Schaltung von Nu-tec-Bikes
Die Technik-Neuheit 2003 Eigentlich gibt es so etwas schon ziemlich lange: Fahrräder mit Akkus im Rahmen, die während leichter Fahrt in der Ebene oder bergab geladen werden. Die so gesammelte Energie treibt dann an Steigungen einen Elektromotor an, der die Pedalarbeit erleichtert. Rein umwelttechnisch sind solche Akkus natürlich nicht vollständig korrekt und Radler der reinen Lehre werden so etwas schon aus Prinzip ablehnen. Der Hersteller Nu-tec-Bikes aus Sindelfingen versucht nun, mit einem technisch revolutionären Konzept Anteile im Markt der Nabenschaltungen zu gewinnen und dem inneren Radler-Schweinehund das Leben schwerer zu machen. Beide Ziele sollten erreichbar sein, wenn das jetzt angekündigte Produkt hält, was es verspricht, denn es wird die oben beschriebene „Energie-Aufhebmethode“ auf rein mechanischer Basis umsetzen. In eine 16-Gang Nabenschaltung ist eine Feder integriert, die bergab und bei leichter ebener Fahrt aufgezogen wird. An Steigungen oder bei Gegenwind kann die Feder wieder entspannt werden und so als Kraftreserve für schwierige Passagen dienen. Damit bei Flachlandtouren das Spannen der Feder nicht unnötig belastet, kann es auch vollständig abgeschaltet werden. Angesammelte Federspannung bleibt aber beim Abstellen des Fahrrades erhalten, so dass der heute im Flachland gesammelte Energievorrat morgen auf der Bergetappe genutzt werden kann. Beeindruckend ist auch der versprochene Wirkungsgrad von über 80%. D. h. mehr als 80% des Mehraufwandes, den man zum Spannen der Feder aufbringen muss, bekommt man beim bergauf Fahren als Unterstützung zurück. Das Federprinzip ist eigentlich ganz einfach und tut in jeder mechanischen Uhr seinen Dienst. Zumindest die Älteren unter uns dürften dies beim Zerlegen mechanischer Wecker schon erforscht haben. Da die Nabenschaltung kaum größer und nur unwesentlich schwerer ist als z. B. die 14-Gang Rohloff-Nabe, stellen sich hier besondere Herausforderungen an das Material der Feder. Details legt Nu-tec noch nicht offen. Auch die abgebildete Zeichnung gibt darüber keinen Aufschluss. Sie lässt bestenfalls erahnen, wie kompakt die Feder sein muss. Einziger Wermuthstropfen ist der Preis: knapp 1.000 Euro soll die Nabe kosten, angesichts der technischen Komplexität des Produktes aber gerechtfertigt erscheint. Testberichte liegen bisher nicht vor, da Nu-tec der Fachpresse noch kein Exemplar zur Verfügung gestellt hat. In einem ungewöhnlichen Vorgehen wird die neue Schaltung in ganz Europa am 1. April der Öffentlichkeit vorgestellt. Dann werden alle größeren Radläden Räder mit der neuen Schaltung für Probefahrten zur Verfügung haben. In Zukunft ist es dann kein Scherz mehr, wenn man beim Händler die tolle Schaltung verlangt, bei der man bergauf nicht mehr treten muss. (rha) |
25. März 2003 ADFC Frankfurt am Main e. V. |