Jeder Radsportler soll mindestens einmal im Leben die Gelegenheit haben, bei
"Rund um den Henninger-Turm" am Start zu stehen
Hermann und Erwin Moos, Gründer der Gesellschaft zur Förderung des Radsports
Foto: GFR
Tradition am 1. Mai:
"Rund um den Henninger-Turm"
Zum 50. Mal wurde am 1. Mai 2011 das Profi-Radrennen gestartet, und die "Gesellschaft zur Förderung des Radsports" feierte ihr einundfünfzigjähriges Bestehen. Sie ist für die sportliche Organisation und die Fahrerverpflichtung in Frankfurt verantwortlich. Dieser 1. Mai war ein historisches Datum für den deutschen Radsport, denn es gibt in Deutschland kein Radrennen, das auf eine Tradition von fünf Jahrzehnten zurückblicken kann.
Dieses Jubiläum nahm der Veranstalter des Radklassikers zum Anlass, allen mit dem Fahrrad verbundenen Institutionen ein Podium zur Werbung für das Fahrrad zu geben. So begann auch die Zusammenarbeit mit den ADFC Kreisverbänden Frankfurt und Main-Taunus, die sich mit Infoständen in den beiden Event-Arealen "Alte Oper Frankfurt" und "Mann Mobilia Eschborn" sowie mit dem Angebot von Shuttletouren per Rad zwischen Start und Ziel an der Veranstaltung beteiligten. Seit letztem Jahr ist die Gesellschaft zur Förderung des Radsports (GFR) auch Fördermitglied des Kreisverbandes Main-Taunus.
Links: Start des Nachwuchsrennens (ohne Lizenz) an der Alten Oper
Rechts: Zieleinlauf vor dem Henningerturm in den 60er Jahren
Fotos: GFR
Die Gesellschaft wurde 1961 von den Brüdern Hermann und Erwin Moos gegründet, damit auf der Radrennbahn im Waldstadion weiterhin Rennen stattfinden konnten. Die Stadion GmbH hatte sich wegen nachlassendem Publikumszuspruch zurückgezogen. Der Frankfurter Lokalmatador Theo Intra und Schrittmacher Otto Faltin gaben zusammen mit dem Geschäftsmann Fritz Scherer den Anstoß zu dieser Idee, die Brüder Moos sorgten für ihre Realisierung. Sechs Steherrennen im Jahre 1961 waren der Anfang, später wurden Deutsche Meisterschaften, eine Schule für Nachwuchssteher unter der Leitung von Ex-Weltmeister Walter Lohmann und zahllose Amateurrennen organisiert.
Doch zur wesentlichen Aufgabe der Gesellschaft wurde 1962 die Organisation des Straßenrennens "Rund um den Henninger-Turm". Es war Glück, dass die Gesellschaft gerade bestand, als in der Direktionsetage der Henninger-Bräu AG beschlossen wurde, durch ein Radrennen den neu gebauten Henninger-Turm populär zu machen. Dass daraus eine mehr als 40 Jahre dauernde Tradition entstand, ist eine bemerkenswerte Leistung.
Zudem wirkte die Gesellschaft mit bei der Ausrichtung der Bahn-Weltmeisterschaft 1966 und beim Tour de France-Start 1980 in Frankfurt unter dem Motto "Vom Henninger-Turm zum Eiffel-Turm".
Das Profi-Rennen wurde im Laufe der Zeit zum Schüler- und Jedermannrennen erweitert. "Jeder Radsportler soll mindestens einmal im Leben die Gelegenheit haben, bei ,Rund um den Henninger-Turm' mitzumachen". Das war die Philosophie von Erwin und Hermann Moos, die 2002 bzw. 2004 verstarben.
Seit dem Tod der beiden Brüder führt der Sohn von Hermann Moos, Bernd Moos-Achenbach, die Geschäfte der Gesellschaft zur Förderung des Radsports im Sinne seines Vaters und seines Onkels weiter.
Seiner Ausdauer ist es zu verdanken, dass das Rennen auch seine größte Krise, verursacht durch die aktuelle Dopingproblematik im Profisport, vorerst überstanden hat. Ihm gelang es, trotz des weiterhin angeschlagenen Renommees des Profi-Radsports, nach dem Ausstieg der Henninger Brauerei, neue Sponsoren zu begeistern und damit den Fortbestand des Traditionsrennens zu sichern. Dabei setzte er besonders auf die Förderung der Schüler-, Jugend- und Jedermannrennen. Die Beibehaltung des Radsportfeiertages 1. Mai war ihm dabei so wichtig, dass er sogar auf die Anerkennung des Weltcup- bzw. Pro-Tour-Status durch UCI verzichtete. Diese fordert nämlich seit Jahren eine Terminverlegung des Rennens auf ein Wochenende, als Voraussetzung zur Wiederaufnahme in die höchste Kategorie des Rennkalenders. Und so heißt es auch in diesem Jahr wieder am Mittwoch, dem 1. Mai "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" (so der neue Name der Traditionsveranstaltung). Wer einmal erleben möchte, mit welcher Begeisterung bereits die Schüler ihren Sport ausüben, dem empfehle ich, ab 8 Uhr an der Alten Oper vorbei zu schauen. Ein besonderes Highlight für Insider stellt dabei das Nachwuchsrennen der ganz Kleinen (ab 6 Jahren) dar, welches traditionell kurz vor der Ankunft der Profis an der Alten Oper ausgetragen wird. Aktuelle Informationen finden Sie rechtzeitig vor dem Rennen auf der offiziellen Homepage des Veranstalters www.eschborn-frankfurt.de. Hier sind auch Anmeldungen zu den Jedermannrennen möglich.
Sebastian Buch