Zum Beispiel Riedberg Wenn es um den Standard von Radverkehrsanlagen geht, ist man im Allgemeinen geneigt zu glauben, dass es vor allem die Altanlagen im Bestand sind, die Anlass geben zu vielfältigem Ärger. Dass man aber 15 Jahre nach dem Start ins fahrradfreundliche Frankfurt in einem neuen Stadtviertel allenthalben auf Ärgernisse stößt, die man längst für Vergangenheit hielt, gibt zu denken. Der ADFC hat sich auf dem Riedberg umgeschaut. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Der Kampf um die Standards Am 20.6.2002 beschloss das Stadtparlament „Der Magistrat wird beauftragt, in Abstimmung mit dem ADFC Standards für die einheitliche Gestaltung von Radverkehrsanlagen in der Stadt Frankfurt zu entwickeln und sie allen Neu- und Umbauprojekten verpflichtend zugrunde zu legen. Diese Standards sollen die leichte und sichere Befahrbarkeit sowie durch ein einheitliches Erscheinungsbild die eindeutige Erkennbarkeit der Radwege sicherstellen.“ Diesem Beschluss folgten bis heute nicht weniger als sieben mehr oder weniger hinhaltende Berichte des Magistrats, deren Tenor sich in wenigen Worten zusammenfassen lässt: Brauchen wir nicht, machen wir doch alles schon und im Übrigen wollen wir es bei Bedarf auch anders machen können. Was will der ADFC? Radverkehrsanlagen müssen auf den ersten Blick als solche erkennbar sein. Seit Jahren gibt es Zusagen des Magistrats, dass Radwege in Frankfurt künftig einheitlich in Asphalt ausgeführt werden. Wo dies aus städtebaulichen Gründen nicht erwünscht ist, sollen basaltgraue Betonplatten eingesetzt werden. Wer sich das Durcheinander unterschiedlichster Farben und Muster der neu gebauten Geh- und Radwege im Bereich des Riedbergs anschaut, kann eigentlich angesichts von so viel Ignoranz nur verzweifeln. Nicht die Radwege sind basaltfarben gepflastert, sondern die Gehwege. Die Radwege sind in hellgrau gehalten, nach den Vereinbarungen eigentlich die für die Gehwege vorgesehene Farbe. An anderer Stelle sind zur Abwechslung sowohl die Geh- als auch die Radwege hellgrau gepflastert, getrennt nur durch ein schmales Band basaltgrauer Steine. Einziger Lichtblick in dem Durcheinander sind die Teile der Altenhöferallee, auf denen Radstreifen markiert sind. Chaos im Kreisverkehr Nach den geltenden Richtlinien sollen Radfahrer in kleinen Kreisverkehren auf der Fahrbahn fahren, weil die Erfahrung gezeigt hat, dass dies am sichersten ist. Vorhandene Radwege werden vor dem Kreisverkehr auf die Fahrbahn geführt, Radstreifen enden wenige Meter vor der Einfahrt in den Kreisel. An der Kreuzung Altenhöferallee/Max-von-Laue-Straße ist das auch vorbildlich so gelöst. Eine Straße weiter ist alles anders. Anstatt auf der Fahrbahn wird der Radverkehr im Kreisel Zur Kalbacher Höhe / Am Bonifatiusbrunnen auf umlaufenden Radwegen geführt. Aufgrund der umgekehrten Farbwahl ist die Zuordnung der unterschiedlichen Verkehrsflächen auf die Schnelle kaum auszumachen. Radwege sind plötzlich von Fußwegen unterbrochen und während für die Fußgänger teilweise Zebrastreifen angelegt wurden, gibt es für die Radfahrer keinerlei Markierungen. Sowohl für die Autofahrer als auch für die Radfahrer sind die Vorfahrtverhältnisse völlig undurchsichtig. Am Kreisel Altenhöfer- / Riedbergallee feiert derweilen der vom früheren Chef der Frankfurter Verkehrsplaner Dr. Wetterling so getaufte „Libuda-Trick“ (Rechts antäuschen und links abbiegen) fröhliche Urständ (s. Foto). Radfahrer, die vorfahrtberechtigt der Kreisfahrbahn folgen, sind gezwungen Haken zu schlagen und landen so unvermittelt vor (oder auf) der Kühlerhaube abbiegender Autos. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch die Ausgestaltung der so genannten Nullabsenkungen der Radwegeauffahrten radverkehrstechnisch eher finsterstes Mittelalter repräsentieren. Bis zu vier Zentimeter türmen sich die steinernen Barrieren auf. Das ist nicht nur der Tod so mancher Felge, sondern ist auch geeignet, unachtsame Rollstuhlfahrer, die sich auf den Radwegen eine etwas komfortablere Fahrt über die Bordsteinkanten erhoffen, als sie es von den Gehwegen gewohnt sind, unsanft aus ihren Gefährten auf die Fahrbahn zu kippen. Fazit: 1. Es wird allerhöchste Zeit, dass verbindliche Bau- und Planungsstandards diesem Unsinn ein Ende setzen. 2. Am Riedberg muss dringend nachgebessert werden. Text und Fotos: Fritz Biel |