Neu gebaut und doch völlig veraltet - Radverkehrsführung über die U-Bahn am Kreisverkehr Altenhöfer Allee / Riedbergalle
Foto: Fritz Biel
Frankfurt ist nicht Zickzackhausen
Gleisquerungen - fahrradfreundlich geht anders!
Die Diskussionen um die Fehlplanungen in der Friedberger Landstraße haben ein grelles Schlaglicht geworfen auf das Verhältnis zwischen städtischen Planern und den Planern der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF), die als Generalunternehmer neben dem Bau der Straßenbahnlinie nach Preungesheim die Verantwortung trägt für den gesamten Umbau der Friedberger Landstraße. Dass es bei dieser Konstruktion zu Interessenkollisionen kommt, ist nicht weiter verwunderlich. Für die VGF stehen nun einmal die Interessen des Öffentlichen Verkehrs im Vordergrund. Das führt auch bei anderen Planungen immer mal wieder zu Auseinandersetzungen und keineswegs selten zu Fehlleistungen.
Aufgabe der städtischen Planer muss es sein, rechtzeitig kontrollierend einzugreifen und dafür zu sorgen, dass die Interessen aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden. Dass dies keineswegs einfach ist und noch weniger selbstverständlich, sei hier an aktuellen Beispielen einiger Überwege für den Radverkehr aufgezeigt. Teilweise sind sie zu unserem Leidwesen bereits gebaut, teilweise konnte der ADFC rechtzeitig Korrekturen anregen und durchsetzen, andere sind in Planung und dort droht weiterer Ärger.
Durch diese hohle Gasse müssen alle - Engpass im Z-Design am -Riedberg
Foto: Fritz Biel
Bei Regen nur was für Spezialisten - Radfahrersperrwerk am Erlenbruch
Foto: Peter Sauer
Das Beispiel Riedberg
Bereits 2006 hatte der ADFC die Führung des Radverkehrs im Kreisverkehr Altenhöfer Allee / Riedberg-allee kritisiert (Zum Beispiel Riedberg, Frankfurt aktuell 5/2006). Trotz anders lautender Versprechen wurde die Kritik nicht aufgegriffen und die Fehler im weiteren Verlauf der Baumaßnahmen nicht korrigiert. Im Gegenteil: Mit dem Bau der U-Bahn-Strecke setzten die Planer der VGF noch einen oben drauf. Statt eines Radwegs, der durch seine kreisförmige Anordnung die Zugehörigkeit zum vorfahrtberechtigten Kreisverkehr klar erkennen ließe, werden die Radfahrer durch einen Fußgängerüberweg geschleust, der nicht einmal ansatzweise den Anforderungen einer zeitgemäßen Radverkehrsanlage gerecht wird. Es gibt keinerlei Furtmarkierungen, die dem Autoverkehr die Vorfahrtberechtigung der Radfahrer im Verlauf des Kreisverkehrs signalisieren. Stattdessen müssen diese den Zebrastreifen befahren und sich mit den Fußgängern durch ein Stangengewirr im Zickzack-Design kämpfen, das an der engsten Stelle keine zwei Meter breit ist (siehe Foto). Dass angesichts dieses Hindernisparcours kaum genug Zeit bleibt, seine Aufmerksamkeit der eigentlichen Gefahrenquelle zu widmen, der Querung der U-Bahn-Gleise, ist wohl nur für Leute nicht nachvollziehbar, die noch nie im Sattel eines Fahrrads gesessen haben. Dabei ist der Stangenwald völlig überflüssig. Die Querung der Gleise ist durch eine Signalanlage hinreichend gesichert, auch wenn sich diese ausweislich ihrer Streuscheibensymbole (s. Titelfoto) nur an die Fußgänger wendet. Dass dieser gefährliche Unsinn für Radfahrer auch noch benutzungspflichtig ist, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Fazit: Die Führung des Radverkehrs im Kreisverkehr Altenhöfer Allee / Riedbergallee ist hoch problematisch. Sie verstößt gegen alle einschlägigen Regelwerke und muss dringend geändert werden. Die abenteuerliche Gleisquerung ist dabei nur ein Punkt von vielen.
Das Beispiel Friedberger Warte
In der ursprünglichen Planung sollten Radfahrer, die - stadtauswärts fahrend - an der Friedberger Warte nach links in die Homburger Landstraße abbiegen wollten, an der Warte vorbei fahren bis zur dahinter liegenden Straßenbahnhaltestelle, dort über den Fußgängerüberweg im Z-Design mit drei unabhängig signalisierten Ampeln die gegenüberliegende Straßenseite ansteuern, um dann zurückzufahren bis zur Homburger Landstraße. Dass diese Verbindung Teil einer Fahrradroute ist, störte die Urheber dieser Planung weiter nicht. Sie wussten es wahrscheinlich nicht einmal. Sie planten schließlich eine Straßenbahn.
Zum Glück konnte diese Fehlplanung im letzten Moment gestoppt werden. Für die Linksabbieger wird jetzt vor der Friedberger Warte eine Fahrradampel installiert. Von dort können sie auf direktem Weg in die Homburger Landstraße abbiegen.
