Baustelle Große Eschenheimer
Seit Jahren schon ist die Große Eschenheimer Straße vor allem eines: eine große Baustelle. Der dort Anfang der 90er-Jahre noch vom damaligen Fahrradbeauftragten Peter Blöcher aufgebrachte Radfahrstreifen verschwand gleich nach Beginn der Bauarbeiten an dem Großprojekt „Frankfurt Hoch Vier“ Mitte 2004 hinter dem Bauzaun, der verbliebene Rest bis zur Stiftstraße liegt seitdem verborgen unter einer von Hunderten von Lastwagen täglich erneuerten Dreckschicht. Am Anfang stand das Versprechen, die wichtige innerstädtische Süd-Nord-Verbindung so schnell wie möglich auch für den Radverkehr wieder sicher passierbar zu machen. Gleich nach dem Ende der Kanalarbeiten Ende 2004 sollte wieder ein durchgehender Radfahrstreifen in Regelbreite (1,85 Meter) abmarkiert werden, so die Aussage der Vertreter des Investors MAB auf Nachfrage des ADFC im Verkehrsausschuss des Stadtparlaments. Stattdessen kam die Mauer. Mitten auf der Straße und zu allem Überfluss auch noch schräg zur Fahrbahn wurde ein Monstrum aus Beton und Stahl postiert, „aus Schallschutzgründen“, wie es hieß. Zum Schutz der Mauer wurde eine ganze Kolonne von scharfkantigen rot-weißen Baken aufgestellt, die den verbliebenen Straßenraum weiter einengten und besonders die rechts fahrenden Radfahrer gefährdeten. Zum Glück wurden sie nach einer Weile von gelben Blinklampen auf der Mauerkante abgelöst. In der Folge gab es eine ganze Reihe mehr oder weniger verunglückter Versuche, mittels gelber Leitlinien in der trichterförmig sich zuziehenden Gasse zumindest auf Teilabschnitten so etwas wie einen Schutzraum für die Radfahrer abzumarkieren. So lange nicht allzu viel Verkehr herrschte, mussten sich die Radfahrer nur mit uneinsichtigen Autofahrern herumärgern, die unbedingt an der engsten Stelle überholen wollten. Aber sobald sich der Autostrom von der Ampel bis in die enge Gasse hinein zurückstaute, ging nichts mehr. Eigentlich war die Fahrbahn auch an der Engstelle breit genug, um den Radfahrern ein sicheres Vorbeifahren zumindest an stehenden PKW zu ermöglichen. Da diese aber mitten auf der Fahrbahn standen und den gesamten Platz für sich beanspruchten, kam man kaum vorbei. Der schon damals vom ADFC gemachte Vorschlag, an der eigentlichen Engstelle einen ausreichend breiten Schutzstreifen abzumarkieren, um die Wagenlenker zu veranlassen, sich weiter links aufzustellen, fand zum damaligen Zeitpunkt nicht die Zustimmung der Straßenverkehrsbehörde. Zwei Jahre später geht nun doch, was damals nicht ging. Nur wenige Wochen nach dem Amtsantritt des neuen Verkehrsdezernenten Lutz Sikorski (Die Grünen) wurde in der Großen Eschenheimer Straße wieder ein Radstreifen markiert. Im Bereich der Engstelle geht die durchgehende Breitstrichmarkierung in eine unterbrochene Leitlinie über, um breiten Fahrzeugen die Mitbenutzung des Schutzstreifens zu ermöglichen. Für PKW bleibt auch links von der Linie ausreichend Platz. Frankfurts Radfahrer wissen ein Lied zu singen über die kurze Lebensdauer so mancher Fahrbahnmarkierung. Auch in der Großen Eschenheimer klappte es erst nach mehreren Anläufen. Um Geld zu sparen hatte die Baufirma zuerst die Markierungen nur aufgeklebt. Das hielt allerdings nur wenige Tage, dann musste nachgebessert werden. Nun sind dort statt der gelben Baustellenmarkierungen dauerhafte weiße Markierungen aufgebracht – angesichts der Tatsache, dass uns die Baustelle „Frankfurt Hoch Vier“ noch einige Zeit erhalten bleiben wird, sicher eine lohnende Investition. Wo Licht ist, gibt es meistens auch Schatten. Statt die neue Markierung bis zur Ampel an der Stiftstraße fortzuführen und dort an den vorhandenen Radfahrstreifen anzuschließen, sollen sich die Radfahrer mal wieder im Hakenschlagen üben. Unmittelbar hinter dem Ende der „Großen Mauer“ knickt der neue Radfahrstreifen fast rechtwinklig zum rechten Fahrbahnrand hin ab – quer über die Baustellenausfahrt, direkt vor die Schnauze der Lastwagen. Auf Nachfrage im Büro des Verkehrsdezernenten verspricht Ingmar Bolle, der neue Referent von Lutz Sikorski, dass auch hier nachgebessert wird. Bolle weiß, worauf es beim Radfahren ankommt. Er kommt aus Münster. Voller Hoffnung, dass der guten Tat noch viel folgen mögen, ist Text und Fotos: Fritz Biel |