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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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In der Frankfurter Rundschau vom 13. August 2013 macht sich Michael Herl, Autor, Theatermacher und Initiator des sommerlichen "Stoffel"-Spektakels im Günthersburgpark, seine Gedanken zur Radroute 8 und zur Abschaffung von Radwegen. Wir bedanken uns dafür bei ihm und bei der FR.

Redaktion Frankfurt aktuell

Weg mit den Radwegen

Eigentlich ist das Fahrradfahren in Großstädten weder eine Mode noch ein Freizeitvergnügen noch eine Alternative zum Auto, sondern schlicht eine Notwendigkeit. Zu Fuß ist man zu langsam, der öffentliche Personennahverkehr ist auch nicht der schnellste und außerdem teuer, und ein Automobil benutzen eh nur Rettungsdienste, Gehbehinderte, Lieferanten und Hirnlose. Sieht man von der Anschaffung des Geräts ab, ist das Fahrradfahren kosten- und konkurrenzlos. Das sehen die Kommunen in der Regel auch so und lassen sich immer wieder etwas einfallen, den Radlern einen Gefallen zu tun. Nächste Woche wird in Frankfurt wieder so was eröffnet. "Radroute 8" nennt sich diese neueste Errungenschaft, ist rund 1500 Meter lang und hat 2,1 Millionen Euro gekostet. Vergangenen Sonntag setzte ich mir einen lustigen Hut auf und fuhr die Strecke inkognito schon mal ab. Entdeckt habe ich nicht viel. Das meiste Geld dürfte wohl ein Plätzchen verschlungen haben, um das man früher herumfahren musste, und das man nun schnurstracks überqueren kann. Das entspricht einer Zeitersparnis von rund neunzehn Sekunden. Das ist zu begrüßen, erst recht, wenn man bedenkt, dass wir in einer Stadt leben, in der time angeblich money ist. Also dürfte sich die Investition für das Plätzchen etwa im Jahre 2099 amortisiert haben. Der Fairness eingedenk möchte ich nicht verschweigen, dass man nun auf dem Plätzchen auch sitzen und Latte trinken kann. Das ist schön. Doch zurück zur Sache. Es ist ja zu begrüßen, dass eine Stadt ein Geld in die Hand nimmt und es der Radfahrerei widmet. Immer noch besser, als neue Straßen zu bauen oder Flughäfen oder weitere Terminals. Und dennoch falsch. Denn um zu verhindern, dass Frankfurt so wird wie die laktosefreien Liegeraddomänen Münster, Tübingen und Freiburg und um den Wettbewerbsvorteil des Rads gegenüber Auto, Bus und Bahn auch wirklich auszunutzen, bedarf es anderer Maßnahmen. So sind Radwege grundlegend abzuschaffen. Ein Fahrrad gehört in der Großstadt auf die Straße, denn es ist dem Auto nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen. Man ist wendiger, hat die bessere Übersicht und ist fixer. Deswegen sollte aber auch das Radeln in Fußgängerzonen grundsätzlich verboten werden. Ebenso wie diese alberne Anzeigerei wegen Überfahrens einer roten Ampel. Lichtzeichen haben für Radfahrer lediglich einen beratenden Charakter. Das ist in jeder Großstadt gängige Praxis und wird sich irgendwann auch offiziell durchsetzen. Genau wie das Radeln gegen die Einbahnstraße, das ja seit einigen Jahren erlaubt ist. Ein Segen ist das. Seither habe ich auch eine Beleuchtung am Rad. Denn nachts mit einer jener grell leuchtenden LED-Lampen auf ein entgegenkommendes Auto zuzurasen, ist ein wonniges Vergnügen. Lässt man also Radwege und verzichtet auf diese Kinderstubenämpelchen und Verkehrskindergartenstraßenmarkierungen, die eh kein vernünftiger Mensch beachtet, wird eine Menge Geld frei. Wozu nutzen? Klare Sache: Umwandlung von PKW-Parkplätzen in Abstellflächen für Fahrräder. Mehr Kontrollen in Tempo-30-Zonen. Und gerne mehr Personal, um ihrer Brut hinterherradelnde Mütter vom Trottoir zu verweisen. Aber höflich. Und ohne Bußgeld. Das gehört für Radfahrer nämlich generell abgeschafft.

Michael Herl