Schwarzwälder Kirsch und Höhenmeter
Die Doping-Geständnisse im Profi-Radsport bestimmten in den letzten Wochen die Medien und stellten sogar die politischen Großereignisse etwas in den Hintergrund. Nun ja, Profi-Radler waren in der vierzehnköpfigen Gruppe des ADFC Bad Vilbel, die sich am 10. Mai zu einer viertägigen Tour in den Schwarzwald aufmachte, nicht vertreten. Allerdings lechzte bei manchem der vielen Anstiege der eine oder andere Pedalist schon mal nach einer Unterstützung. Doch Doping gab es erst an den Abenden, wenn sich die Vilbeler Biker das eine oder andere badische „Wein-Viertel“ gönnten. Und überhaupt: Joachim Hochstein, Organisator der Tour und immerhin studierter Geograph, hatte bereits vor dem Beginn der Tour darauf hingewiesen, dass einzelne Passagen schon eine „sportliche Herausforderung“ darstellen würden. Doch während drei „Hobby-Radler“ vor dem höchsten Anstieg im Südschwarzwald (300 Höhenmeter auf einer Strecke von nur sechs Kilometern) kapitulierten und sich nach einem Boxenstopp in einem Café in Schönau (dem Geburtsort von Fußball-Bundestrainer Yogi Löw) mit dem Bus zum Hotel chauffieren ließen, waren Christian Martens und Kevin Reddig noch unterfordert. Die beiden Rad-Musketiere gönnten sich – trotz eines guten Stücks Schwarzwälder Kirschtorte vor dem Anstieg – noch eine Extratour und kletterten noch zusätzliche 600 Meter zum Belchen hinauf. Auf 1.400 Metern Höhe hatten Christian und Kevin bei sonnigem Wetter einen Superausblick, doch auch der Rest hatte in Wieden, unserer Station am Ende des dritten Tages der Reise, einen echten Panoramablick. Dieses Erlebnis gab’s bereits am dritten Tourtag, und es war vielleicht der Höhepunkt der ganzen Tour. Da war der „übliche Platten“ von Marion Thomas zur Mittagszeit schon längst Vergangenheit. Doch auch schon der erste Tag in der Ortenau war sowohl für Sportler als auch für Genießer ein Leckerbissen: Die Anreise nach Offenburg via Bahn erfolgte – wie üblich – mit einer Stunde Verspätung, und regenfrei ging’s in die Ortenau, ehe am Ende des ersten Tages ein saftiger Anstieg nach Riegel im Kaiserstuhl folgte. Dort hatte „Oldie“ Dieter Dametz einen Muskelkrampf, und nicht nur Tourenleiter Joachim war leicht besorgt. Doch spätestens nach einem guten Tropfen Wein und viel Magnesium am nächsten Morgen verflüchtigten sich die Beschwerden. Und bei der Abfahrt bis zum Hotel in Oberrotweil konnten die Vilbeler Radler die herrlichen Weinbergterrassen genießen. Der zweite Tag durch die „deutsche Toskana“, das Markgräflerland, war vor allem von heftigem Gegenwind und einigen Regentropfen geprägt; aber spätestens am Schlusstag, der zum Bahnhof nach Freiburg führte, war wieder Sonne satt angesagt. So landeten die Vilbeler Radler ohne Verletzungen, mit vielen Erlebnissen und viel Muskelkater wieder in der Wetterau. Matthias Endres |