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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Nachruf
Als ich 1981 meinem gewohnten Sport mit Ende vierzig nicht mehr so recht nachgehen konnte, kaufte ich mir ein Fahrrad. Es war silbergrau und hatte eine Kettenschaltung mit fünf Gängen.

Als ich mich mit Einkaufskörbchen und im Trainingsanzug mit den seitlichen Streifen am Start zu einer Radtouristik-Strecke von Eschborn nach Ehlhalten und zurück meldete, heftete man mir eine Startnummer auf den Rücken. Das hat mich etwas geniert und ich habe deshalb später die Jacke ausgezogen, aber diese erste Radtour hat mir doch Spaß gemacht. Die anderen Teilnehmer hatten aber alle Rennräder und sind in Pulks an mir vorbeigezogen. Bei der Pause mit dem Energietrunk habe ich dann erfahren, wozu diese Touristikfahrten eigentlich da sind.

Als ich 1982 im Radio von einer Radtour von Hanau nach Bremen über die Märchenstraße gehört hatte und meiner Familie davon vorschwärmte, sagte man mir: „Probier's doch!“ Die 24 Teilnehmer hatten zum Teil überhaupt keine Gangschaltung, ein schweres Hollandrad war dabei, und auf die Sababurg haben fast alle geschoben. Niemand hatte mehr als fünf Gänge, nur der Tourenleiter hatte ein Rennrad.

Als mich der Tourenleiter dann in den darauf folgenden drei Jahren als Begleiterin für diese Reise mitnehmen wollte, dachte ich „Warum nicht?“ Für die Tourenführung fühlte ich mich nicht geeignet, aber als Lumpensammler war ich ganz gut. Jeden dritten Tag habe ich den Begleitbus gefahren und das Picknick eingekauft. Dann stand mein Rad im Bus und ich bedauerte, dass ich nicht bei der Gruppe sein konnte. Weil mir ein Fahrradfreak aus der 1983er Tour ein größeres Ritzel eingebaut hatte, konnte ich dann zur Sababurg auch hochfahren.

Als ich 1988 an einer Vogesen-Tour teilnehmen wollte, musste ein Rad mit 18 Gängen her. Mein Silbergraues wurde Büro- und Einkaufsrad. Ich merkte bald, dass die Bremsen von 1981 nicht so viel wert waren.

Als ich dem aus der Einfahrt herauskommenden Führerscheinneuling tief in die Augen sah (man soll ja Blickkontakt suchen), dachte ich, er sieht mich und hält. Er sah mich, fuhr mich aber trotzdem um und ruinierte mein Hinterrad. Seit der Zeit hatte mein Silbergraues dann ein schwarzes Hinterrad.

Als der Platz im Abstellraum für meinen inzwischen angewachsenen Fahrradbestand immer enger wurde, wollte ich mein Silbergraues auf dem Flohmarkt für 5 Mark verkaufen. Aber keiner wollte es haben. Da dachte ich, dann soll es halt geklaut werden. Ich schließe es nicht mehr ab! Es war bei meinen Einkaufsfahrten sehr bequem, vor den Großmärkten das Rad so einfach abzustellen. Und hinter der Taxushecke im unverschlossenen Vorgarten stand das Rad von März bis Oktober Tag und Nacht – ebenfalls nicht abgeschlossen. Das war auch sehr bequem und ging so drei Jahre lang.

Als die Hecke nun nach 35 Jahren etwas schütter wurde, haben wir uns zu einer Neupflanzung entschlossen. Die neue Hecke ist erst einen halben Meter hoch. Nach drei Nächten war das Rad weg. Nun tut es mir doch leid. Die Beleuchtung war 1a und an den inzwischen steinharten Ledersattel hatte ich mich gewöhnt. Alle Gänge waren noch zu schalten, trotz Minimalpflege. Nur die Kette hatte noch regelmäßig Öl bekommen. Eigentlich war es ein gutes Rad.

Sollte einem von den Lesern ein graues Rixe-Rad mit Silberfelge vorn und schwarzer Felge hinten und einem ziemlich verrosteten Einkaufskörbchen im Straßenverkehr auffallen – das war mal meins! Wenn es aber noch gefahren wird, soll es mir recht sein. Für den Müll war es einfach zu schade! (br)

2. September 2003 ADFC Frankfurt am Main e. V. |