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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Den Gedanken nachhängen

Christian Martens, ADFC Bad Vilbel, fährt gerne flott Rennrad und ist begeisterter Sammler von Bahnradwegen
Foto: Christian Martens

Radfahren hat ja den schönen Nebeneffekt, dass man dabei seinen Gedanken nachhängen kann. Dies gelingt umso mehr, je weniger man sich auf Verkehr oder Strecke konzentrieren muss. In diesem Punkt sind Bahntrassenradwege ja geradezu prädestiniert: abseits des motorisierten Verkehrs, ohne überraschende enge Kurven, fast immer weiträumig einsehbar, durch kontinuierliche Steigungen oder Gefälle ohne viel Schaltvorgänge fahrbar. Über weite Strecken ist das Dahingleiten auf diesen Radwegen wie ein meditativer Landschaftsfilm, zu dem man die Beine etwas bewegen muss. In Extremform habe ich dies auf dem Stück Bastogne – Gouvy parallel zur belgisch-luxemburgischen Grenze (BE163) erlebt: gute 20 km verläuft der Radweg nahezu gerade, weist kaum Steigungen auf, kaum eine Ortschaft am Wegesrand unterbricht den Landschaftsgenuss, man ist nur umgeben von der Hochmoorlandschaft der Ardennen.

Immer wieder werden die Gedanken durch Bahnhofsgebäude oder alte Eisenbahnrelikte wie Loks und Signale auf die Eisenbahnvergangenheit des Weges gestoßen. Da sinniert man dann, wie es wohl damals war, als die Strecke noch betrieben wurde und als zentrale Verkehrsanbindung entscheidend das Leben in der Region prägte. Manchmal ist das, was einem so durch den Kopf geht, aber auch sehr streckenspezifisch: das Wissen, dass der große Doppelbogen auf dem Vulkanradweg hinter Gedern den Schweizern als Teststrecke für ihre Lokomotiven diente, beflügelt und lässt die Steigung harmloser erscheinen. Wenn man auf dem Milseburgradweg unterwegs ist und immer wieder die Milseburg vor Augen hat, ist es ein erhebendes Gefühl zu wissen, dass man der Topografie ein Schnippchen schlagen und an entscheidender Stelle einfach im Tunnel verschwinden wird: schwupps sind 100 Höhenmeter geschenkt. Ähnlich geht es einem auf dem PanoramaRadweg niederbergbahn südlich von Essen, der auf zahlreichen Brücken kreuzungsfrei durch relativ dicht besiedeltes Gebiet führt. Da fühlt man sich mal nicht, wie sonst leider oft genug, als Verkehrsteilnehmer dritter Klasse, sondern als König. Das tut zur Abwechslung doch auch mal gut und lässt die alltäglichen Unzulänglichkeiten im Radwegenetz vor Ort leichter verschmerzen.

Christian Martens