Im Land der nassen Wiesen
Nahe Cuxhaven, doch leider ganz ohne Meerblick, fand in einem vorbildlichen Bett&Bike-Betrieb das erste TL-Seminar des Jahres statt. Dank der unermüdlichen Arbeit des Cuxhavener Vorstandes gibt es eine Vielzahl von Fördermitgliedern im KV-Bereich, und der Wirt unserer Bleibe, der Gasthof Petersen, fährt auf seinem Transporter, mit dem er auch gerne RadlerInnen vom Bahnhof abholt, großflächig Werbung für ADFC und das Bett&Bike-Projekt. Das Seminar war unglaublich dicht gepackt. Schon am Freitag Abend folgte dem Essen eine dreistündige Einführung zum Radtourismus und seiner Entwicklung, die Referent Wolfgang Reiche abwechslungsreich präsentierte. Wolfgang ist Touristikreferent beim ADFC Bremen und vielen ADFC-Mitgliedern bekannt als Begründer und Verwalter der Datenbanken „Wer war wo?“, Mitradelzentrale, Länder-Infos und der Übernachtungsverzeichnisse Bett&Bike sowie Dachgeber. Das Highlight des Wochenendes war Wolfgangs Diaschau zu seiner Chinareise 1995, die atemberaubende Bilder vom Karakorum Highway zeigte, aber auch die Beschränkungen ansprach, die Ausländer beim freien Bereisen dieses Landes behindern. Am Samstag folgte die Praxisprobe auf die theoretischen Exempel. Alle waren für 2 km TourenleiterIn oder Schlusslicht, mussten sich anhand einer Karte orientieren und darauf achten, dass die Gruppe sicher fährt und zusammenbleibt. Schon kurz nach dem Start fiel den Vordersten eine merkwürdige Szene in einer Hofeinfahrt auf: 3 Räder und 3 Menschen lagen dort herum, während 4 Rotkreuzler ganz ruhig daneben standen. Wie sich herausstellte, waren wir trotz der Gruppengröße etwas zu früh an den Schauplatz eines fingierten Fahrradunfalls gekommen. Schade, denn die Wunden – gebrochene Nase, Platzwunde an der Stirn und offener Handbruch – waren von der Rotkreuzabteilung für Realistische Unfalldarstellung (RUD) einfach perfekt imitiert worden – das „Blut“ floss sogar noch. Wir übten dann trotzdem die richtige Ersthilfe für die Verletzten, wobei die verkehrssichere Unterbringung der TeilnehmerInnen mit das schwierigste war, da naturgemäß erst alle sich um die Verletzten drängten und dabei die Straße versperrten. Die Versorgung der Verletzten selbst war zufriedenstellend, wenn auch das Herumbohren in offenen Wunden nicht gern gesehen war. Regelmäßige Auffrischung der Ersthelferkenntisse lohnt sich also. Global Positioning Systeme (GPS) wurden nach einem Vortrag eifrig diskutiert, aber mehrheitlich noch als Zukunftsmusik betrachtet, da noch zu wenige Radverbindungen kartiert sind. In 10 Jahren kann sich das GPS aber schon weithin als Konkurrenz zu herkömmlichen Karten etabliert haben. Die meisten TeilnehmerInnen waren nahe dem Rentenalter und hatten schon Radtouren entweder für den ADFC, für ihren Verkehrsverein oder für Freunde organisiert und waren mit der praktischen Abwicklung vertraut, aber unsicher über die Rechte und Pflichten eines Tourenleiters oder Reiseveranstalters. Die Fragen dazu beantwortete neben Wolfgang Reiche ein fachlich versierter Rechtsanwalt, wobei sich zeigte, dass das Recht oft nicht eindeutig, sondern eine Frage der Auffassung ist und je nach Situation und RichterIn anders ausgelegt werden kann. Ein sehr lehrreiches Seminar mit Infos zu allen Themen rund um die gelungene Radtour oder -reise, das sich für Junior-TourenleiterInnen empfiehlt. Wer sich dafür interessiert, kann in diesem Frühjahr noch Seminare in Münster und Bremen besuchen ( www.adfc.de/termine ), und sollte sich dafür bei Jürgen Johann melden. Der Kreisverband Frankfurt unterstützt die Teilnahme auch finanziell, wofür sich nochmals bedanken Birgit Semle und Lothar Hennemuth |
10. März 2004 ADFC Frankfurt am Main e. V. |