Unfallentwicklung in Frankfurt am Main
Im letzten Jahr hatten wir begonnen Zahlen über Verkehrsunfälle in Frankfurt und einigen anderen Städten zusammenzustellen und auf der Homepage des ADFC Frankfurt mitzuteilen. Im Zentrum stehen Radfahrunfälle. Darüber hatten wir in frankfurt aktuell (6/2004) berichtet. Nun liegen uns die Zahlen für Frankfurt und einige andere Städte auch für 2004 vor und wir können drei Jahre überblicken und vergleichen. Da sind zunächst die Zahlen für die verschiedenen Verkehrsteilnehmer im Stadtgebiet Frankfurt (siehe Tabelle „Zahlen für verschiedene Verkehrsteilnehmer in Frankfurt am Main“). Sie zeigen einen leichten Rückgang der Verletzten gegenüber den beiden Vorjahren, obwohl die Zahl der Verkehrsunfälle insgesamt in 2004 höher war als in den Jahren 2003 und 2002. Sie hat um 627, knapp 4% der Unfälle von 2003, zugenommen. Betrachtet man die Zahlen für die verschiedenen Verkehrsarten, so zeigt sich ein differenziertes Bild. Bei den Radfahrern ist ein Rückgang zu verzeichnen. Allerdings ist die Zahl der Verletzten noch deutlich höher als in 2002. Dagegen sind bei den motorisierten Zweiradfahrern in 2004 weniger verletzt worden als in 2003 und 2002. Nun wissen wir aus den Veröffentlichungen und Untersuchungen der Stadt Frankfurt, dass die Nutzung des Fahrrades in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat. Eine Erhöhung von 6 auf 9% des Radverkehrs am Verkehrsaufkommen bedeutet eine Zunahme um 50%. Hierin liegt sicher auch eine Ursache für die höhere Zahl an verletzten Radfahrern gegenüber 2002. Die Anzahl der verletzten PKW-Insassen ist gegenüber 2003 wieder leicht gestiegen. Bedenklich ist der Anstieg der verletzten Fußgänger, vor allem der schwer verletzten. Die Anzahl der getöteten Verkehrsteilnehmer ist zurückgegangen, außer bei den PKW-Insassen. Da ist sie gleich geblieben. Zur anschaulichen Darstellung der Veränderungen bei den Zweiradfahrern und Fußgängern in den drei Jahren sei das Diagramm „Bei Verkehrsunfällen leicht und schwer verletzte Radfahrer in Frankfurt am Main“ wiedergegeben. Im Folgenden sollen einige Ergebnisse aus dem Verkehrsbericht 2004 des Polizeipräsidiums berichtet werden, die für unsere Mitglieder und Leser interessant sein könnten. Da ist zunächst die Altersstruktur der verunglückten Radfahrer (Tabelle „Verunglückte Radfahrer (nach Altersgruppen))“. Im Wesentlichen bilden die Zahlen der verunglückten Radfahrer in den verschiedenen Altersgruppen wohl den jeweiligen Anteil der Radbenutzer ab. Sodann die Frage der Unfallverursacher. Zwischen 40 und 50 Prozent der Radunfälle sind nach den Angaben des Polizeiberichtes von den Radfahrern selbst verursacht. In den letzten Jahren schwankte dieser Anteil um 45 Prozent. Die Tabelle „Radfahrer als Verursacher von Unfällen“ gibt die Entwicklung und die Werte für die letzten Jahre wieder. Leider weist der Polizeibericht nur die Radfahrer als Verursacher aus. Interessant wäre, auch den Anteil der Autofahrer an den Verursachern zu kennen. In jedem Fall ist erfreulich, dass das Eigenverschulden geringer geworden ist. Die Gründe dafür sind sicher wiederum unterschiedlich. Im Verkehrsbericht 2004 des Polizeipräsidiums wird festgestellt: „Insgesamt wurden (2004) 6,64% weniger Fahrradfahrer bei Unfällen verletzt, als im Jahr zuvor. Die Rate der Unfallverursachungen durch die Radfahrer ging weiter um 4,3 Prozent zurück. Daraus kann ein verkehrsgerechteres Verhalten der Radfahrer abgeleitet werden, welches auch weiterhin durch die Aufklärungsarbeit der Polizei, des ADFC und des Verkehrssicherheitsrates unterstützt und gefördert wird.“ (S. 16 des Berichtes) Die Anstrengungen der Stadt und insbesondere die Investitionen in die Schaffung und Verbesserung der Radverkehrsanlagen sind dabei sicherlich ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung. Ebenso dürften die Bemühungen der KEBU, der Kommission für die Erfassung und Beseitigung von Unfallschwerpunkten, in diesem Zusammenhang bedeutsam sein. Wir als ADFC wünschen und hoffen, dass unsere Bemühungen weiterhin unterstützt werden und dass der angefangene Weg zur Erhöhung des Radverkehranteils in Frankfurt von den politisch Verantwortlichen weiter beschritten und die Bemühungen intensiviert werden. Zu diesen Bemühungen gehört zum Beispiel der Runde Tisch Radverkehr, dessen Weiterführung und Finanzierung in den nächsten Jahren gesichert werden muss. (Siehe auch den Artikel „Dampf auf den Kessel“ in frankfurt aktuell, Heft 2/2005) Betrachtet man noch die Ursachen der Radfahrunfälle durch die Radfahrer selbst, so ist der größte Teil auf die Benutzung der falschen Fahrbahn zurückzuführen, also das Befahren eines Einrichtungsradweges in entgegen gesetzter Richtung. Dies macht etwa 30% der Unfälle aus. Wir wissen sehr wohl, dass in vielen Fällen dieser oft kürzere Weg auch sinnvoll und angenehmer ist. Allerdings sollte er dann mit erhöhter Aufmerksamkeit befahren werden. Der zweithäufigste Grund ist das Nichtbeachten von Vorfahrt regelnden Verkehrsregeln, Verkehrszeichen und Ampelanlagen (ca. 20%). An dritter Stelle folgt Alkoholgenuss oder sagen wir Trunkenheit. Wünschenswert wäre nun allerdings eine Zusammenstellung der regelwidrigen Verhaltensweisen von Autofahrern, die zu Unfällen mit Radfahrern und Radfahrerinnen führen. Zwar übergeht der Verkehrsbericht dieses Problem nicht. So wird ein Unfall beschrieben, bei dem ein Radfahrer schwere Verletzungen durch das Fehlverhalten eines PKW-Fahrers erlitt. Und es wird an alle Verkehrsteilnehmer appelliert, sich im Straßenverkehr verkehrsgerecht und rücksichtsvoll zu verhalten. Wir wünschen uns aber für die zukünftigen Verkehrsberichte eine ähnlich differenzierte Betrachtung des Verhaltens der Autofahrer im Straßenverkehr wie sie den Radfahrern gewidmet wird. Fitz Bergerhoff |