Frankfurt–Bad Brückenau mit Navigation
Thomas Leißle hatte zum 18. Nordbayerischen Pedersentreffen nach Bad Brückenau eingeladen. Da wollte ich dabei sein. Und weil das Kurbad im Sinntal nur gute 100 km vor Frankfurt liegt, beschloss ich mit meinem Pedersen direkt dorthin zu fahren. Dreiviertel des Weges wollte ich am Vortag des Treffens zurücklegen, um nach einer Übernachtung gut ausgeruht vor dem Deutschen Fahrradmuseum – unserem Treffpunkt – vorzufahren. Es kam, wie so oft, wieder einmal anders:
Ich kaufte das GPS-Gerät von xplova, das von der RadWelt-Redaktion getestet und für gut befunden wurde. Das Navi sollte mir den Weg von Frankfurt durch das Kinzigtal bis nach Bad Brückenau weisen. Da ich die Strecke bis Gelnhausen gut kenne, konnte ich während der ersten 50 km beurteilen, ob mich das Gerät richtig führt. Ja, ich war schon nach den ersten Kilometern überzeugt, einen guten Kauf gemacht zu haben. Die vorgeschlagene Streckenführung entsprach fast genau dem Routenverlauf, den ich auch ohne GPS genommen hätte. Bis Bergen-Enkheim! Dort, kurz vor Verlassen von Bergen in Richtung Maintal, wurde ich in das Naturschutzgebiet Berger Hang geleitet. Das ist zwar ein landschaftlich reizvolles Gebiet, aber zur schnellen Durchfahrt ungeeignet. Ich quälte mich also durch Gestrüpp und feuchte Wiesen, bis ich wieder festen Boden unter die Reifen bekam.
Hier versagt das Navi: Moto-Cross Schneise
Durch das Kinzigtal bis nach Gelnhausen ging es dann flott und in gewohnter Streckenführung voran. Ein kurzer Besuch bei meiner Tochter im "Floristik Design", auftanken der Wasservorräte und dann nichts wie weiter. Bad Soden-Salmünster war bald erreicht. Dann geschah etwas unerwartetes: das Navi lotste mich nach rechts aus dem Kinzigtal hinauf über einen Bergrücken. Da quälte ich mich schweißtreibend steil bergauf. Als es nicht mehr höher ging, ahnte ich schon, nun beginnt die wohltuende Abfahrt in das Sinntal. Dann schlug mir das Navi vor, die Straße zu verlassen und in einen Waldweg einzubiegen. Diesem Weg folgte ich abwärts radelnd und fand mich nach einigen hundert Metern auf einer riesigen Baustelle wieder. Hier war kein Radeln mehr möglich. Durch den Wald waren breite Schneisen gerodet worden. Planierraupen hatten Wurzeln und größere Steine entfernt und das gerodete Gelände zu einer Moto-Cross-Anlage verunstaltet. Nachdem ich mit meinem Pedersen mühevoll auf der Piste nach unten gerutscht war, sah ich, wer für diese Naturzerstörung verantwortlich zeichnet: der MSC Mernes e.V. im ADAC. Mit einigen Flüchen auf den Lippen entfernte ich mich von dem Gelände. Inzwischen hatte das Navi die Route neu berechnet und so folgte ich seinen Anweisungen durch die nächsten Ortschaften. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit stellte ich bald fest, dass die Orte immer kleiner wurden und meine Chancen schwanden, ein Nachtquartier aussuchen zu können. Es war noch hell. Ich radelte weiter, bis ich ein Hinweisschild sah, auf dem auf Bad Brückenau in 17 km hingewiesen wurde. Das schaffe ich auch noch, dachte ich und trat mit neuem Schwung in die Pedale. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichte ich Bad Brückenau. Mein GPS sagte mir, das Ziel liegt links. Und tatsächlich stand ich direkt vor dem Badhotel, dessen Adresse ich als Ziel eingegeben hatte. Doch das Hotel war leider ausgebucht. Die freundliche Dame am Empfang bot mir jedoch eine Übernachtungsmöglichkeit für mein Pedersen im Hotel-Büro sowie die Vermittlung eines Zimmers in einem anderen Hotel an. Es gibt noch Kundenfreundlichkeit!
Pedersen vor dem Kurhaus Bad Brückenau
Die Wiedersehensfreude mit etwa fünfzig Pedersenfreunden am nächsten Tag war groß und hielt auch den widrigen Wetterbedingungen stand. Das Navi brauchte ich erst wieder auf der Heimfahrt über Gemünden mit Bahnanschluss nach Frankfurt. Von diesem Treffen wird mir die Jungfernfahrt mit dem Navi von Frankfurt bis Bad Brückenau mit 115 km und ständigem Auf und Ab besonders in Erinnerung bleiben. Und das Fahrradmuseum. Und die Regenfahrt von der Wasserkuppe nach Hilders und nach Fulda. Und die leckeren Torten im Cafe am Dom. Und die gute Organisation. Und die interessanten, netten Pedersenfreunde mit ihrer guten Laune. Und … und … und
Günter Tatara