Wovon Radfahrer träumen
Mit dieser Überschrift präsentierten Vertreter des ADFC Eschborn/ Schwalbach im Juni 2002 einen Radverkehrsplan für Schwalbach beim Bürger-Info-Markt im Bürgerhaus, wo die Arbeitsgruppen der lokalen Agenda 21 einen Zwischenbericht über ihre bisher geleistete Arbeit vorstellten. Unsere Tafel mit dem Radverkehrsplan – nicht Radwegeplan, wie in den Zeitungen stand – und Fotos von Beispielen der Radverkehrsführung fanden großes Interesse, ebenso der Fragebogen zum Thema Radfahren sowie Informationen über den ADFC und den Nationalen Radverkehrsplan. Seit über 1 1/2 Jahren gehören Hajo Werner und ich innerhalb der lokalen Agenda zur Projektgruppe Verkehr, einer Untergruppe der AG “Stadtentwicklung". Die meisten Agenda-Kollegen messen dem Fahrrad als Verkehrsmittel im Kurzstreckenbereich ebenso große Bedeutung bei wie wir. Hoffen wir nur, dass Schwalbachs Politiker unsere Leitbilder bei zukünftigen Entscheidungen berücksichtigen. Während des Bürgermeister-Wahlkampfs verschickte unsere ADFC-Ortsgruppe Fragebogen an die Kandidatin und die drei Kandidaten. Alle vier antworteten zufriedenstellend. Der neue Bürgermeister, Roland Seel, nun seit einem halben Jahr im Amt, zeigt sich im Gespräch sehr aufgeschlossen für die Wünsche der Radfahrer. Doch leider ist der Stadtsäckel leer, so dass wir noch einige Zeit mit den Sünden der Vergangenheit leben müssen: Beim Bau der Limesstadt wurden Straßen nur für den Autoverkehr gebaut, man hielt damals den Radweg parallel zum Mittelweg für ausreichend. Die Verkehrsplaner jedoch, die in den vergangenen Jahren in Schwalbach tätig waren, haben weiterhin an den Bedürfnissen der Radfahrer vorbei geplant, und nach den Erfahrungen der letzten Zeit können wir froh sein, wenn die Situation für uns nicht noch schlechter wird. Es reicht schon, dass die neue, noch nicht offiziell frei gegebene Zufahrt in die Altstadt (abknickende Hauptstraße) „verschlimmbessert“ wurde. Die 5 cm hohe Bordsteinkante ist für Radfahrer nicht nur ein ärgerliches Hindernis, sie macht das Linksabbiegen von der Hauptstraße vor allem im Berufsverkehr sehr gefährlich. Mein Beschwerdebrief an den Magistrat wurde vom Bau- und Planungsamt mit dem Zitat des Architekten beantwortet, dass die Bordsteinkante nötig sei, um die Straße als verkehrsberuhigten Bereich zu kennzeichnen. Doch bereits jetzt zeigt sich: Der gute Asphalt auf dem schmalen Fahrstreifen verleitet Autofahrer zum zügigen Fahren und wenn beim Begegnungsverkehr die Straßenbreite nicht ausreicht, wird auf die Bürgersteige ausgewichen, die keine Bordsteinkanten haben. Hier ist die Null-Absenkung wirklich hervorragend gelungen! Verkehrsbehinderung und -einengung hält man in Schwalbach für das geeignete Mittel, langsames Fahren zu erzwingen. Im Berufsverkehr funktioniert das auch prima, auf manchen Straßen sind kaum die erlaubten 30 km/h zu erreichen. Dafür wird in den verkehrsarmen Zeiten recht flott gefahren, vor allem dort, wo Tempo 40 gestattet ist. Daraus werden schnell 50 km/h oder mehr! Die genervten Anwohner der Berliner Straße beklagten verständlicherweise in der letzten Bauausschuss-Sitzung im November, dass zwischen Wiesenweg und Bauhof-Zufahrt zu schnell gefahren werde. Aber ihr Wunsch, hinter der Kurve, wo die Straße ansteigt, die Längsparkplätze durch Schrägparkplätze zu ersetzen, darf zum Schutz der Radfahrer auf keinen Fall verwirklicht werden. Für Radfahrer gibt es leider keine Alternative mehr zu den stark befahrenen Straßen (Friedrich-Ebert-Straße und Berliner Straße), weil zugelassen wurde, die ehemals direkte Verbindung zwischen Mamolshainer Weg und Avrillé-Straße – ein Trampelpfad durch Streuobstwiesen – zu bebauen. Wäre dieser Weg für Radfahrer und Fußgänger ausgebaut und die Taunusstraße zur Fahrradstraße umgewidmet worden, bestände jetzt eine gute und kurze Verbindung zwischen Limesstadt und Altstadt. Eva Kuschel |
15. Januar 2003 ADFC Frankfurt am Main e. V. |