Das Beispiel Erlenbruch
Seit dem Bau des Betriebshofs Ost der VGF zieren den viel befahrenen Weg durch den Grünzug des Erlenbruchs vier eng gestaffelte Umlaufsperren (siehe Foto). Sie behindern den Radverkehr auch dann, wenn gar keine Bahn den Betriebshof ansteuert oder verlässt. Die Strecke ist Teil der geplanten Fahrradroute nach Fechenheim. Da macht sich eine solche Ansammlung von Hindernissen nicht so gut. Deshalb hatte der ADFC angeregt, im Zuge der Umsetzung der Fahrradroute die Sperrwerke durch eine Schranken- oder Signallösung zu ersetzen, die nur bei Bedarf zum Einsatz kommen. Auf Antrag der CDU (NR 1367 vom 28.4.2009) beschloss daraufhin das Stadtparlament im Mai 2009 die Pläne für die Fahrradroute mit der Ergänzung, die Gleisquerung durch eine Schrankenanlage zu sichern. Die Fahrradroute ist Teil des Pakets, für das 2009 zur Beschleunigung der Umsetzung auf die Beantragung von Landeszuschüssen verzichtet wurde.
Das Beispiel Lyoner Straße
Derzeit wird für die bessere Kfz-Erschließung der Bürostadt Niederrad eine neue Abfahrt von der Autobahn gebaut. Der Magistrat hat aus diesem Anlass Pläne für den Umbau der Kreuzung Lyoner Straße / Straßburger Straße vorgelegt (M 156/2011) vorgelegt. Für den Radverkehr aus der Bürostadt ist eine durchgehend markierte Furt vorgesehen, die in einem Zug befahren werden kann. Das gilt leider nicht für die Gegenrichtung. Hier sollten zur Steigerung der Leistungsfähigkeit für den Autoverkehr die Radfahrer wieder gemeinsam mit den Fußgängern über die Gleise der Straßenbahn geführt werden, Zwischenaufenthalt auf der Insel und Sperrgitter inklusive. Zum Glück hat der Ortsbeirat aufgepasst und eine Anregung an den Magis-trat beschlossen (OA 81/2011), die auch für die Fahrt in Richtung Bürostadt eine durchgehende Radfurt ohne Hindernisse und Zwischenstopp fordert. Das Verkehrsdezernat hat eine entsprechende Überarbeitung der Pläne im Zuge der Umsetzung zugesagt.
Nachhaltigkeitsstrategie einmal anders? Hölzerne Sperrwerke an der
U-Bahnstation Wiesenau
Foto: Fritz Biel
Warum Umlaufsperren auch Drängelgitter heißen - Fußgängerüberweg im Z-Design der 60er-Jahre an der Eschersheimer Landstraße
Foto: Fritz Biel
Radfahrer sind überall
Es gibt wohl kaum einen Überweg über Bahngleise, der nur von Fußgängern benutzt wird. Die separaten Gleiskörper sind immer ein Hindernis, das man nur an wenigen Stellen queren kann und die werden immer auch von Radfahrern benutzt. Man sollte sie also auch entsprechend bauen. Dabei sollte man klar trennen zwischen signalgeregelten Überwegen und den nur mit einem Andreaskreuz gesicherten Gleisquerungen.
Es gibt keinerlei Notwendigkeit, an Überwegen mit Ampeln zusätzliche Sperrgitter aufzubauen, schon gar nicht mit Blick auf Unfälle mit Radfahrern. Es gibt nämlich keine Unfälle mit Radfahrern an solchen Überwegen. Es gibt auch keine Vorschrift, die den Einbau solcher Hindernisse an signalgeregelten Überwegen vorschreibt.
Deren Sicherheitsgewinn ist durchaus strittig. Sie zwingen die Verkehrsteilnehmer, ihre Aufmerksamkeit den Sperren zuzuwenden und lenken damit von der eigentlichen Gefahr ab. Das gilt in besonderem Maß bei beengten Verhältnissen. In der Eschersheimer Landstraße gibt es seit mehr als 40 Jahren Überwege mit Ampeln plus Sperrgittern in Z-Form. Sie haben die mehr als 30 tödlichen Unfälle nicht verhindert, übrigens alles Fußgänger, kein Radfahrer. Man kann also mit guten Gründen davon ausgehen, dass derartige Sperrgitter eher kontraproduktiv sind, zumal viele den Anforderungen der einschlägigen Regelwerke nicht gerecht werden.
Damit sind wir beim Thema Standards. Bei Planung und Bau von Gleisquerungen zeigt sich erneut, wie wichtig es wäre, endlich zu verbindlichen Vereinbarungen für die Ausgestaltung von Radverkehrsanlagen zu kommen. Der Auftrag des Parlaments an den Magistrat (§ 3236 vom 20.6.2002) jährt sich 2012 zum zehnten Mal, ohne dass bisher ein konkretes Ergebnis vorliegt.
Es wäre schön, wenn der neue Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) diesen Auftrag ernster nähme als seine Vorgänger.
Das ist jedenfalls der Wunsch von
Fritz Biel