Es geht voran!
Endlich hat der morgendliche Stress ein Ende: Auf dem Weg durch den Anlagenring galt es, sicher vor einer fünfspurig lauernden motorisierten Meute den Kreuzungsbereich am Eschenheimer Tor zu überqueren. Aus Richtung Scheffeleck kommend vor der Imbissbude bei Fußgänger-Grün einige Meter hinaus auf das Asphaltmeer gen Oeder Weg rollen, dann vorsichtig die Fahrspur aus Richtung Hauptwache kreuzen und vor der roten Ampel auf der rechten der beiden Linksabbiegerspuren inmitten dieses Meeres abwarten. Sobald die Signalanlage auf Gelb springt, gilt es, zügig das rettende Ufer, den gegenüber liegenden Zugang zum weiteren Verlauf des Anlagenringes, zu erreichen. Das Dröhnen der startenden Meute in den Ohren, gelingt das Morgen für Morgen (für Leser, die die dortige Situation nicht kennen, liefere ich auf Anfrage gerne eine Skizze nach). Im Laufe der Jahre hat sich dieses Verfahren zur Kreuzung der Verkehrshölle vor dem ehemaligen Volksbildungsheim (heute Metropolis-Kino) für die meisten Alltagsradler als praktikabelste Lösung erwiesen. Waren wir in früheren Jahren nur vereinzelte Pedaleure, die diesen Weg wagten, hat sich mit der (subjektiv empfundenen) Zunahme des morgendlichen Rad-Berufsverkehrs eine immer größere Anzahl an Radfahrern auf diese Kreuzungsvariante eingelassen. Viele ungern, wie ich weiß. Aber mangels vernünftiger Alternative und getrieben vom Wunsch nach halbwegs zügigem Fortkommen wurde dieser Lösung der Vorzug gegeben. Und damit soll es jetzt endgültig vorbei sein?Im Sommer war der beschriebene Kreuzungsbereich wochenlang mit dem Fahrrad überhaupt nicht passierbar. Neue Wege durchs Nordend mussten gefunden werden, während an der velofreundlichen Umgestaltung des Verkehrsknotens gearbeitet wurde. Und dann war es plötzlich so weit: ein ampelgeregelter Übergang verbindet nun die beiden Teile der Wallanlagen! Gemächlich wird nun die Imbissbude umrundet, gewartet, bis „Grün“ signalisiert, den Abzweig zum Oeder Weg und die nordwärts führenden Fahrspuren der „Großen Eschenheimer“ zu überqueren. Eine kleine Verkehrsinsel lädt inmitten des Asphaltmeeres zu einer kurzen Rast, bevor auch dort „Grün“ daran erinnert, dass wir nicht im Urlaub, sondern auf dem Weg zur Arbeit sind. Mit einigen Sekunden Verspätung (gegenüber der alten Kreuzungs-Variante) erreichen wir die Grünanlage hinter dem Hilton-Hotel. Entspannt rollen wir weiter Richtung Alte Oper, aber Vorsicht ist auch hier geboten: Gefahr droht von den freilaufenden Gänsemüttern, die aus Angst um das Leben ihrer Brut schon Berufspendler angegriffen haben. (Auch bei solchen Angriffen schützt ein Helm vor größeren Verletzungen – die dumme Gans versucht, vorsichtig passierende Radler am Kopf zu attackieren.) Grundsätzlich aber bietet der neue Übergang, auch in Fahrtrichtung Osten, eine komfortable Verbindung der beiden Teile der Wallanlagen.Ergänzt wird diese Ampelanlage durch neue Velospuren auf der Westseite der „Eschersheimer“ südlich der Fellnerstraße, so dass auch im Nord-Süd-Verkehr endlich eine durchgehende Radverkehrsverbindung zwischen Nordend und Innenstadt besteht. Hier sind die Markierungsarbeiten in Richtung Schillerstraße zum Redaktionsschluss noch nicht beendet, aber deutlich zu sehen ist: Es geht voran.Warum am Eschenheimer Tor immer noch Pedaleure die alte, oben beschriebene Kreuzungsvariante praktizieren, scheint allerdings nur auf den ersten Blick unklar. Stellt man doch bei genauerem Hinsehen fest, dass die eine oder andere Sekunde zu sparen ist, bei gröblicher Missachtung der Rücksichtnahme auf Fußgänger sogar die Grünphase an der Kreuzung Bockenheimer Landstraße/Reuterweg zu erreichen ist. Dank flexibler Arbeitszeiten kann ich mir aber die neue, die stressfreie, Variante leisten. Peter Sauer Wallanlagen und Radverkehr Die Bedeutung der Wallanlagen für den innerstädtischen Rad- und Fußgängerverkehr ist auch dem Beschluss der Stadtverordneten-Versammlung vom 24.08.2002 zu entnehmen. Zum zukünftigen Übergang an einer trennenden Verkehrsachse, der Verbindung zwischen Eschenheimer Anlage und Friedberger Anlage am Friedberger Tor, wird festgestellt:Die Frankfurter Wallanlagen werden an mehreren Stellen durch radiale Verkehrsachsen gekreuzt, die eine wichtige Funktion zur Erschließung der Frankfurter Innenstadt darstellen.Andererseits stellt die Zugänglichkeit der Wallanlagen und deren Verbindung untereinander ein wichtiges städtebauliches Ziel dar. An mehreren Stellen konnten hierzu schon deutliche Verbesserungen erzielt werden oder die Planungen hierzu sind abgeschlossen.Eine letzte Lücke stellt das Friedberger Tor als Verbindung zwischen Friedberger- und Eschenheimer Anlage dar.In der Radverkehrskonzeption, dem sogenannten BiS-Konzept, haben die Wallanlagen für den innerstädtischen Radverkehr eine wichtige Funktion.Über sie werden die radialen Verkehrsachsen unabhängig davon, ob sie schon über Radverkehrsanlagen verfügen, miteinander verbunden. Daneben ist über die Wallanlagen eine Umfahrung der Innenstadt möglich. (.....)Zum Schluss heißt es:Auf der Grundlage der vorgelegten Planung soll die Ausbauplanung erarbeitet werden. Die Realisierung und Umsetzung ist aus Mitteln der Stellplatzablöse beabsichtigt und soll zeitnah erfolgenWie gesagt: Es geht voran! Peter Sauer
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