Sind sie der Graf von Luxemburg?
Am 1. Mai fahren wir zu acht mit unseren Rädern im Zug nach Luxemburg. Angela kauft das Hessenticket in Offenbach. Die Räder kosten in den S-Bahnen des RMV und mit den Ländertickets im Regionalexpress (RE) nichts extra. Ede, Anne, Manfred und ich steigen um 8.03 Uhr in Höchst in den RE nach Koblenz ein. In Wiesbaden steigen Reni und Doris zu. Sie lösen einen RMV Fahrschein bis Lorch. Ab Kaub haben wir zwei Rheinland-Pfalz Tickets, die ich am DB Automaten löste. In Koblenz steigt Thomas, unser Tourenleiter, zu. Wir fahren mit dem nächsten RE weiter nach Trier. Der Zug ist voll mit Rädern. Man müsste die Anzahl der Deutschen Bahn mitteilen, damit sie sieht, wie hoch der Bedarf nach Radstellplätzen ist. In Trier wechseln wir in den RE nach Luxemburg.
Thomas hat im Vorfeld für die Bahnstrecke in Luxemburg einen Gruppenfahrschein bei der DB gekauft. Pro Nase kostet die einfache Fahrt 5,70 ?. Luxemburg erreichen wir um 12.45 Uhr. Noch günstiger kommt man mit der Luxembourg Card nach Luxemburg. Das erfahren wir aber erst an der Touristeninformation auf dem Place Guillaume II, wo wir uns zwei Familientageskarten für je 20 ? für je 5 Erwachsene kaufen. Damit haben wir freien Eintritt zu vielen Museen und dürfen an der 2-stündigen, zweisprachigen Stadtführung teilnehmen. Außerdem hat man freie Fahrt in den Bussen und, einschließlich der Räder, in den Zügen. Die Luxembourg-Card gilt, sobald man das Datum, an dem man sie nutzt einträgt, in ganz Luxemburg. Man kann sie online bestellen. Sie ist auch erhältlich mit einer Gültigkeit von 2 und 3 Tagen.
In Luxemburg suchen wir lange nach dem richtigen Weg zu unserem Hotel in der Route Treves am Flughafen. Da man in Luxemburg sowohl französisch als auch deutsch spricht, ist es einfach, nach dem Weg zu fragen. Nach 10 km Fahrt kommen wir im nh Hotel (www.nh-hotels.com) an. Hier spricht man englisch und für unsere 8 Räder stellt man uns einen kleinen Raum, der mit Teppichboden ausgelegt ist, unweit der Rezeption zur Verfügung. Einen Keller und einen richtigen Fahrradraum hat das ansonsten supertolle Hotel nicht. Wir übernachteten in dem 4-Sterne Hotel günstig und ruhig. Und das Frühstück, eigentlich mehr ein Brunch, mundete allen vorzüglich. Ein Traum! Abends findet Thomas den ausgeschilderten Weg über den Stadtteil Kirchberg, wo sich u.a. die hypermoderne, mit weißen Säulen umrundete Philharmonie und das neue, vollverglaste, futuristisch ausschauende Museum für moderne Kunst „Mudam“ befinden, ins Zentrum Luxemburgs. Ab 18 Uhr haben die Restaurants geöffnet und wir finden Platz bei einem Inder. Es ist zu empfehlen frühzeitig einzukehren, denn später wird es richtig voll. Die Preise in der Gastronomie liegen deutlich höher als bei uns. Deutlich billiger sind dagegen Benzin und Zigaretten. Wir nehmen uns einen Tag Zeit für Luxemburg – auch um die Vorzüge der Luxembourg Card zu nutzen. Wir sehen uns die Bock-Kasematten an, durchstreifen das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst und das für Naturgeschichte in Grund und nehmen an einer Stadtführung teil. Dass die Sonne am Samstag scheint, erfreut uns sehr, denn heute wird endlich Strecke geradelt. Es geht in flottem Tempo vorwiegend bergab, 48 km entlang gut ausgeschilderten Wegen nach Echternach. Unterwegs hat Manfred nach Durchquerung des ehemaligen Bahntunnels, durch den einst der Zug Charly fuhr, einen platten Reifen. Irgendein Hindernis lag auf dem dunklen Boden. Er baut den Schlauch aus und repariert ihn. Ede und ich schauen zu. In Echternach besuchen wir die Basilika des heiligen Sankt Willibrord und erfahren, dass am Pfingstdienstag in Echternach wieder die Springprozession stattfinden wird. Lahmen, die zu ihm beten, hilft er schnell wieder gesund zu werden. Bei der Springprozession wird nur noch vorwärts gesprungen, einen Schritt seitlich nach links, dann einen Schritt seitlich nach rechts, also ganz ein-fach. Man hält sich nicht an den Händen fest, sondern überbrückt den Abstand von Hand zu Hand mit