Was macht ein Reiseradler im Winter ?
Der Schnee liegt meterhoch, das Fahrrad steht im Schuppen. Und was soll der Radler tun? Radeln geht nicht. Aber träumen und planen geht! Wohin soll ich meinen Drahtesel im nächsten Jahr führen? Die Auswahl ist riesengroß.
Fahre ich alleine oder in Gesellschaft? Will ich übernachten? Und wo? Fahre ich ausgetretene (besser: ausgefahrene) Pfade, etwa an Flüssen mit zertifizierten Radwegen und vielen Übernachtungsmöglichkeiten? Oder suche ich einsame Berggegenden, wo ein Reiseradler mit Gepäck noch als Weltwunder gilt? Oder fahre ich kilometerlang an Deichen gegen den Wind? Will ich Kultur? Welche: richtige oder nur Ess- und Trinkkultur? Oder lieber pure Natur? Und wenn es denn doch ein Fluss sein soll, stellt sich die fundamentale Frage: aufwärts oder abwärts?
Man sagt, der Weg sei das Ziel. Aber so ganz ohne richtiges Ziel geht es nicht. Oder doch? Wenn ich im Kreis fahre und wieder nach Hause komme: Ist das dann ein richtiges Ziel?
Also wälze ich Atlanten und Radkarten. Ich könnte im Inland fahren oder auch ins Ausland. Von West nach Ost oder von Ost nach West oder irgendwie schräge. Im Kreis oder im Dreieck. Mit dem Zug bis irgendwo und dann nach Hause zurück. Oder umgekehrt. Radtouren sind Abenteuer, Zugreisen oft noch mehr.
Und wie orientiere ich mich? Gar nicht? Mit Radkarten oder mit Hilfe von beschilderten Radfernwegen? Oder schleppe ich ein Navigationsgerät mit mir herum? Fragen über Fragen.
Ich habe eine blendende Idee: Ich gehe jetzt in meinen Schuppen und frage mein Rad, was es auf Touren abends am liebsten trinkt: Bier, Wein oder gar Tee? Und wehe, wenn es sagt "nur Öl"! Dann bin ich so schlau wie zuvor.
Günther Gräning