Ausgabe 1/2002 Januar/Februar |
Was ist das Ziel?
Ja, die Straßenverkehrsbehörde ignoriert in weiten Teilen noch immer die klare Absicht des Verordnungsgebers, Schluss zu machen mit der jahrzehntelangen Praxis, den Radverkehr um nahezu jeden Preis von der Straße auf die Gehwege zu vertreiben – in trauter Gemeinschaft mit vielen anderen Städten und Gemeinden in Deutschland, zum Vorteil des Autoverkehrs. Ja, die Straßenverkehrsbehörde ist bis heute ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen, bis zum 1.10.1998 alle vorhandenen Radverkehrsanlagen daraufhin zu überprüfen, ob sie den neuen Anforderungen gerecht werden. Das gilt im Hinblick auf die neu eingeführten Qualitätskriterien ebenso wie für die Prüfung der Notwendigkeit, überhaupt eine Trennung der Verkehrsarten herbeizuführen.
Ja,
die Straßenverkehrsbehörde schämt sich nicht, den Frankfurter Stadtverordneten auf deren ausdrücklichen Beschluss (Antrag der Grünen NR 1261 vom 7.11.2000 "Der Magistrat wird aufgefordert, der Stadtverordnetenversammlung die Ergebnisse der Radwegeüberprüfung vorzulegen") nach 8 Monaten Bearbeitungszeit einen nur mühsam als Zwischenbericht getarnten, fast wortgleichen Aufguss einer zwei Jahre alten Pressemitteilung vorzulegen, die schon damals vor allem das Ziel hatte, unübersehbare Blößen zu bedekken und gravierende Verschlechterungen für den Radverkehr zu verschleiern.
Nein, ich bin nicht der Meinung, dass wir die Straßenverkehrsbehörde durch eine schlichte Umschilderung aus ihrer Verantwortung für die Schaffung sicherer und komfortabler Radverkehrsanlagen entlassen sollten. Die große Masse der radfahrenden Menschen will eigene Verkehrsflächen. Sie betrachten es nicht als Ausdruck der Gleichberechtigung, entweder Slalom zu fahren zwischen stehenden Autoschlangen oder gemeinsam mit ihnen im Stau zu stehen.
Nein,
ich bin nicht der Meinung, dass alle Möglichkeiten erschöpft sind, die Straßenverkehrsbehörde doch noch zu einer Änderung ihrer wenig fahrradfreundlichen "Politik" zu bewegen.
Nein, ich bin nicht der Meinung, dass die StVO-Novelle von 1997 ein Fehlschlag war. Die notwendigen Veränderungen brauchen aber ihre Zeit. Die Einführung der Qualitätskriterien übt unübersehbar ganz erheblichen Druck auf die Verwaltungen der Städte aus. Das geht so weit, dass derzeit hinter den Kulissen auf Bundesebene große Anstrengungen unternommen werden, die Mindestkriterien bei der anstehenden StVO-Novelle unter dem Banner der Entrümpelung von Vorschriften wieder aus der StVO zu entfernen. Der ADFC sollte sich hüten, hierbei den nützlichen Idioten zu spielen.
Wie geht es weiter?
Viel Spaß beim Radeln im neuen Jahr wünschtFritz Biel
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frankfurt aktuell 1/2002 (200111) © Copyright 1999 by ADFC Frankfurt am Main e.V.
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