einem weißen Tuch. Nachmittags erreichen wir unser Hotel Hauer in Bollendorf (www.hotel-hauer.de) auf der deutschen Seite der Sauer. Dort gibt es ein 5-gängiges Festtagsmenü mit Spargeln, Sauce Hollandaise, Räucherschinken und gekochten Kartoffeln als Hauptgericht und zum Abschluss eine köstliche Zitronencreme. Als Entree trinken wir Maibowle mit einem Waldmeisterblättchen. Natürlich machen wir uns einen Spaß daraus, bei unserem Verdauungsspaziergang mehrfach auf der Brücke über die Sauer die Länderseiten zu wechseln. Am Sonntag radeln wir an der fischreichen Sauer und blühenden Apfel- und Kirschbäumen entlang. In Wasserbillig, wo die Sauer in die Mosel mündet, ist Stadtfest mit Flohmarkt, Blasmusik und selbst gemachten Waffeln mit Sahne und frischen Erdbeeren. Genug Grund für eine Pause. Gestärkt radeln wir weiter bis Trier, wo wir am Bahnhof noch Fahrkarten kaufen. Wir kaufen für Doris und Reni zwei DB-Fahrscheine von Kaub nach Wiesbaden, einen verbilligten mit der Bahncard 25 für 6,05 ? und einen ohne für 8,10 ?. Das Hessenticket für die Rückfahrt hatte ich im Voraus am Bahnschalter gekauft, denn in Rheinland-Pfalz kann man es nicht erwerben. Vom Bahnhof sind es nur 600 Meter weit bis zur Porta Nigra, wo die Fußgängerzone beginnt. Wir haben Zeit diese mit unseren Rädern entlang zu flanieren. Doris geht in den Trierer Dom hinein, just in dem Moment, in dem der Kölner Kardinal Joachim Meisner die Ordensgründerin der „Armen Mutter“, Rosa Flesch, selig spricht. Ein bisschen Aufregung gibt es noch, als Reni zum verabredeten Zeitpunkt nicht vor der Porta Nigra steht. Sie hat nicht alles gehört und wartete vor dem Bahnhof Trier auf uns. Der Zug ist vollgestopft mit Rädern und Radlern und sonstigen Ausflüglern. Irgendwie gehen trotzdem alle Räder rein. In Koblenz winken wir unserem Teamkäpitän Thomas zum Abschied zu, er hat die Tour gut und ohne Zwischenfälle geführt.
In Wiesbaden steigen Doris und Reni aus. Der Zug hat hier einige Minuten Aufenthalt, so dass die beiden noch Zeit haben, das Lied zu singen, daß diese Radreise begleitete:
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Streckenbeschreibung Radweg „Charly“
Das Hotel NH am Flughafen Luxemburg liegt in der Nähe der Fahrradroute Luxemburg – Echternach, die auf weiten Teilen auf einer alten Bahnstrecke, dem guten alten Charly, verläuft. Der Weg zur Route führt über die rechte Seite der großen modernen Brücke, der Großherzogin-Charlotte-Brücke zum Kirchberg-Plateau, dem Europa-Viertel. Nach der Brücke beginnen schon die Rad-Wegweiser PC2, die uns elegant durch das Europa-Viertel leiteten in ein Waldgebiet in Richtung Senningerberg. Am Ausgang von Senningerberg führt der PC2 in den Grengewald, das größte zusammenhängende Waldgebiet in Luxemburg. Es bieten sich schöne Ausblicke auf die Dörfer Ernster, Rameldange und Niederalven. Nach dem Grengewald geht’s ins Tal der schwarzen Ernz, durch Wiesen und Felder, die Dörfer werden oft umfahren (Zittig, Bech, Consdorf, Scheidgen). Man kommt an alten Bahnhöfen vorbei, die jetzt Gaststätte sind. Angenehm bergab geht es vor Echternach, durch einen Tunnel und vorbei an beeindruckenden Felsformationen. Der PC 2 endet am Echternacher See bei Kilometer 40, von dort fährt man über eine ausgeschilderte Nebenstraße hinunter nach Echternach an der Sauer. Dort ging es dann stromaufwärts weiter nach Bollendorf. Beim Wiener Kongress 1815 wurde Bollendorf geteilt, die linke Seite wurde deutsch, die rechte Seite luxemburgisch. Der gut ausgebaute und landschaftlich schöne Fahrradweg von Echternach nach Wasserbillig führt an der Sauer entlang auf der Luxemburger Seite und ist gut ausgeschildert. Erst kurz vor Wasserbillig wechselt man nochmals auf die deutsche Seite, da in Luxemburg zur Zeit noch an der Vervollständigung des Radweges gebaut wird. Von Wasserbillig geht es auf der linken Moselseite auf einem gut ausgebauten Radweg nach Trier. Alles ist gut beschrieben im Radreiseführer „Velo Tour Luxemburg“, der bereits in mehreren Auflagen erschienen ist. |