Keine bahnbrechende Bilanz
Der Systemverbund von Bahn- und Radverkehr wird in der Verkehrsplanung und bei politischen Entscheidungsträgern auch im Jahr 2005 noch vielfach unterschätzt. Das Prinzip ist für eine technikgläubige Gesellschaft wohl zu einfach. Das Fahrrad erschließt als flexibles Nahverkehrsmittel die Siedlungsgebiete, während der ÖPNV die schnellen Verbindungen über längere Distanzen herstellt. Trotz der außerordentlichen Vorteile und Potenziale von Bike & Ride (B+R) im regionalen Verkehrssystem sind weiterhin eklatante Defizite entlang der Bahnlinien festzustellen. Die vorbildlichen Lösungen stellen meist die Ausnahme dar. Der Wetteraukreis nimmt sich da nicht aus, wie die Bestandsaufname des aktuell durch den Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main erstellten Bike & Ride-Konzepts deutlich macht. Man betrachte etwa die Angebote entlang der Main-Weser-Bahnlinie (RE Frankfurt-Gießen, S 6), einer Bahnlinie, an der sich vorwiegend Stationen mit einer hohen bis sehr hohen Bedeutung für B+R befinden. Umso kritischer ist es zu werten, dass auch hier die meisten Stationen mangelhafte bis ungenügende B+R-Angebote aufweisen. Zu nennen sind insbesondere die Stationen Bad Vilbel Nord und Süd, Nieder-Wöllstadt sowie Butzbach. Hier sind Nachrüstungen dringend erforderlich, wobei auch an das Angebot von Fahrradboxen gedacht werden muss. Dagegen heben sich die Angebote in Karben und Friedberg deutlich positiv ab. In Friedberg hat die Nachfrage die zur Verfügung stehenden Kapazitäten in den sehr guten Abstellanlagen sogar bereits weit überschritten. Hier ist sicherlich ein ausreichendes Potenzial für eine Radstation oder ein Fahrradparkhaus vorhanden. Es ist zu betonen, dass sich das Engagement beziehungsweise die Beharrlichkeit einer Kommune in aller Regel auszahlt. Dies ist insbesondere deshalb von Bedeutung, weil es gilt, mit einem schwierigen Verhandlungspartner – der Deutsche Bahn AG beziehungsweise deren Töchter – umzugehen. Wie es sich auswirkt, wenn eine Kommune dem Thema Bike & Ride einen hohen Stellenwert zumisst, ist in Karben und in Friedberg zu sehen. Im Umkehrschluss verwundert die klägliche Situation in Bad Vilbel und Butzbach nicht. Joachim Hochstein
Assenheim Special
Ein Jahr lang hatte der Fahrgastbeirat der Wetterauer Verkehrsgesellschaft zusammen mit dem Fahrgastverband Pro Bahn & Bus Mittelhessen e. V. und dem Landesverband Hessen des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) 40 Wetterauer Bahnhöfe unter die Lupe genommen. Das glänzende Testergebnis für Assenheim ist jedoch leider inzwischen Geschichte. Das ist umso bedauerlicher, als der Bahnhof relativ weit entfernt von der nächsten Bushaltestelle liegt und nur wenige PKW-Stellplätze besitzt. Da wäre sicherlich für viele Fahrgäste das Fahrrad ein willkommenes Mittel, um den Bahnhof zu erreichen. Die Bahn AG hat jedoch nicht nur den Fahrkartenschalter geschlossen, sondern auch die Fahrradständer, die zuvor eine Möglichkeit zum sicheren Abstellen von Fahrrädern boten, entfernt. So ist zu vermuten, dass der einstige Musterbahnhof beim nächsten Test kläglich scheitern wird. Josef Brückl |