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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Einmal rund herum um Ostfriesland
© Ostfrriesland Tourismus GmbH, Leer

Moin Ostfriesland

Gruppenreise: 8 Tage, 15 Radler, gute Stimmung und beste Organisation! Unterwegs in Ostfriesland im Juli 2013.

Was an unserer Radtour mit 15 Radlern alles gut war: Die gute Stimmung während der gesamten Tour. Die super Organisation unserer Gruppenreise durch Herrn Ewen von der Touristik GmbH "Südliches Ostfriesland". Das Hermeshotel in Oldenburg ganz in der Nähe des Hauptbahnhofes mit Freigetränken, freiem Eis, kostenfreiem Telefonieren ins Festnetz von Europa, Gratis-Internet und schönen, großen Zimmern, besonders das Zimmer 403, die Suite. Absolute Spitze waren die Kalkhoff-Pedelecs mit 8 Gängen und leistungsstarkem Akku, von dem ich täglich nur circa 20 Prozent der Leistung benötigte, obwohl wir mehr als 60 km radelten. Mit dem Pedelec fuhr ich sowohl am Ende oder ganz vorne mit, ohne dass ich mich dafür sonderlich anstrengen musste. Meine Angst, mit der Gruppe auf langen Strecken nicht mithalten zu können, löste sich in Luft auf und das Urlaubsradeln machte mir wieder richtig Spaß!

Links: Vergnügte Radlerinnen und Radler unterwegs in Ostfriesland
Rechts: Unser Dessert im Hotel zur Post
Foto: Angelika Dietrich

Mit Hilfe der Radfahrkarten im großen Maßstab von Herrn Ewen, die ich wasserdicht eingeschweißt hatte und die ideal in den Kartenhalter unseres Klick-Fix Systems passten, fanden wir die richtigen Wege, denn wir fuhren nicht nach einer vorgegebenen Route, sondern einmal rund um Ostfriesland. Die gelbe Warnweste von Ede für den Schlussfahrer, die Trillerpfeife und deren Kommandos: 1 Mal trillern: losfahren, 2 Mal trillern: Vorsicht, 3 Mal trillern: Panne, leisteten wertvolle Dienste. Und für jeden Tag einen aufmerksamen Schlussfahrer/in zu finden, war kein Problem. Das Naturerlebnis genossen wir sehr, denn in Ostfriesland betreibt man noch viel Tierwirtschaft. Die ostfriesischen Tiere erfreuten uns: ein tollkühnes, spring-lebendiges Ponyfohlen, ängstliche Kälbchen, die man bereits von der Mutter entwöhnt hatte, neugierige Kühe, Fohlen, Schafe, Esel, Ziegen, Hängebauchferkel, von denen eines stolz den Apfel, den ihm Jane schenkte, herumtrug, um das Geschenk allen Mitferkeln zu zeigen. Aber auch Rehe, Hasen, Meerschweinchen, Kiebitze, Lach- und Silbermöwen, Säbelschnäbler, Graugänse, Teichhühner und Störche sahen wir. Vom Radeln erholten wir uns fast täglich in einem Straßencafé. In Remels, Gemeinde Uplengen, konnten wir die Windmühle in Aktion sehen. Und in Suurhusen erklärte uns ein ehemaliger Landwirt, dass der Kirchturm von Suurhusen mit einer Neigung von 2,47 m in einer Höhe von 27 m schiefer als der "Schiefe Turm von Pisa" ist, weshalb man ihn ins Guinessbuch der Rekorde eintrug.

Wir erfreuten uns in Wiesmoor an dem Traumgarten der Chefin vom Hotel zur Post, wo auch die Spargelcremesuppe aus großen Suppenschüsseln, die man auf die Tische stellte, köstlich schmeckte. Dort würdigte man uns Urlaubsradler, indem man im Kakaopuder des Desserts ein Fahrrad abbildete.

Endlich lernten wir im wunderschönen Leer bei Bünting Tee den Ostfriesentee richtig zu trinken, nämlich indem man in eine dünnwandige Tasse ein Kluntje hineingibt, Tee draufschenkt und dann am Tassenrand entlang von links nach rechts Sahne einfüllt und nicht umrührt. Der Tee wird geschlürft und dazu isst man einen dick mit Butter bestrichenen Rosinenstuten. Wer früher zum Tee eingeladen wurde, durfte maximal drei Tassen trinken. Wer mehr trank, wurde nie mehr eingeladen, da er dem armen Gastgeber zu viel Tee wegtrank.

Zu unserer Freude verfügte das Hotel Ostfriesen-Hof in Leer über ein Hallenbad, das wir vor dem Frühstück nutzten.

