Die neue Zeil – ein tragfähiges Konzept?! Der Magistrat hat vor einigen Wochen seine Pläne zur Neugestaltung der Zeil vorgestellt (M 113 v. 20.6.2007) . Die Stadtverordneten haben in der letzten Sitzung vor den Sommerferien grünes Licht gegeben. Heiß umstritten bis zuletzt: Wie und wo wird das Fahrradparken geregelt? Jahrelang wogte der Streit um die zukünftige Gestaltung der Einkaufsmeile hin und her. Zwei Reihen Bäume oder vier, Pavillons neu oder alt, hier oder dort, fliegende Händler ja oder nein, Baumgitter weg oder neu, Fahrradständer ja oder nein. Der ADFC hatte seine Argumente schon vor einem Jahr in die Waagschale geworfen. (Fahrradfreie Zeil?, ADFC frankfurt aktuell Heft 4/2006). Wichtigster Punkt: Um die Attraktivität des Fahrradfahrens auch im Einkaufsverkehr aufrecht zu erhalten und weiter zu steigern, brauchen wir zielnahe und damit dezentrale Abstellmöglichkeiten – auch auf der Zeil. Lange Zeit sah es so aus, als würden sich diejenigen durchsetzen, für die attraktive Stadtgestaltung unvereinbar ist mit dem Anblick abgestellter Fahrräder. Da wurden internationale Vorbilder bemüht („London, Paris, New York“), um zu begründen, warum Fahrräder nicht ins Bild passen. Pech, dass ausgerechnet die genannten Megametropolen in den letzten Jahren das Fahrrad als wichtigen Beitrag zur Rettung urbanen Lebens vor den Folgen überbordender Automobilität entdeckt haben. Die Vertretung der Anlieger hätte das Fahrradparken am liebsten unter die Erde verbannt – in ein leerstehendes Keller-Kino, sechs Meter unter der Zeil. 300–400 Fahrräder sollten dort unterkommen – von Bike-Point, dem Fahrradprojekt des Jugendbüros Griesheim, gegen einen Obolus behütet bis zur Rückkehr der Besitzer/ innen. Bei einem Ortstermin Anfang Juli waren sich allerdings die Mehrzahl der Anwesenden mit dem ADFC einig, dass unter den vorgegebenen baulichen und sonstigen Randbedingungen ein Erfolg des Projekts nicht zu erwarten sei. Unabhängig von diesen Überlegungen „werden vom Karstadt-Konzern Unterbringungsmöglichkeiten für Fahrräder in dessen Parkhaus geschaffen.“ (M 113/07) Der ADFC hat angeregt zu prüfen, ob im Rahmen der Umbauplanungen für die Hauptwache mittel- bis langfristig attraktivere Bedingungen für ein Pilotprojekt „City-Radstation“ geschaffen werden können. Bislang gibt es bewachtes Fahrradparken nur an Bahnhöfen im Rahmen von Bike&Ride, vorwiegend in Nordrhein-Westfalen und im fahrradfreundlichen Ausland. Allerdings kann ein noch so attraktives Fahrradparkhaus immer nur ein zusätzliches Angebot vorwiegend für Langzeitparker sein und keinesfalls ein Ersatz für die nötigen dezentralen Kundenparkplätze. Nach dem beschlossenen Umbaukonzept bleibt es dabei, dass die Baumgitter verschwinden. Damit fallen fast 600 rege genutzte Fahrradstellplätze weg. Ersatz soll nur zur Hälfte direkt auf der Zeil geschaffen werden durch die Aufstellung einer entsprechenden Anzahl der im Stadtbereich schon häufig anzutreffenden anthrazitfarbenen Anlehnbügel. Für die wegfallenden Abstellmöglichkeiten sollen in den Einmündungsbereichen der Seitenstraßen weitere Bügel aufgestellt werden (s. Kasten). Bislang waren nach einer Stellungnahme der Stadt zusätzliche Bügel vorwiegend an weiter von der Zeil entfernten Standorten