Hessischer Radroutenplaner Radtouren in Hessen können jetzt nicht nur mit dem Finger auf der Landkarte, sondern auch auf digitalen Wegen am PC beginnen. Seit Mitte Mai ist der Hessische Radroutenplaner verfügbar ( www.radroutenplaner.hessen.de ). Damit ist eine langjährige Forderung des ADFC Hessen in Erfüllung gegangen. Was noch vor einem Jahr in weiter Ferne lag, wurde jetzt innerhalb weniger Monate beschlossen und realisiert. Im Zuge unseres Projektes „Hessische Radfernwege“ waren wir bestrebt, das Land, genauer gesagt, das HMWVL, zu motivieren und fachlich zu beraten, einen Radroutenplaner zu entwickeln. Das Projekt „Bett & Bike“ war von der Idee begeistert, alle B&B-Betriebe in den Planer aufzunehmen. Bei unseren Aktivitäten für „bike + business“ stellte sich immer wieder die Frage, wie wir den interessierten Unternehmen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unkompliziert Alltagsrouten für den Arbeitsweg darstellen können. Die Antwort lautet: Mit Hilfe des Radroutenplaners. Auch bei den zahlreichen Anfragen in der Landesgeschäftsstelle können wir mit Freude auf den Planer verweisen. Der Radroutenplaner ist ein Prozess, kein Granitblock. Jeder, der bestimmte Verbindungen sehr gut kennt, wird feststellen können, dass der Planer bislang noch nicht vollkommen ausgereift ist. Bei der technischen Umsetzung, teilweise bei der Darstellung von Höhenprofilen, gibt es noch Verbesserungsbedarf. Einige Verbindungen sind noch „optimierungsfähig“, manche Regionen sind noch nicht besonders gut erschlossen. Woran liegt das? Teilbereiche Hessens sind zweifelsohne schon jetzt im Routenplaner gut dargestellt. Dies trifft aber nicht auf das ganze Land zu. Regionale Unterschiede spiegeln die Differenzen in der Qualität der lokalen und regionalen Radverkehrspläne wider, die dem Routenplaner zugrunde gelegt wurden. Teilweise mussten diese Pläne mit Hilfe erheblicher ehrenamtlicher Einsätze von ADFC-Aktiven überhaupt erst auf ein akzeptables Niveau gehoben werden, so z. B. im Main-Taunus-Kreis. Denn die betroffenen Kommunen und Landkreise sahen sich selbst dazu nicht in der Lage. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass gerade in Südhessen, insbesondere im Gebiet des Planungsverbandes Ballungsraum Frankfurt Rhein-Main (PVFRM), die Grundlagen besser waren als in anderen Regionen. Dies ist Ausdruck der Tatsache, dass wir in der Rhein-Main Region das – auch auf Initiative des ADFC Hessen zustande gekommene – „RadForum Rhein-Main“ beim PVFRM haben. Das RadForum wird von Joachim Hochstein, dem Regionalen Radverkehrsbeauftragten, geleitet. Die Abwesenheit eines durchdachten Radverkehrsnetzes in Hessen und die damit zusammenhängende inkohärente Wegweisung machen es dem Radroutenplaner schwerer, so zu funktionieren wie in NRW. Eine gute landesweite Radverkehrsplanung und -wegweisung gibt es in Hessen „nur“ bei den Radfernwegen, sonst kann von einer überregionalen Planung – anders als in NRW – nicht gesprochen werden. Aus meiner Perspektive dient daher der Radroutenplaner nicht nur dazu, die Planung von Radtouren zu erleichtern, Bett & Bike-Betriebe zu finden usw., sondern – und das ist der eigentlich politische Aspekt – insbesondere dazu, unbefriedigende Radverkehrskonzepte in den einzelnen Regionen publik zu machen und auf die Probleme einer fehlenden Gesamtplanung hinzuweisen. Dies wird ein zusätzliches und öffentliches Druckmittel sein, mit dem die ADFC-Aktiven Verbesserungen von Kommunen/Landkreisen einfordern können. So ist beispielsweise der erwähnte Main-Taunus-Kreis nunmehr bereit, ein Radverkehrskonzept unter Mitwirkung des ADFC MTK zu entwickeln, ein Anlass dazu war der Radroutenplaner. Kritische Anmerkungen zur Qualität des Routenplaners, darum möchte ich alle Nutzer bitten, sollten direkt an die auf der Website des Radroutenplaners unter „Kontakte“ aufgelisteten Ansprechpartner gerichtet werden. Der ADFC Hessen ist dort nicht aufgeführt. Mit Bedacht, denn wir haben keinen Grund dazu, uns die teilweise minderwertigen