Saisoneröffnung
Die Wettervorhersage aus Offenbach war ein unfreundlicher Akt: Kalt, bis zum Gefrierpunkt herunter, würde es sein. Viele RadlerInnen haben diese Nachricht gehört und sind dem Spektakel fern geblieben. Die Wirklichkeit aber war eine ganz andere. Ab 12 Uhr konnte man auf der Terrasse der Klosterschänke in vollem Sonnenlicht sein Weizenbier genießen und sein reichliches Mittagessen einnehmen. Über 150 TeilnehmerInnen fanden sich ein, die von einer neuen Rekordzahl von vierzehn Startpunkten aus die Fahrt nach Ilbenstadt antraten. Erstmalig dabei ein sportlich gestähltes Team aus dem Rodgau, das immerhin fast 120 km schon zu Beginn der neuen Saison auf den Tacho addierte. Aus Frankfurter Sicht aber noch bedeutender war die Jungfernfahrt des ADFC Offenbach-Stadt, der sich bisher dezent zurück gehalten hatte. Fast die Hälfte aller TeilnehmerInnen waren Nichtmitglieder, die trotz der erneuten Abstinenz der großen Tageszeitungen, über das Event zu berichten, Wind von der Fahrt bekommen hatten. Der Wirt war darüber nicht erbost, sondern eher froh, dieses Mal nicht wieder in Kalamitäten mit der Essensausgabe zu kommen. Ganz problemfrei verlief es aber auch dieses Mal nicht, was sicher auch daran lag, dass mancher Gast einfach vergessen hatte, was er zu Beginn der Tour bestellt hatte. Auch das Experiment, ein typisch schwäbisches Karfreitagsessen, nämlich Kässpätzle, anzubieten, war in oberschwäbischen Augen keine Offenbarung. Es ist halt für Hessen immer wieder schwierig, artfremde Speisen zuzubereiten. Ich habe dem Wirt angeboten, ihn bis zum nächsten Karfreitag in die wahre Kunst einzuweihen. Erstaunlich viele Leute waren begierig, die Führung durch den Wetterauer Dom mit zu machen, die unter bewährter Leitung von Herrn Schwarz aus Ilbenstadt statt fand. Übereinstimmend wurde die Führung für gut befunden. Wir werden versuchen, im nächsten Jahr eine alternative Führung anzubieten, die uns in die beiden Türme des Domes und in den Klostergarten bringt, die normalerweise Besuchern verwehrt bleiben. Organisatorisch gab es kaum Probleme. Die meisten TourenleiterInnen sind zwischenzeitlich erfahrene Hasen und Häsinnen, die mit plötzlich auftauchenden Wehwehchen professionell umzugehen wissen. Ihnen allen gilt unser Dank und unsere Anerkennung. Manche von ihnen zeigen seit vielen Jahren regelmäßig Flagge. Als Kompliment empfand ich die Aussage von Michael B., dass er sich den Karfreitag ohne Tour nach Ilbenstadt kaum noch vorstellen kann. Für Viele steht zwischenzeitlich der Aspekt im Vordergrund, alte Bekannte bei dieser Sternfahrt wieder zu sehen. Ich habe angesichts der sehr positiven Erfahrungen während der vergangenen neun Jahre an das Redaktionsteam der Radwelt einen Beitrag für die kommende Ausgabe gesandt, der nach Art eines Kochrezeptes mit den Worten beginnt: Man nehme... Ich bin sehr gespannt, ob der Artikel in der nächsten Ausgabe erscheinen wird. Es wäre sehr schön, würde der Karfreitag ein bundesweit respektierter Tag des ADFC zu Touren mit Kultur- und Religions-historischem Hintergrund. Dem ADFC könnte es nicht schaden, diesen ansonsten Ereignis-sterilen Tag für sich zu nutzen. Alfred Linder |
16. Mai 2004 ADFC Frankfurt am Main e. V. |