Bericht aus Berlin
Es ist der 18. Juni, der Tag vor dem Besuch des amerikanischen Präsidenten in Berlin. Morgens gegen Viertel vor Sieben berichtet der Hessische Rundfunk dem sich rasierenden Hörer über die Vorbereitungen zum Obama-Besuch. Der Hauptstadtkorrespondent, "unser Mann in Berlin", spricht über geladene Gäste, Vorfreude und Sicherheitsvorkehrungen. Am Ende des Kurzberichts wird der Korrespondent vom hessischen Radio-Moderator nach persönlichen Einschränkungen während des Staatsbesuchs gefragt. Nun erfährt der verblüffte Hörer, sich weiter vor dem Radio rasierend, dass der Berichterstatter sein Fahrrad normalerweise vor dem Sender anzuschließen pflege, um jederzeit für Termine in der Hauptstadt startbereit zu sein. Dieses Fahrrad nun musste er aus Sicherheitsgründen von der Straße entfernen und in den Hauskeller stellen.
Welche Gefahren von dem Velo ausgehen, erfährt der Hörer nicht. Dass aber ein Hauptstadtkorrespondent eines seriösen Radio-Senders ganz selbstverständlich sein Fahrrad als das übliche Transportmittel erwähnt, wäre vor wenigen Jahren noch kaum denkbar gewesen. Wenn aber doch, hätte den sich rasierenden Hörer noch ein ironisch-mitleidiger Schlusssatz des Moderators erreicht.
Peter Sauer