Mitverantwortung bei Unfällen
Erneut gibt es Anlass auf Örtlichkeiten hinzuweisen, an denen Radfahrerinnen und Radfahrer mehrfach zu Schaden gekommen sind. Wieder ist es die Situation, dass der Radweg entgegengesetzt der vorgesehenen Fahrtrichtung benutzt wurde. Die Zusammenarbeit mit der Direktion Verkehrssicherheit hat uns wieder Informationen über Örtlichkeiten gebracht, an denen gehäuft Unfälle der gleichen Art aufgetreten sind. Das betrifft zum einen die Situation 1 (siehe den Artikel über Unfallstatistiken im letzten Heft von frankfurt aktuell). Und zwar sind dies die Einmündung der Heidestraße in die Höhenstraße auf der Nord-Ostseite und die Einmündung der Emil-Sulzbach-Straße in die Theodor-Heuss-Allee. An der Heidestraße sind die Verhältnisse eng und unübersichtlich. Die aus der Heidestraße ausfahrenden Autofahrer haben eine schlechte Sicht in beide Richtungen und müssen infolgedessen weit vorfahren. Vielen Leserinnen und Lesern wird dieser Ort geläufig sein. Hier waren seit Juni 2003 drei Unfälle mit zwei leicht und einem schwer verletzten Radfahrer zu verzeichnen. Dagegen ist die Situation an der Emil-Sulzbach-Straße relativ übersichtlich und nicht eng. Hinreichend langsame und aufmerksame Autofahrer müssten auch aus der „falschen Richtung“ kommende Radfahrer eigentlich rechtzeitig sehen. Doch scheint hier der Drang, in eine Lücke des schnell fließenden Verkehrs auf der Theodor-Heuss-Allee einzufahren größer zu sein, als die Rücksicht gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern. Hier ereigneten sich allein im Jahre 2004 fünf Unfälle mit vier leicht verletzten Radfahrern. Das mag auch daran liegen, dass die auf dem Radweg der Theodor-Heuss-Allee Richtung Innenstadt fahrenden Radler schnell unterwegs sind und sich damit an dieser Straßeneinmündung stärker gefährden. Abb.1 zeigt den Blick des Radfahrers vor der Einmündung der Emil-Sulzbach-Straße in Richtung Innenstadt. Ein nicht zu schnell fahrender Radfahrer müsste hier eigentlich rechtzeitig bremsen können. Die Abb. 2 zeigt den Blick des aus der Emil-Sulzbach-Straße in die Theodor-Heuss-Allee einfahrenden Autofahrers. Der auf dem Gehweg rechts in der Kurve vorschriftswidrig parkende PKW behindert die Sicht des Autofahrers auf den Radweg rechts. Das ist eine hier sicherlich häufig anzutreffende Situation. Umso vorsichtiger sollten Radfahrer diese Einmündung queren. Am Fischstein Kreisel, wo die Ludwig-Landmann-Straße von Rödelheim her in diesen Kreisel mündet, sind entgegen der Richtung fahrende Radfahrer in den letzten drei Jahren dreimal zu Schaden gekommen. Dabei gab es einen schwer und zwei Leichtverletzte. Abb. 3 vermittelt den Eindruck einer übersichtlichen Situation. Doch werden Radfahrer, die von rechts kommend auf dem Radweg parallel zum Fußgängerüberweg die Ludwig-Landmann-Straße queren, von den schnell ankommenden Autofahrern unter Umständen zu spät gesehen. Die Ludwig-Landmann-Straße verläuft hier in einer Rechtskurve und der Kreisel wird erst ein ganzes Stück hinter dem Überweg erreicht. Bis hierhin wollen die Autofahrer aber vorfahren. Diese Situation zeigt die Abb. 4. Wir hoffen, dass diese Stelle verändert und entschärft werden kann. Bei den drei dargestellten Örtlichkeiten tragen die Radfahrer wegen ihres eigentlich vorschriftswidrigen Verhaltens eine Mitverantwortung bei sich ereignenden Unfällen. Hinzuweisen ist auf eine andere stark befahrene Stelle, bei der die oben