Restrisiko
So ganz ohne Restrisiko macht das Leben keinen Spaß - so denkt die Atom-Lobby. Und nicht nur die.
Im vornehmen Kurort Bad Homburg v.d.Höhe spielt man ein Spiel namens "Golf". Man spielt es mit einer Art übergroßer Murmeln auf einer Rasenfläche von der Größe von etwa 50 Fußballfeldern. Und wie beim Murmelspiel muss die Kugel am Ende in ein Loch hinein.
Die Golfanlage besitzt einen großen Parkplatz, auf dem Autos, die kleiner sind als das gleichnamige Auto, offenbar nicht sehr willkommen sind. Sie ist nicht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, und auch einen Stellplatz für Fahrräder sucht man vergeblich: Niemand kommt dorthin zu Fuß oder gar mit dem Fahrrad.
Allein wegen der schieren Größe das Golfrasens muss der offizielle Bad Homburger Rundweg für Wanderer und Radfahrer ihn wohl queren - und jetzt wird's richtig lustig:
Wie auf dem Foto zu erkennen ist, wird am Weg vor "fliegenden Golfbällen von links" (so heißen die Murmeln) gewarnt. Das ist sehr sinnvoll, denn fast unmittelbar rechts und links des Weges befindet je ein markierter Schlagplatz. Was will uns das Schild sagen? Nun - die Golfkugeln kommen von links geflogen, nicht von rechts; also haben Radfahrer offenbar Vorfahrt. Allerdings befindet sich auf dem Golfrasen leider kein entsprechendes Schild "Vorsicht, Menschen von rechts!". Wozu es auf beiden Seiten des Weges Schlagplätze gibt, mögen die Golfgötter wissen. Sie waren wohl auch an der charmanten Formulierung "Lebensgefahr" auf einem weiteren Schild am Rundweg beteiligt, denn so etwas fällt in ihren Zuständigkeitsbereich. Und selbst wer mit einem Golfball Kontakt hatte, darf ihn nicht etwa aufheben - das erledigen in solchen Fällen wohl auch die Golfgötter.
Behinderte, insbesondere Blinde, Kinder unter 5 Jahren und Analphabeten haben deutlich schlechtere Karten als rasende Mountain-Biker, allein wegen ihrer längeren Verweildauer.
Aber man kann sich schließlich nicht um alles und jeden kümmern. Und wie oben gesagt: So ganz ohne Restrisiko...
Günter Gräning