Editorial
Wie schwer ist ein Fahrrad? Mein Alltagsrad wiegt 14 kg, mein Reiserad knapp 16 kg. Gewogen wurde jeweils ohne Schloss, aber mit Luftpumpe. Selbst das Schnelle bringt es ohne Gepäckträger und Schutzbleche noch auf deutlich über 10 kg. Damit liegt mein Fahrzeugpark im Mittel dessen, was Hersteller in ihren technischen Angaben veröffentlichen. Beim Gewicht des Velos hat sich in den letzten Jahren nur wenig verändert.
Doch der technische Fortschritt ist keine Schnecke. Deshalb schalten wir hinüber zu den Pedelecs. In der "Rundschau" war Anfang Oktober in einem Interview mit dem Chef einer E-Bike-Schmiede zu lesen, dass in rund fünf Jahren deren Gewicht um fünf, in zehn Jahren gar um zehn Kilogramm gesenkt werden wird, dank technischen Fortschritts in der Herstellung elektrischer Speichermedien. Das bringt den jung-dynamischen Geschäftsführer dazu, ein Gewicht von leichten zehn Kilogramm für ein Pedelec zu prognostizieren. Problemlos könnte ich solch ein Rad, wie ich es bisher nur mit meinem leichten Schnellen schaffe, hinauf an einen Wandhaken hieven.
Alles Unfug? In dem Interview sondert der junge Mann durchaus plausible Ideen zur Zukunft des Radverkehrs ab. Beim Gewicht jedoch schießt er weit über das Ziel hinaus. Die "Radwelt" präsentiert auf sechs Seiten Messerückschau sechs Pedelecs, keines davon leichter als 20 kg. Dieses Gewicht erreichen aber nur die reinen Sport-Pedelecs, Alltags-Pedelecs werden von ihren Herstellern mit rund 25 kg angegeben. Ab sofort nehme ich Wetten an zum Gewicht eines alltagstauglichen E-Bikes im Herbst des Jahres 2023.
Bis dahin jedoch müssen wir noch andere Probleme bewältigen. Der Fortschritt ist nämlich oftmals doch eine Schnecke. Die kriecht zwar manchmal etwas flotter und beschert uns durchaus Verbesserungen im Fahrradalltag, ist aber auch zu unglaublichen Bremsmanövern fähig. Eine Vollbremsung, einen echten "Griff ins Klo" hat sie sich auf der Nibelungenallee geleistet und gleich eine ganze Dixi-Box auf den Radweg gestellt. Mir verschlägt es angesichts dieser Ignoranz die Sprache. Wem dazu noch etwas einfällt, der/die möge sich bitte melden.
Apropos melden: Meldungen erreichten uns aus Airolo, Berlin, New York, Paris und Salzburg. Aus Bornheim, Rödelheim und Rhein-Main sowieso. Wir haben sie alle für euch abgedruckt.
Leichtes Dahingleiten wünscht
Peter für das Redaktionsteam