vorgesehen. Um diesen Kompromiss zu ermöglichen, mussten sich alle Seiten bewegen. Man verrät aber kein Geheimnis, wenn man festhält: Ohne den hartnäckigen Widerstand der Grünen gegen die totale Demontage aller Abstellmöglichkeiten auf der Zeil sähe das Ergebnis vermutlich schlechter aus. Der ADFC hat zugesagt, Vorschläge für weitere Standorte zu machen. Ob das Konzept aufgeht, hängt zunächst einmal davon ab, ob die gemachten Zusagen eingehalten werden. Aber auch dann gibt es keine Garantie, dass bei entsprechendem Andrang nicht auch die „Baumparkplätze“ mitbenutzt werden. Ein weiterer Punkt sollte nicht unerwähnt bleiben, denn er ist für ein entspanntes Miteinander von Fußgängern und Radfahrern von großer Bedeutung. U.a. am Brockhaus-Brunnen und an der Konstablerwache werden die Baumreihen etwas zurückgenommen, um das Queren der Fußgängerzone zu erleichtern. Mit der Sperrung der Hauptwache entfällt auch die letzte von Radlern normal befahrbare Verbindung in Süd-Nord-Richtung auf der gesamten Länge der Fußgängerzone zwischen Opernplatz und Konstablerwache. In Gegenrichtung gibt es nur noch am Goetheplatz eine Durchfahrt. Alle anderen Verbindungen – darunter mehrere wichtige Fahrradrouten – sind ohne die Querung von Fußgängerzonen nicht mehr darstellbar. In Ost-West-Richtung gibt es bislang nur heilloses Stückwerk, aber auch hier ist der Radverkehr auf die Mitbenutzung von Fußgängerbereichen angewiesen. Die Zeil wird also zum Wohle aller auch in Zukunft nicht fahrradfrei sein. Wie konfliktfrei sie sein wird, hängt auch vom Verhalten der Radfahrer/innen ab, denn eines war immer unstrittig: Wir sind nur zu Gast in der Fußgängerzone. Fritz Biel Fahrradstellplätze auf der Zeil Die bisher häufig als Fahrradständer benutzten stabilen Baumschutzgitter sollen entfernt werden. Stattdessen soll ein geordnetes Fahrradparken an Fahrradständern dezentral an verschiedenen Stellen der beiden mittleren Baumreihen eingerichtet werden (vgl. Anlage 1). Derzeit lassen sich theoretisch an jedem Baum zwei Fahrräder befestigen, wodurch sich rechnerisch eine Gesamtzahl von 580 ergibt. Diese Anzahl an Fahrradabstellmöglichkeiten wird grundsätzlich erhalten, kann jedoch unter Berücksichtigung der vielfältigen Nutzungsanforderungen an die Zeil und der Fußgängerfrequenzen zukünftig nur etwa zur Hälfte auf der Zeil selbst angeboten werden. In Kombination mit den anderen Nutzungen der mittleren Ruhezone lassen sich dort dezentral verteilt mindestens 280 Fahrradstellplätze unterbringen. Ergänzend sollen etwa 300 Fahrradstellplätze in den einmündenden Nebenstraßen (Große Friedberger Straße, Schäfergasse, Stiftstraße, Brönnerstraße, Hasengasse, Liebfrauenstraße) sowie auf der Hauptwache und in der Einmündung der Großen Eschenheimer Straße eingerichtet werden, so dass mindestens so viel Fahrradstellplätze eingeplant werden wie heute vorhanden sind. Die Anlage 1 zeigt mögliche Abstellplätze für Fahrräder, weitere Detaillierungen erfolgen im Rahmen der Ausführungsplanung. ... Auf neue Baumschutzgitter (dann in neuem Design) soll nur dann zurückgegriffen werden, wenn sich nach einer Probephase herausstellen sollte, dass die Bäume durch die Entfernung der bisherigen Baumschutzgitter beschädigt werden Zitat M 113/07 |