Großes Interesse am Radverkehr
Auf Einladung des ADFC Hessen kam erneut eine südkoreanische Delegation zu Fachgesprächen in den Infoladen
Dank des engagierten Einsatzes von Hye - Seong Yun (4. von links) gelang die Verständigung zwischen Koreanern und Deutschen im Frankfurter Infoladen.
Frankfurt am Main gehört weltweit zu den bekanntesten deutschen Städten. Auf Wetterkarten ausländischer Fernsehsender repräsentieren die Angaben für Frankfurt häufig das Wetter in Deutschland. Dies könnte zwar an der Nähe zum Deutschen Wetterdienst in Offenbach liegen, ist aber unwahrscheinlich. Frankfurt hat einen internationalen Flughafen und einen wichtigen Bahnhof. Die Stadt liegt verkehrsgünstig zwischen Heidelbergs Altstadt und den Rheinfelsen der Loreley.
Der Anteil des Radverkehrs ist hier im Wachstum begriffen. Auch wenn bislang noch keine spektakulären Höhen erklommen wurden, sondern lediglich 13 Prozent. Daher ist die Situation auch nicht einschüchternd gut, sondern normal, aber im positiven Bereich.
Der ADFC Frankfurt ist vielfältig aktiv und hat über 2.000 Mitglieder. Der ADFC Hessen, der in dieser globalen Metropole seinen repräsentativen Sitz hat, steht dem in Nichts nach und versammelt inzwischen fast 11.000 Mitglieder. Und hier residiert vis-à-vis zum Hauptbahnhof der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt Rhein/Main – für den ADFC Hessen der faktisch wichtigste institutionelle Partner.
Es gibt in Frankfurt genügend ADFC-Aktive, die über einen kosmopolitischen Horizont verfügen und sich deshalb nicht darüber wundern, dass sich Nordamerikaner oder Südkoreaner über zivilgesellschaftliche Aspekte im allgemeinen und über den Radverkehr im besonderen ausgerechnet am Beispiel des ADFC Frankfurt und Hessen informieren wollen. Diese Aktiven sind daher gastfreundlich und auskunftsfreudig.
Die Kombination all dieser Elemente ist die Grundlage, auf der unsere internationalen Beziehungen zustande kommen und von uns gepflegt werden.
Der ADFC Hessen knüpfte schon vor einigen Jahren erste Kontakte zu südkoreanischen Delegationen. Unsere Besucher sind zumeist Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ministerien, kommunalen Verwaltungen und Universitäten, die Deutschland und andere europäische Länder besuchen. Zu ihren Absichten gehört es auch, sich mit der Funktionsweise von Nichtregierungsorganisationen, mit Aspekten der Radverkehrspolitik und mit unseren Projekten – an erster Stelle steht „bike+business“ – vertraut zu machen. Und warum das Interesse? Sicherlich auch, weil die südkoreanische Regierung beabsichtigt, in den nächsten zehn Jahren den Radverkehrsanteil von derzeit einem Prozent auf 10 Prozent zu erhöhen und weil die Kultur zivilgesellschaftlicher Einmischung in das staatliche Handeln in Südkorea noch ausbaufähig ist.
Auf Initiative des ADFC Hessen haben bereits mehrere südkoreanische Delegationen neben ADFC-Gliederungen auch den Planungsverband und die Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in Eschborn besucht, um dort Fachgespräche zu führen. Am 22. Juli war es wieder so weit: Im – gerade bei der Sommerhitze – besonders attraktiven Souterrain des ADFC-Infoladens trafen sich 10 Koreanerinnen und Koreaner, Rolf Oeser und Jürgen Schultheis von der FR sowie für den ADFC Ingolf Biehusen und seine Frau Hye - Seong Yun, Joachim Hochstein und Norbert Sanden.
Wir hatten Gelegenheit, fast zwei Stunden lang unseren Gästen folgende Themen vorzustellen: ADFC als Nichtregierungsorganisation, ADFC-Aktivität in metropolitanen Räumen am Beispiel der Rhein-Main-Region, Zusammenarbeit und Konfrontation mit staatlichen Institutionen, Radverkehrsförderung und Probleme in der Rhein-Main-Region, Projekte des ADFC-Hessen (bike+business, Mit dem Rad zur Arbeit, Hessische Radfernwege, Bett & Bike, Radfahrkurse für Erwachsene). Diese Themen stießen auf großes Interesse. Sicherlich auch deshalb, weil alles flüssig und in sympathischem Ton von Hye - Seong Yun aus dem Deutschen ins Koreanische übersetzt wurde. Die Frankfurter Rundschau veröffentlichte im Lokalteil am 24. Juli einen guten Artikel über diese erfreuliche Zusammenkunft.
Der ADFC Hessen erhielt nun eine Einladung zur Präsentation seiner erfolgreichen Arbeit bei einem Fahrradsymposium im südkoreanischen Incheon. Diese Veranstaltung findet im Rahmen des „Global Fair & Festival 2009“ statt (http://english.incheonfair.org). Besonders erfreulich ist auch, dass wir Kontakt zwischen den Veranstaltern und der European Cyclist’s Federation (ECF) haben herstellen können. Es wäre schön, wenn es gelänge, koreanische Planer und Politiker für die Velo City Global in Kopenhagen zu begeistern und wir daran Anteil hätten.
Norbert Sanden
ADFC Hessen, Geschäftsführer
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