Erlebnisse eines
Zeitungsausfahrers
Mein Verteilbezirk umfasst die Siedlungen Eckenheim, Preungesheim und Berkersheim. In diesem Bezirk gibt es nichts, was es nicht gibt. Neubausiedlungen, urwüchsige alte Ortsteile, Villen und soziale Brennpunkte, Siedlungen mit ländlichem und solche mit städtischem Charakter, ja sogar ein Knast und das Konsulat der in Selbsteinschätzung größten Weltmacht liegen in diesem Bezirk.
Mit Heft Nr. 4 Juli/August habe ich eine ganz neue Erfahrung gemacht und dabei den Hauch von kraftvoller Weltgeschichte verspürt. Einer meiner neuen „Kunden“, ich nenne ihn mal Alton C., wohnt laut Adressaufkleber in der Gießener Straße 30. Das ist die Adresse des US-amerikanischen Konsulates. Vor dem Haupteingang warten zu gewöhnlichen Tageszeiten Trauben von Menschen, die dort aus irgendwelchen Gründen Einlass begehren. Diesen Eingang mied ich und beschloss, das Heft am Lieferanteneingang 100 m weiter abzugeben. Dort wurde mir gesagt, dass nur die Pforte in der Homburger Landstraße berechtigt sei, Post entgegen zu nehmen. Dort angekommen, wurde ein stark vergittertes Fenster geöffnet und ich wurde höflich aber bestimmt nach meiner Mission befragt. Nachdem ich dem Sicherheitsmensch den Sachverhalt erklärt hatte und er sich den Adressaufkleber hat zeigen lassen, wurde ich gebeten, einen Moment zu warten. Das Fenster schloss sich wieder um wenige Minuten darauf erneut geöffnet zu werden. Inzwischen hat der Sicherheitsmensch in einer Liste nachgesehen und Alton C. nicht finden können. Die Annahme des Heftes wurde verweigert. So liegen nun zwei mit gültigen Adressetiketten versehene ADFC-Hefte auf meinem Schreibtisch und warten auf ihre rechtmäßigen Empfänger. Kurt Velo-Sax |