Wo gibt’s denn so was? Ein Museum fürs Rad! Allseits großer Beliebtheit bei Radlern und Tourenleitern des ADFC aus dem Hessischen erfreut sich das Radeln im rheinhessischen Selztal. Von der Selz-Mündung am Rhein geht es flußaufwärts durch eine Landschaft von Wiesen, Weiden, Weinbergen – und zwischendurch immer mal eine Mühle, ein Landgasthof oder einfach eine Bank zum Rasten, bis tief in die rheinhessische Hügellandschaft. Durch schmucke Winzerörtchen und schließlich an der Quelle bei Kirchheimbolanden angekommen, lässt es sich angenehm Rad fahren. Nun ja, zwischendurch auch die eine oder andere Steigung. Dass aber anfangs der Strecke ein kleines Museum schlummert, dass sich der Historie und Dokumentation des Fahrrads, des Radfahrens, des Radsports und kuriosen Utensilien aus der Radwelt verschrieben hat, ist wenigen bekannt. Bei einer Erkundungstour in der Region standen wir plötzlich vor einem Schlösschen, bei dem einladend ein funktionstüchtiges Laufrad stand, so, wie es Herr Drais wohl auch gefahren haben dürfte. Wir standen vor dem „Rheinhessischen Fahrrad-Museum“ in Gau-Algesheim. Für uns hieß es aber erst einmal, die anstrengenden Strecken und Hügel in besagter Region zu erklimmen und die Ausblicke zu genießen, und beizeiten jenem Museum einen Besuch abzustatten. Dafür sollte dann genügend Zeit sein. Das geschah im November. Am Eingang werden Besucher von einem der ehrenamtlichen Mitarbeiter begrüßt. Hier gibt es Infomaterial zum Radmuseum und über die Region um Gau-Algesheim. Ein Gästebuch mahnt schon zum Eintragen nach dem Besuch. Also, schon mal ein paar Worte ausdenken!
Damit wir sachkundig durch die Ausstellung geführt werden, die Objekte erklärt und Fragen beantwortet bekommen, hatten wir eine kompetente Führung mit Prof. Dr. Rösch vereinbart – kostenlos, aber Spenden werden gerne angenommen. Vor dem Rundgang forderte er uns zum Fahren mit der Draisschen Laufmaschine auf. Nach anfänglichem Zögern trauen sich einige zu einer Testfahrt mit jenem Gefährt übers Kopfsteinpflaster vor dem Schloss. Federgabeln gab’s damals leider noch nicht.
Nach diversen Rennmaschinen, Geräten des Radballs und des Kunstradfahrens (Gau-Algesheim ist Domizil dieses Sports) geht´s weiter in einen Raum mit skurrilen Gefährten der luftbereiften Klasse: ein Radsofa lädt zum Prüfen seiner vielseitigen Nutzbarkeit ein. Neben Rädern für Kinder und bereiften Spielgefährten und Kleinsträdern für Clowns, blinkt in einer Vitrine die Sammlung leerer Radler-Bierdosen, aber freilich mit originellen Motiven. Nach diesem Besuch dürfte auch unser Mitbringsel, ein kleines Alu-Rad, seinen beschaulichen Platz gefunden haben.
Text und Fotos: Helge Wagner
Fahrrad-Museum
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