Zu unserem Titelbild:
Die Zeichen der Zeit
Dicht stehen acht Fahrräder zusammen. Kompakt sind die Rahmen mit schweren Sicherheitsschlössern untereinander verbunden, vorsichtshalber ergänzt durch Drahtkabel. Unterschiedliche Sattelhöhen und Rahmenformen lassen an einen Familienausflug denken, vielleicht (wie viele achtköpfige Familien mag es geben?) mit jugendlichen Freundinnen. Alle Velos sind mit einer dynamobetriebenen Lichtanlage ausgestattet (hier hinken die Erwachsenen technisch der Jugend hinterher), alle Räder haben alltagstaugliche Gang-schaltungen, alle Räder lassen sich offensichtlich sicher bremsen. An jedem der Fahrräder ist ein Gepäckträger, an jedem Lenker eine (wahrscheinlich hell-tönen-de) Klingel montiert. So weit, so normal. Jedoch - ist so viel geballte Vernunft wirklich normal? Auf den Sätteln sind Spuren eines vergange-nen Regenschauers zu erkennen. Und, jetzt wird's weniger normal, dieser Velo-Verbund steht nicht vor einem Gartenlokal weit draußen im Grüngürtel, sondern mitten in der Stadt. In der Steinwüste vor dem Museum für moderne Kunst, dessen Umgebung gemeinhin als wenig fahrradfreundlich gilt.
Ein Familienausflug ins Museum, mit Kindern, per Rad dem von vielen gefürchteten Großstadtverkehr trotzen? Auf hochklassigen Velos? Sind das bereits die ersten Zeichen einer neuen Zeit?
Peter Sauer