Geldverschwendung in Liederbach?
Im Frühjahr ging durch die Presse, dass in diesem Jahr ein Radweg in Liederbach/Taunus entlang der Höchster Straße gebaut wird. Der fragliche Abschnitt beginnt am Kreisel in Liederbach-Niederhofheim am Ortseingang in Richtung Kelkheim-Münster. Er endet am bestehenden Radweg an der Straße in Richtung Frankfurt-Unterliederbach. So weit, so gut.
Bei genauerer Betrachtung, zeigt sich, dass der Radweg in keiner Weise den Anforderungen an eine zeitgemäße Radverkehrsanlage genügt. So entspricht weder die Geradlinigkeit noch die Breite den Anforderungen, wie sie seit 1997 im Rahmen der Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben sind. Da die Seitenräume keinen Platz für einen ausreichend breiten Radweg im ganzen Wegverlauf bieten, wird jetzt der Radweg in ganzer Länge mit einer Breite von 1,0 Metern gebaut – vorgeschrieben wären 1,5 Meter. Damit ist kein Überholen auf dem Radweg möglich, und auch ein Umfahren von Fußgängern auf dem Radweg scheidet aus.
Wie kam es zu diesem Bau? Das Land hat jetzt für diese Maßnahme Mittel zur Verfügung gestellt, und damit wurde eine rechtsgültige Planung von 1993 umgesetzt – eine Anpassung an neue rechtliche Anforderungen hat man dabei nicht als notwendig erachtet.
Da der Bauherr – das Amt für Straßen- und Verkehrswesen im Auftrag des Hessischen Verkehrsministeriums – keine Korrekturmöglichkeit sieht, will die Planungsabteilung empfehlen, diesen Radweg nicht als „benutzungspflichtig“ auszuweisen. Das bedeutet, dass Radler diesen Weg nutzen können, aber nicht benutzen müssen. Damit dieses Wahlrecht der Radler auch real besteht, ist eine entsprechende Information der Autofahrer zwingend erforderlich. Erfahrungen an anderen Orten zeigen, dass andernfalls einige Autofahrer versuchen, Radler auf den ihrer Meinung nach benutzungspflichtigen Radweg zu nötigen.
Der jetzt im Bau befindliche Radweg stellt eine denkbar schlechte und gefährliche Lösung dar, mit deutlich weniger Mitteln hätte ein wesentlich sicherer Radfahrstreifen oder ein Schutzstreifen auf der Fahrbahn angelegt werden können.
Holger Küst
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