Links, vorher: Schön geht anders, aber hier konnte man immerhin sein Fahrrad anschließen
Rechts, nachher: Sieht das nicht wunderschön aus? Und erst die Zukunft: Hundekot statt Fahrräder! Klasse!
Fotos: Bertram Giebeler
Von Amts wegen weggeflext
Schildbürgerstreich in einer Zeil-Nebenstraße
Es gibt auch Geschäftsleute und Firmeninhaber, die mit dem Rad zur Arbeit fahren. Ein solcher, Inhaber einer Anwaltskanzlei in der Stiftstraße, pflegte sein Fahrrad seit Jahren an einem Baumschutzgeländer gegenüber seinem Büro anzuschließen.
Nun könnte man einwenden, Baumschutzgeländer seien zum Baumschutz und nicht zum Fahrradabstellen da. In der Realität sieht es aber so aus: reguläre Abstellbügel sind zu wenige da, also werden die Baumschutzgeländer genutzt, denn diese bieten immerhin einen gewissen Diebstahlschutz. Den Bäumen macht das nichts, in Abwandlung des Sprichworts "Was kümmert es die Eiche, wenn ein Anwalt sein Fahrrad ans Schutzgeländer kettet."
Eines Tages wird der Anwalt von einem hässlich kreischenden Geräusch aufgeschreckt: Mitarbeiter des Baubezirks sind gerade dabei, die Horizontalverstrebungen der Baumschutzgeländer abzuflexen. Auf die Frage, wo er denn nun sein Rad abstellen solle, erntet er Achselzucken und die (unzutreffende) Antwort, anliegende Geschäftsleute hätten sich über die Fahrräder beschwert.
Nachfragen des Anwalts bei Behörden ergaben eine weitere Skurrilität: das Grünflächenamt hatte den Auftrag zum Abflexen erteilt, weil man "Patenschaften" an Privatpersonen zur Pflege der kleinen Grünfläche rund um den jeweiligen Baum vergeben wolle! Wir wissen nicht, wen das Grünflächenamt da als Paten in der Pipeline hat; wir kennen jedenfalls schon einige Patenschaftsanwärter: den Dackel Waldi, den Pitbull Tyson und den Schäferhund Hasso von der deutschen Eiche, die jetzt ungehindert von irgendwelchen abgestellten Fahrrädern ihr Patenamt pflichtbewusst und täglich in Form eines dampfenden Kothaufens wahrnehmen werden!
Immerhin wurde dem Anwalt und auch dem ADFC zugesagt, in der Mitte der Stiftstraße weitere Frankfurt-typische Abstellbügel aufzustellen. Den Fall könnte man als Kuriosum abhandeln, steckte dahinter nicht ein ernsthaftes Problem: der Mangel an regulären Abstellmöglichkeiten in den Nebenstraßen der Zeil. Auf der Zeil selbst will und kann man nicht noch mehr Bügel hinstellen, aber in den Nebenstraßen, von denen einige im Zuge des Programms "schöneres Frankfurt" umgestaltet werden, muss die Abstellkapazität vergrößert und nicht verkleinert werden. Man möge endlich begreifen: Durch mehr Fahrräder wird Frankfurt schöner!
Bertram Giebeler