Was ist zu tun in der Schweizer Straße? Bericht aus der AG Unfall Die Schweizer Straße in Sachsenhausen ist nur eine von mehreren Örtlichkeiten, an denen sich immer wieder Unfälle eines bestimmten Typs mit Radfahrern ereignen. Aber es ist eine besonders schwierige. Was kann der ADFC bzw. können seine Mitglieder beitragen zu einer Problembeseitigung oder wenigstens zu einer Minderung? Für Anfang Januar hatte die Direktion Verkehrssicherheit des Polizeipräsidiums und das Ordnungsamt die AG Unfall zu einer gemeinsamen Besichtigung verschiedener Unfallschwerpunkte eingeladen, an denen zwar Handlungsbedarf, aber gleichzeitig eine gewisse Ratlosigkeit über mögliche und kurz- bis mittelfristig durchführbare Maßnahmen besteht. Bei vielen der besichtigten Orte kamen die Überlegungen zu akzeptablen Ergebnissen. Doch bei einigen ist es sehr schwierig Maßnahmen zu entwickeln, die umsetzbar sind und Erfolg versprechen. Wie kann man zum Beispiel rasante Autofahrerinnen oder Autofahrer daran hindern, bei unübersehbar auf dem parallelen Radweg flott fahrenden Radlern, noch flotter an diesen vorbei zu fahren, um noch schnell bei Grün die Ampel zu erwischen und nach rechts, den Radweg kreuzend, abzubiegen? Diese Handlungsweise erwartet vom vorfahrtsberechtigten Radfahrer, dass er aus Angst vor einem Unfall bremst oder der Autofahrer riskiert eben bewusst eine Kollision mit dem Radfahrer. Und zu solchen Kollisionen kommt es leider immer wieder. Ein anderer Unfallschwerpunkt ist die Schweizer Straße. Hier werden häufig Autotüren von parkenden Fahrzeugen geöffnet und bringen vorbeifahrende Radler zu Fall (siehe auch in Heft 6/2004 den Artikel „Unfallstatistiken und was man daraus lernen kann“ die Situation 3). Es ist vor allem der Streckenabschnitt zwischen Schweizer Platz und Gartenstraße in Richtung Untermainbrücke, wo sich die Unfälle ereignen. Seit Sommer 2001 wurden hier 10 Unfälle mit einem schwer und acht Leichtverletzten Radfahrern oder -fahrerinnen aufgenommen. Einige Bilder sollen die Situation in diesem Abschnitt dokumentieren.
Bild 1 zeigt entspanntes Radeln zweier Radfahrer, die vom Schweizer Platz kommend zwischen den parkenden Fahrzeugen und der Straßenbahnschiene Richtung Gartenstraße fahren. Der Platz zwischen den Fahrzeugen und der Schiene erscheint breit genug. Man kann hier problemlos fahren. Das Kopfsteinpflaster neben und zwischen den Schienen bietet keine Rutschgefahr. Die Steine sind nicht aus glattem Basalt, sondern sind raue Kunststeine. Die Schienen allerdings haben ein deutliches Gefährdungspotenzial, wenn sie in flachem Winkel gekreuzt werden.
Bild 3 zeigt eine andere Gefährdung. Die Autofahrerin schaut beim oder vor dem endgültigen Fahren aus der Parklücke zwar nach hinten, sieht die sich nähernden Radfahrer und hält offenbar an. Aber sie steht bereits teilweise außerhalb der Parklücke und wiederum sind die Radfahrer gezwungen, die Schiene zu queren und zwischen die Straßenbahnschienen auszuweichen. Gleichzeitig muss man auf die Rücksicht des sich von hinten nähernden Autofahrers vertrauen, dass er nicht zu überholen versucht. Sowohl das Öffnen der Türen wie auch das Ausfahren aus der Parklücke geschieht in diesem Streckenabschnitt der Schweizer Straße sehr häufig. Es sind vor allem Kurzparker, die ihre Fahrzeuge hier abstellen, um einen schnellen Einkauf in den zahlreichen Einzelhandelsgeschäften zu tätigen.
Des öfteren herrscht großes Gedränge. Selbst dann werden Autos, die wegen einer Radlerin langsamer fahren, noch von anderen PKWs überholt, wie Bild 5 demonstriert. Das drängt die Radlerin wiederum näher an die parkenden Autos und erhöht die Gefahr eines Zusammenstoßes mit einer sich öffnenden Autotür.
Wie lässt sich die Gefahr bannen? Bei der Begehung der Schweizer Straße mit Polizei und Ordnungsamt wurden verschiedene bauliche Maßnahmen diskutiert. Unter anderen waren dies eine Verlagerung der Parkplätze ganz oder teilweise auf die Gehsteige. Dies kommt nicht in Frage. Der Platz für den intensiven Fußgängerverkehr ist unbedingt notwendig. Zudem stehen auf dem Gehweg Bäume und die Zahl der Parkplätze würde verringert. Die Anlage eines Radschutzstreifens ist unmöglich wegen der geringen Straßenbreite.
Das erfordert das Fahren mindestens direkt neben der Straßenbahnschiene, wie es Bild 6 demonstriert. Besser noch fährt man aber zwischen den Schienen. Dort fuhr während der halbstündigen Beobachtungszeit nur ein Radfahrer. Offenbar traut man sich als Radfahrer oder –fahrerin nicht, selbstbewusst die ganze Fahrbahn zu beanspruchen. Zwar würde dies keineswegs alle Autofahrer am Überholen hindern, wie Bild 5 dokumentiert. Es ist aber tatsächlich die einzige Möglichkeit, den hier geschilderten Gefahren zu entgehen. Soll man etwa die Gehwege verbreitern und die Fahrbahn soweit einengen, dass die radelnden Verkehrsteilnehmer (zu ihrem eigenen Schutz) zwischen die Schienen gezwungen werden? Oder gibt es noch andere Maßnahmen, die durchführbar und Erfolg versprechend sind? Vielleicht gibt es bei den Lesern von frankfurt aktuell Ideen und Vorschläge, wie man dem Problem noch zu Leibe rücken könnte. Die AG Verkehr nimmt sie gerne entgegen und wird sie mit den zuständigen Stellen diskutieren. Fitz Bergerhoff
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