Alle freuten sich über den langen Vormittag in Leer, zu dem es kam, weil wir noch die Räder von Doris und Anne bei der Paddel- und Pedalstation gegen Pedelecs umtauschten und Margit, deren Sattel nicht mehr hielt, ein neues Rad brauchte. In der Zwischenzeit besuchten einige die historisch eingerichteten Räume des Hauses Samson aus dem Jahre 1643 oder sonnten sich an den Ufern von Jümme oder Leda. Die Jümme mündet in Leer in die Leda und die Leda in die Ems. Endlich in Emden angekommen, freuten wir uns über den auf zweieinhalb Stunden geschrumpften "Nachmittag zur freien Verfügung". Ein Augenschmaus waren die Gemälde in der Kunsthalle, die wir zu unserem Glück am 1.Dienstag im Monat betraten. An diesem Tag hat das Museum bis 21 Uhr geöffnet und der Eintritt inklusive Audioguide kostet nur 4 € – wo gibt es denn so etwas noch! Geschäftsführerin ist Eske Nannen, die 29 Jahre jüngere Ehefrau des 1996 verstorbenen, aus Emden stammenden Verlegers Henri Nannen. Am besten gefielen uns die Gemälde von Franz Radziwill, 1895-1983, der in Wilhelmshaven verstarb. Da er lange Zeit in Dangast am Jadebusen lebte, kann man seine Werke dort im Radziwill Haus bewundern: www.radziwill.de . Das Otto Huus in Emden brachte uns zum lachen, doch leider blieb uns zu wenig Zeit, um alle Sketche von Otto Waalkes ansehen zu können. Sehr zum lachen ist der Sketch mit der Rechenaufgabe: Was ist 28 durch 7?, zu sehen bei www.youtube.com/watch?v=ZQvC-t5PB00 . Otto, der aus Emden stammt, meistert hier gleich drei Rollen: Vater, Mutter, Sohn. Die Mutter heißt aber nicht Susi Sorglos!

Links: Im Otto Huus in Emden
Rechts: Die wunderschön sanierte Kaiser Wilhelm Drehbrücke in Wilhelmshaven
Foto: Angelika Dietrich

Welche großen Schiffe im Hafen ankern, konnten wir auf der Hafenrundfahrt sehen. Beeindruckend ist das E-Ship 1. Es verfügt über vier 27 m hohe und 4 m breite Flettner Rotoren. Diese werden durch Luft angetrieben und sorgen für den Auftrieb, durch den das Schiff fährt. Durch die Nutzung der Windenergie kommt es zu einer hohen Energieeinsparung beim Diesel (das Schiff verfügt auch über einen Dieselantrieb). Das E-Ship 1 wurde 2010 in Emden fertiggestellt und liegt seit 2013 wegen technischer Probleme am Dieselgenerator im Hafen.

Die besten Matjesbrötchen aßen wir anschließend am Kai beim Emder Heringslogger.

Wir besuchten an dem Tag, an dem wir von Dornum zum Wattenmeer radelten, gleich drei Nationalparkhäuser des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Das modernste in Dornumersiel, das im hübschen Bensersiel und das veraltete in Carolinensiel. Dass wir endlich den Radweg entlang des Wattenmeeres fanden, verdanken wir der Wegebeschreibung eines Mitarbeiters des Wattenhuuses im hübschen Küstenort Bensersiel. Jedes Nationalparkhaus verfügt über Aquarien.

Viel erfuhren wir über herbes Pils bei der Jever Brauereiführung. Wer keinen Alkohol mochte, konnte bei der Verkostung auch eine Bionade trinken, die in Jever abgefüllt wird, oder ein alkoholfreies Jever fun. Zu den zwei Getränken gab es eine Laugenbrezel und noch für jeden ein Bierglas, alles zusammen für 7 €.

Wir genossen den radfreien Freitag beim Stadt- und Hafenfest in Wilhelmshaven am Jadebusen, wohin uns die Bahn brachte. Nur Andreas, Thomas und Seppel ließen sich das Radfahren nicht nehmen. Besonders schön sanierte man in Wilhelmshaven die Kaiser Wilhelm Drehbrücke, die Manfred und ich in Aktion sahen, als ein Seenotrettungskreuzer passierte.

Den letzten gemeinsamen Abend feierten wir im "Schwan" an der Hunte in Oldenburg, wo ich mich als Organisatorin der Radtour sehr über die Geschenke meiner Mitreisenden freute. Besonders natürlich über den 56 prozentigen Friesengeist mit 2&xnbsp;Gläsern und Pfännchen zum Löschen. Den Friesengeist muss man vor dem Trinken anzünden und das Feuer mit dem Pfännchen wieder löschen. Man trinkt das Glas in einem Zug aus und hält danach drei Sekunden die Luft an. Schlückchenweise schmeckt er aber auch gut. Der Kellner zündet den Friesengeist am Tisch an und sagt stets dazu:

" Wie Irrlichter im Moor flackert's empor. Lösch aus – trink aus, geniese leise auf echte Friesenweise den Friesen zur Ehr vom Friesengeist mehr!"

Am Abreisetag zeigte uns ein Stadtführer die vielen schönen Ecken Oldenburgs. Dazu gehört auch das Gemälde des Grafen Anton Günther, der von 1583 bis 1667 lebte und 64 Jahre in Oldenburg regierte. Selbst die englische Queen ist erst 61 Jahre lang im Amt. Am beeindruckendsten fand ich jedoch das moderne Plexiglaskreuz an der Decke der Lichtkuppel der Lambertikirche am Marktplatz, in dem sich alle Farben brechen und sich die Inneneinrichtung widerspiegelt.

Sowohl Hin- als auch Rückfahrt mit der Bahn von und nach Frankfurt verliefen für uns ohne Probleme. Wir hatten auch Glück mit dem Wetter, das sich von Tag zu Tag verbesserte. Es waren "schöne Tage ... nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen sind!"

Angelika Dietrich, Manfred Feih