Ausgabe 3/2002 Mai/Junil |
Eine Tour für bessere RadwegeDie ADFC-Ortsgruppe Frankfurt West unternahm zusammen mit dem SPD-Ortsverein am Ostersamstag zum zweiten Mal eine Tour zur Besichtigung von Ärgernissen und Gefahrenpunkten für den Radverkehr in den Frankfurter Stadtteilen Höchst und Nied. Die erste Tour dieser Art fand 1997 statt und hatte ein paar wenig spektakuläre, aber wirkungsvolle Verbesserungen des Radverkehrs zur Folge. Abgesenkte Bordsteine sowie Poller zum Freihalten der Einfahrt am Schwarzen Weg, ein abgetrennter Radstreifen an der Ampel sowie eine eigene Zufahrt zur Fußgängerzone am Dalbergplatz, ein abgehängtes Verbotsschild an der Höchster Bahnstraße erhöhten Sicherheit und Bequemlichkeit der Radfahrer an den entsprechenden Stellen erheblich. Roger Podstatny und Petra Scharf von der SPD wollen aufgrund dieser neuen Bestandsaufnahme weitere Vorschläge zur Verbesserung des Radverkehrs bei der Straßenverkehrsbehörde vorlegen sowie bereits beschlossene aber nicht durchgeführte Maßnahmen anmahnen, Behördenmühlen mahlen ja bekanntlich langsam. Einbahnstraßen, auf den Radwegen parkende Autos, Sperrmüll, tückische Glasscherben, Schilder und Pfosten, ganz zu schweigen von Schlaglöchern und Bodenwellen – trotz der bereits erreichten Verbesserungen ist das Radeln im Frankfurter Westen kein wirkliches Vergnügen. Wenn denn überhaupt ein Radweg vorhanden ist und er nicht, wie zum Beispiel der Bordstein-Radstreifen auf dem Nieder Kirchweg ausgerechnet dort, wo es eng wird, einfach aus dem Verkehrsgeschehen verschwindet. Nicht einmal eine Einfädelspur in den fließenden Autoverkehr gibt es. Hier soll Abhilfe geschaffen werden, so versprachen die SPD-Vertreter. Eine Einfädelspur oder eine Radfahrspur bis zur Ampel auf der Kreuzung Mainzer Landstraße soll es geben, beides mit einfachen Markierungen realisierbar. Ein weiteres Ärgernis: die Unterführung an der Leunastraße. In Zeiten gebaut, als täglich morgens und Abends mehrere tausend Fahrzeuge die Rotfabrik aufsuchten oder verließen, war es vielleicht mal ein sinnvolles Bauwerk, damit Radler überhaupt an der Blechlawine vorbeikamen. Heute dagegen würde kaum ein Radfahrer mehr die Unterführung benutzen, denn auf der Leunastraße ist selbst bei etwas mehr Verkehr ein gutes und sicheres Vorwärtskommen möglich. Also weg mit der Benutzungspflicht für den Tunnel! Platz für einen Radstreifen ist vorhanden, und weiter unten auf der Leunastraße ist sogar schon seit einiger Zeit einer abmarkiert, der an der Ampel zur Kreuzung Bolongarostraße sogar eine vorbildliche Einordnungsmöglichkeit für Linksabbieger wie auch Geradeausfahrer bietet. Und auf zur nächsten Meckerecke: dass auf der Ludwig-Scriba-Straße eine Reihe Straßenlaternen ein Drittel des vorhandenen Rad- und Fußweges unbenutzbar macht, ärgert Radler und Fußgänger nicht erst seit gestern, besonders wenn das daneben wachsende Gebüsch mal nicht so gut getrimmt ist wie an diesem Tag. Aber das richtige Hindernis kommt erst noch: Ein Schild „Radfahrer absteigen“ kündigt das Unheil an, die Überquerung der Zuckschwerdtstraße. Der Amazonas voller Piranhas ist leichter zu bewältigen als diese Kreuzung. Es gibt einen legalen Weg, der über zwei Fußgängerampeln führt und etwas mathematisch-geometrisches Talent sowie räumliches