Editorial
Wenn eine stark befahrene innerstädtische Straße, die als Rennstrecke zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt benutzt wird, nun deutliche Hinweiszeichen auf den Radverkehr erhält, symbolisiert das für mich einen weiteren Fortschritt in der Frankfurter Verkehrspolitik. Trotz aller Mängel, mit denen wir Radfahrer bisher (und vielerorts auch weiterhin) leben müssen, sind doch inzwischen Fahrradpiktogramme auf dem Asphalt der meisten Stadtteile zu einer Selbstverständlichkeit geworden – als Signal an alle Verkehrsteilnehmer, dass hier und dort mit uns zu rechnen ist.
Nahezu wöchentlich entdecke ich in der Stadt Neuerungen, die den Radverkehr betreffen. Von niederländischen Verhältnissen sind wir aber noch weit entfernt. In Groningen wird damit experimentiert, Radfahrern bei Regen Vorrang gegenüber dem motorisierten Verkehr einzuräumen. In Lichtsignalanlagen für den Radverkehr sollen Sensoren eingebaut werden, die dafür sorgen, dass bei Regen oder Schnee früher als sonst von Rot auf Grün umgeschaltet wird. Das glaubt ihr nicht? So hat es kürzlich der Groninger Gemeinderat beschlossen. Nachzulesen auf www.gemeente.groningen.nl . Wer dort nach "fietser in regen" sucht, wird fündig. Willkommen im Jahr 2013!
Nicht nur die Niederländer sind uns beim Radverkehr voraus. Bertram Giebeler, der sich leichten Herzens über das aktuelle "Schwaben-Bashing" in und aus Berlin hinweg setzt, ist in Stuttgart fündig geworden. Dort macht er beim Umgang mit dem Radverkehr an Baustellen einen deutlich höheren Standard aus als bei uns (siehe Artikel "Ärger und Gefahr an Baustellen").
In dieser Ausgabe ist mehrfach von "ehrenamtlichen Radverkehrsbeauftragten" die Rede. "Radverkehr" ist offensichtlich in den Gemeindeverwaltungen angekommen. Aber ist das Wort "ehrenamtlich" nicht auch ein Hinweis darauf, dass man noch weit davon entfernt ist, sich diese Arbeit etwas kosten zu lassen? Wie Stadtverwaltungen sich des Themas Radverkehr auch annehmen können, hat Günther Gräning bei einer Sitzung des Verkehrsausschusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Bad Homburg erleben dürfen (siehe "Ratlos oder Rad ab?"). Und wie mühsam es sein kann, eindeutige Beschilderungen von Radverkehrsanlagen durchzusetzen, steht in "Die Mühlen mahlen langsam".
Wurschtelt weiter, fahrt Rad und bohrt dicke Bretter. Geduld vorausgesetzt, sind Erfolge möglich.
Peter für das Redaktionsteam