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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Hirschhorn am Neckar
Foto: Jochen Kramer

Drei Flüsse und drei Länder

250 km Kultur und abwechslungsreiche Landschaftsbilder – eine Genuss-Fahrradtour im Oktober

Drei Flüsse: Main – Rhein – Neckar
Drei Länder: Hessen – Rheinhessen – Württemberg

Schon nach dem Start am Frankfurter Hauptbahnhof trifft uns auf der Sachsenhäuser Mainseite voll ein heftiger Gegenwind aus Süd-West – genau unsere Fahrtrichtung. Über die Schwanheimer Düne geht es nach Hattersheim, dem Tor zur aussichtsreichen Regionalparkroute. Hier auf der Höhe erfasst uns der Gegenwind total. Wir müssen kräftig in die Pedale treten, obwohl die Strecke eben verläuft. Die Pause an der Flörsheimer Warte bei Handkäs und einem Schoppen guten Rheingauer Weins haben wir uns – nach dem Krafteinsatz – schließlich verdient. Gelohnt hat sich die Strecke, die Sicht ist sehr gut – Taunus, Odenwald, die Skyline von Frankfurt sind prima zu sehen. Abwechslung bieten auch die vielen sehenswerten Attraktionen und Skulpturen an der Strecke. Die Rosen im Rosarium bei Hattersheim blühen noch. Das Haus der Dichter erheitert mit einer Sammlung von Gedichten bekannter Autoren. Auch die Skulptur "Eisenbaum" (ganz aus Stahl gefertigt) in der reizvollen Flörsheimer Schweiz erregt Aufsehen und bietet von seiner Plattform eine umfassende Aussicht über das Rhein-Main-Gebiet.

Danach geht es flott bergab zum Main bei Flörsheim. Dort treffen wir auf den Radweg R3 Richtung Mainz und weiter geht es, vorbei an der berühmten Weinlage "Victoriaberg" bei Hochheim. Seit dem Besuch der englischen Königin Victoria in Hochheim wird noch heute der Wein dieser Hochheimer Lage bei Festlichkeiten am englischen Hof serviert. Dieser, wie auch der Wein vom Rhein, wird in England "Hock-Wein" genannt, da "ch" im Englischen als "k" ausgesprochen wird.

Wir fahren weiter über den neuen asphaltierten Radweg zum geographisch zentralen Punkt der Region, der Mainspitze. Hier fließen Main und Rhein zusammen. Wieder eine tolle Rundumsicht, diesmal auf Mainz mit Dom und im Hintergrund die Rheingauer Berge. Der Platz ist neu gestaltet und lädt zum Verweilen ein.

Der nächste geplante Halt auf der Halbinsel Nonnenau im Landgut Langenau blieb uns leider verwehrt. Die Fähre fährt jetzt nach dem Winterfahrplan, d.?h. um 16.00 Uhr ist die letzte Überfahrt. Wir sind zu spät. Deshalb geht es weiter nach Oppenheim zur Fähre Kornsand. Diese Fähre ist im Einsatz, da sie dem öffentlichen Verkehr dient.

In Oppenheim beziehen wir direkt am Marktplatz in einem kleinen, zur Pension umgebauten Fachwerkhaus Quartier. Der Tagesabschluss im Zentrum des rheinhessischen Weinanbaugebietes findet natürlich mit rheinhessischem Wein und Pfälzer Saumagen statt.

Die Frage am nächsten Morgen: Was macht der Wind? Er bläst noch immer kräftig, aber zum Glück weniger heftig. Besichtigungspflicht in Oppenheim: die prächtige gotische Katharinenkirche und vor allem das daneben stehende Gebeinhaus mit einer großen Anzahl von Knochen aus einigen Jahrhunderten – gruselig sehenswert.

Weiter radeln wir nach Guntersblum, ebenfalls ein berühmter Weinort. Wir wählen aber nicht den Rheinradweg, sondern fahren zick-zack über Weinbergwege. Die Weinlese ist in vollem Gange. Der verführerische Geruch der Trauben liegt in der Luft. Die hochgelegene Strecke durch die Weinberge bietet wieder mal eine beeindruckende Aussicht, diesmal auf den Rhein, die Rheinebene und den Odenwald.

links: Eis in Michelstadt
rechts: Gotische Katharinenkirche in Oppenheim in Rheinhessen
Fotos: Jochen Kramer

Nach Worms, der Stadt der Nibelungen, radeln wir dann auf dem Rheinradweg. An der alten Rheinbrücke bei Worms gibt es einige Terrassenrestaurants direkt am Rhein, so dass man den regen Schiffsverkehr ausgiebig beobachten kann. Zur Mittagsrast wählen wir das Restaurant mit selbstgebrautem Bier.

Die Kultur soll nicht zu kurz kommen. Eine Besichtigung des hochromanischen Domes (12. Jahrhundert) ist lohnenswert und beeindruckend.

Wir überqueren den Rhein und fahren in Richtung Neckar auf gut ausgebauten Radwegen.

In Viernheim leitet uns ein freundlicher Radler in Richtung Ladenburg. Abends erreichen wir die alte Römerstadt Ladenburg mit einer fast vollständig erhaltenen Stadtmauer. Auch die idyllische, malerische Altstadt ist einen Rundgang wert. Ladenburg war Wohnort des Autoerfinders Carl Benz. Seine erste Garage existiert heute noch. Unterkunft finden wir in einem Bett?+?Bike-Hotel.

In Heidelberg besichtigen wir die historische Neckarbrücke, lassen die Innenstadt aber aus. Ab Heidelberg führt der Neckarradweg an einer recht lebhaften Landstraße entlang. Bei Neckargemünd können wir auf die "autofreie" linke Neckarseite wechseln. Es bieten sich reizvolle Blicke auf die Burgen bei Neckarsteinach und Hirschhorn. Einer der reizvollsten Abschnitte des Tales.

Der nächste Übernachtungsort Eberbach empfängt uns mit einer hübschen Neckarpromenade und einem pittoresken Stadtbild. Die ehemalige Reichsstadt besitzt noch eine kleine sehenswerte Altstadt. Abendessen im württembergischen Land natürlich mit Spätzle und Trollinger.

Heute erklimmen wir die Odenwaldhöhen bei Beerfelden. In den Tälern liegt noch Nebel. Die Höhen und Kuppen sind nebelfrei und sonnenumflutet – ein wunderschöner Anblick.

Auf dem R4 geht es ab sofort über Erbach, Michelstadt (Eispause am historischen Rathaus) und dem romantischen Mümlingstal entlang bis Höchst (im Odenwald) fast nur noch bergab. In Höchst müssen wir unsere Rundtour nach ca. 250 km beenden, damit Wilhelm in Frankfurt den Zug nach Kassel erreichen kann.

Wilhelm Allerdisse (Kassel)
und Jochen Kramer (Frankfurt)