Vorstellungsvermögen erfordert, um bei der Umrundung aller Verkehrsinseln nicht vom Kurs abzukommen. Die nicht legale Möglichkeit, die von den meisten Radlern und Fußgängern dennoch bevorzugt wird, führt einfach geradeaus über die Zuckschwerdtstraße in den Schwarzen Weg, ist aber lebensgefährlich wegen der meist zu schnellen Rechtsabbieger aus der Ludwig-Scriba-Straße. Der Antrag, hier eine Lösung für Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen zu finden, liegt schon seit Jahren beim Ortsbeirat und bei den Straßenverkehrsbehörden. Selbst Verkehrsexperten haben sich an dieser Kreuzung schon die Zähne ausgebissen, denn eine echte Lösung des Problems würde Umbaumaßnahmen erfordern und damit Geld kosten – und so weit, dass für die Sicherheit von Radlern und Fußgängern Geld ausgegeben wird, wollten denn auch unsere fahrradfreundlichen SPD-Vertreter nicht gehen. Schließlich müsse man ja auch auf den Autoverkehr Rücksicht nehmen... ...verlassen wir diesen traurigen Ort und begeben uns weiter fort zu einem Dauertrauerspiel, das sich Königsteiner Straße nennt. Theoretisch eine wunderschöne Radverkehrsanlage, je ein Radweg auf dem breiten Bürgersteig rechts und links der Straße, unter schattigen Linden. Die Praxis zeigt, dass die sogenannten Radwege in erster Linie Ladezone für Lieferanten, zusätzlicher Parkraum für Kurz- oder auch Langparker in zweiter Reihe, bei Bedarf aber auch Ersatzfahrspur für eilige motorisierte Mitbürger ist, denen es im Stau auf den beiden eigentlichen Fahrspuren nicht schnell genug vorwärts geht. Dies alles unter billigendem Wegsehen der Behörden, denn unserer Kenntnis nach ist auf der Königsteiner Straße jahrelang kein Ordnungshüter gesichtet worden, der sich um die Falschparker und -fahrer auf dem „Radweg“ gekümmert hätte. Kein Wunder, dass das Unrechtsbewusstsein der Betreffenden gegen Null tendiert. Auf den Radwege-Status ihres „Parkplatzes“ angesprochen, können einige dieser Zeitgenossen sogar ausgesprochen ungemütlich reagieren. Dass der Reinigungs- und Pflegezustand des Rad- und Fußwegs auf der Königsteiner Straße in den letzten Jahren mehr und mehr zu wünschen übrig lässt, wollen wir hier ohne Nennung der unappetitlichen Details nur nebenbei erwähnen. Dagegen ist der Radweg auf der Bolongarostraße fast schon musterhaft. Wenn er nicht den dummen Schönheitsfehler hätte, dass er nur für eine Richtung zugelassen ist. Der radelnde Bürger, der sich zwecks Behördentermin von der Königsteiner Straße kommend zum Bolongaropalast begibt, ist auf dem Hinweg noch in schönstem Einklang mit Recht und Gesetz, auf dem Rückweg dagegen macht er sich auf demselben Weg einer Ordnungswidrigkeit schuldig. Die legale Alternative würde uns auf einem Umweg zur Ludwig-Scriba-Straße führen und damit zu dem bereits oben erwähnten Dilemma auf der Kreuzung Zuckschwerdtstraße. Hatten wir schon erwähnt, dass Radeln in den westlichen Frankfurter Stadtteilen nicht immer einfach ist? Doch schauen wir optimistisch in die Zukunft. Zwar geht die Radverkehrspolitik in Frankfurt nur in kleinen Schrittchen vorwärts, doch die stetigen Bemühungen unserer ADFC-Aktiven vor Ort tragen immer wieder Früchte. Mischen wir uns also weiter ein. Es lohnt sich.
Katharina Surhoff |
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