor Gericht manifestiert hätte.
Roland Huhn, unser Syndikus in Bremen, sieht aus juristischer Sicht auch keine Chancen, damit vor Gericht durchzukommen, außer die Codierung wäre ursächlich für den Rahmenbruch, der ja viele Gründe haben kann. Wenn also die Schweißnaht weit abseits der Codierstelle reißt, wird sich kein Hersteller unterstehen, die Garantie wegen vorgenommener Codierung für erloschen zu erklären. Aber wie gesagt, es ist uns diesbezüglich noch keine gerichtliche Auseinandersetzung bekannt geworden, und wir sind sehr guten Mutes, dass es dabei bleiben wird.
Alfred Linder,
AG Klaunix