geschilderte Situation 4 häufig auftritt. Es ist die Kreuzung Untermainbrücke – Neue Mainzer Straße / Untermainkai. Hier sind in den beiden vergangenen Jahren vier Radfahrer von rechts abbiegenden PKWs erfasst worden, während sie, von der Untermainbrücke auf dem rechten Radweg fahrend, in die Neue Mainzer Straße geradeaus weiterfahren wollten. Ähnlich wie an der Maybachbrücke – Dillenburger Straße ist es hier offenbar so: auf der abschüssigen Straße sind die Radfahrer relativ schnell unterwegs und werden von abbiegenden Autofahrern nicht oder zu spät gesehen. Auch an solchen Stellen ist Vorsicht geboten. Hingewiesen sei aber auch darauf, dass an diesem Ort im selben Zeitraum zwei Radfahrer verunglückt sind, die auf der linken Seite der Brücke stadteinwärts fuhren und bei der Überquerung des Untermainkais von auf dem Untermainkai nach Osten geradeaus fahrenden PKWs erfasst wurden. Wer hier bei Rot gefahren ist, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Und Rotfahrer muss es hierbei gegeben haben, da nicht gleichzeitig für Autofahrer und für Fußgänger die Ampel auf grün stehen kann. Soweit die Hinweise zu den uns neu bekannt gewordenen Gefahrenpunkten im Bereich der Stadt Frankfurt. Die im letzten Heft von frankfurt aktuell (Nr. 6, 2004) angekündigte Ergänzung der Homepage des ADFC Frankfurt um Unfallstatistiken ist in Arbeit. Neugierige Internetbesucher mögen sich bitte noch gedulden. Wir haben inzwischen auch Kontakt aufgenommen mit den ADFC-Vertretern in anderen Städten. Nicht zu unserer Überraschung treten dort zum Teil dieselben Unfallsituationen auf. So sei uns gestattet, den ADFC-Kreisvorsitzenden in Nürnberg, Jens Ott zu zitieren, der in seinem „Unfallbericht 2003 aus Radlersicht“ unter anderem folgendes schreibt: „Gefahrenpunkt ‚Linke Straßenseite’ Wie auch schon in 2002 zählen die [...] Straßen zu den Unfallschwerpunkten bei Fahrradunfällen, ... Die Unfälle ereigneten sich immer an Kreuzungen, Einmündungen und Grundstücksein- und -ausfahrten und in vielen Fällen waren die Radfahrer auf der linken und damit ‚falschen’ Straßenseite unterwegs. Wir appellieren deshalb an die Radfahrer: Befahren Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit die Radwege nur in der erlaubten Richtung und achten Sie besonders bei Kreuzungen, Einmündungen und Zufahrten auf ein- und ausfahrende Kfz. Wir appellieren auch an die Autofahrer: Schenken Sie dem Querenden Radverkehr mehr Beachtung als der freien Lücke auf der Fahrbahn. Wir appellieren aber auch an die Stadt: Plant keine Zweirichtungsradwege, wenn diese von Straßen, Einmündungen oder Zufahrten gekreuzt werden und erleichtert das Queren von Fahrbahnen (z.B. durch Mittelinseln oder Ampeln bzw. Radstreifen statt Radwegen), um den Bedarf zum Benutzen der falschen Straßenseite zu verringern.“ Was den letzten Punkt betrifft so können wir für Frankfurt feststellen, dass die Kooperation zwischen der Stadt und dem ADFC so gut funktioniert, dass bei der Planung die Kompetenz des ADFC in Gestalt seines verkehrspolitischen Sprechers genutzt wird. In diesem Sinne wollen wir weiterarbeiten und freuen uns auf die Maßnahmen, die nach den Etatanträgen für den jüngst beschlossenen Haushalt zu erwarten sind und hoffentlich den Anteil des Radverkehrs in Frankfurt erhöhen helfen. Und wir hoffen auch, dass Baumaßnahmen so gestaltet werden, dass Unfallgefahren nach Möglichkeit nicht auftreten. Fitz Bergerhoff, Lothar Hennemuth |