Schuhe mancher der Verantwortlichen anzuziehen. Für Frankfurt ist dort übrigens unverständlicherweise noch kein Ansprechpartner aufgeführt. Der ADFC Hessen wird im Routenplaner zurecht in der Rubrik „Kooperationspartner“ vorgestellt. Die positiven Aspekte des Radroutenplaners haben wir auch dem ADFC zu verdanken. Die unbefriedigenden dagegen v.a. den kommunalen und regionalen Verkehrspolitikern, die ihre Arbeit nicht so erledigen, wie dies aus unserer Perspektive zu wünschen wäre. Ohne gleich euphorisch werden zu wollen, möchte ich betonen, dass Hessen durch den Radroutenplaner eine wichtige Etappe in die richtige Richtung bewältigt hat: hin zum Fahrradland Hessen. Die erwartete Zahl von Seitenaufrufen ist bereits größer als erwartet. Die Resonanz ist gut und die Bewertung der Nutzer erfreulich positiv. Jetzt kommt es „nur“ noch darauf an, unsere Anstrengungen fortzusetzen, um auch in Hessen ein landesweites Radverkehrskonzept auf die Agenda der Verkehrspolitik zu bringen, denn das Potential der Fahrradnutzung in Hessen ist – insbesondere im Alltagsverkehr – noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Norbert Sanden Radroutenplaner: Erste Erfahrungen Die schönsten (Rad-) Touren beginnen am PC So wird man auf der Einstiegsseite des Radroutenplaners Hessen begrüßt. Die Frage ist ob sich so ein Angebot in Zeiten unzähliger Konkurrenzprodukte und GPS lohnt. Ein Blick darauf lohnt sich schon deshalb weil die Seiten mit hohem Aufwand erstellt wurden und mehr bieten als Routenplanung. Auf der Startseite finden sich Informationen und Links zum Radfahren allgemein und zur Radmitnahme in den verschiedenen Verkehrsgesellschaften. Themenrouten, Mountainbikerouten und Sehenswürdigkeiten werden vorgestellt und auch Bett & Bike wird mit einer alphabetischen Auflistung nach Orten und teilnehmenden Betrieben aufgeführt. Der Clou dürfte eine herunterladbare Version des Tourenplaners für mobile Endgeräte wie PDAs oder Smartphones sein. Wie das genau funktioniert und vor allem wie es mit der Performance unterwegs aussehen wird kann ich nicht sagen. Am PC sieht es bei mir folgendermaßen aus: Nicht alle Funktionalitäten sind in allen Browsern verfügbar, es sollte schon InternetExplorer sein. Im Hauptfenster findet man Zugang zu allen Informationen rund ums Radfahren. Der eigentliche Radroutenplaner wird in einem Extrafenster aufgerufen und zwar indem eine Stadt, ein Kreis oder ein Thema zur näheren Bestimmung gewählt wird. Der Routenplaner ist auch länderübergreifend, es werden unter anderem Strecken in Rheinland-Pfalz aufgeführt. Als Links werden Möglichkeiten zur Routensuche, Bahnhofs- und Adresssuche sowie zum Speichern der errechneten Route angeboten. Im Hauptfenster spielt sich dann die Routensuche ab. Hier wird die Karte geladen, mit der rechten Maustaste erschließen sich die Funtionen: Zoom, Start-, Ziel- und Zwischenpunkte setzen. Daraus lässt sich die Route berechnen welche dann auf der Karte unterlegt erscheint. Wenn man nahe heranzoomt kann man zum Teil auch die Straßennamen in Städten erkennen. Unten im Fenster finden sich Höhenprofil, Fahrtanweisungen (z. B. ‚nach 186 m nach links‘ – diese Punkte können auch auf der Karte angesteuert werden) und GPS-Tracks die sich zur Nutzung in GPS-Geräten auf den Rechner laden lassen. Alles in allem also ein komplexes Angebot. Man kann in Ruhe ausprobieren, neue Wege finden und das alles schon zu Hause. Ich bin jetzt nicht der Radfahrer der hier überprüfen kann ob die Vorschläge praxisnah sind. Für meine Strecken in der Region wurden mir jedesmal neue Vorschläge bei gleichen Eingaben angeboten – auch interessant. Mit dem Radroutenplaner Hessen lohnt es sich zu beschäftigen und Inspirationen für Touren – etwa die Last Minute Airport Runde: Besuch der „Frankfurter Seenplatte“ mit allen Weblinks für weitere Informationen – zu finden. Die eigentliche Routensuche ist aber eher etwas für die ewig verregneten Winterabende, denn die Ladezeit der einzelnen Kartenausschnitte ist (gefühlt?) lang. (ms) |