Sich
regen bringt Segen
Oder: Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!
Wochenlang
ärgerte ich mich im Sommer über den provisorischen "Fuß-
und Radweg" entlang der Baustelle des Polizeipräsidiums
in der Eschersheimer Landstraße: ein grober Schotterbelag,
gemischt mit Bauschutt, uneben, gespickt mit Löchern, dazu
lehmige Bereiche, die bei Regen glitschig waren, auf beiden Seiten
von Baugittern eingezwängt, deren Betonfüße als
Stolperfallen in den Weg ragten, bei Dunkelheit weitgehend unbeleuchtet,
natürlich ohne Abschrägung bei Auf- und Abfahrt.
Am 14. Juli hatte ich die Nase endgültig voll und machte meinem
Ärger in einer E-Mail an das Straßenbauamt (für
potenzielle Nachahmer: strassenbauamt@ stadt-frankfurt.de) Luft.
Von der örtlichen Bauleitung erhielt ich zur Antwort: "Die
von Ihnen genannten Mängel wurden in einem Ortstermin besprochen
und, sofern möglich, bereits abgestellt". Psychologisch
geschickt wurde die Werbung um Verständnis für die Unannehmlichkeiten
("Leider führen Baumaßnahmen im Straßenraum
immer zu zeitweiligen Einschränkungen aller Verkehrsteilnehmer")
verbunden mit der Verheißung einer besseren Zukunft: "Durch
die Baumaßnahme werden die Verkehrsverhältnisse für
Fußgänger und Radfahrer im Übrigen entschieden verbessert."
Der erboste Bürger beruhigte sich also wieder und versuchte
weiterhin, auf dem – unverändert schlechten – Wegstück
nicht zu fallen. Immerhin hoffte er ja auf die angekündigte
wesentliche Verbesserung der Lage nach Ende der Arbeiten. Stattdessen
wurden allerdings ein paar Wochen später neue Schikanen aufgefahren:
Am nördlichen Ende der Baustelle wurde als Übergang eine
Schlammfläche eingerichtet und vom angrenzenden Rest-Radweg
durch einen durchgehenden Graben mit Absperrung getrennt. Warnschilder,
Beleuchtung etc. fehlten ganz.
Daraufhin riss mir der Geduldsfaden und ich fuhr massiveres Geschütz
auf: In einer weiteren E-Mail forderte ich den Bauleiter auf, diese
unhaltbaren Zustände innerhalb von zwei Werktagen abzustellen
und unverzüglich die angemessenen und unabdingbaren Maßnahmen
zur Sicherung durchzuführen. Um meinen Forderungen Nachdruck
zu verleihen, behielt ich mir ausdrücklich juristische Schritte
vor (nach meiner Erfahrung ein probates Mittel, um den Amtsschimmel
in Trab zu setzen).
Und das "Wunder" geschah. Am Nachmittag desselben Tages
erhielt ich die Nachricht, dass bei einem weiteren Ortstermin vereinbart
wurde, "den Weg in voller Länge mit einer bituminösen
Decke zu befestigen. Auch der zur Zeit geschotterte Bereich der
Haupteinfahrt zur Baustelle des Polizeipräsidiums wird mit
einer provisorischen Bitu-Decke versehen. Hier werden außerdem
die Entwässerung und die Führung der Radfahrer und Fußgänger
verbessert."
Ob man es mir glaubt oder nicht: Bereits am selben Abend hatte ich
das Vergnügen, über den nunmehr glatt geteerten Pfad inklusive
Auf- und Abfahrten nach Hause zu "gleiten" – wie
das auf einmal so schnell gehen konnte, ist mir rätselhaft,
aber es ging! Schade nur, dass ich nicht früher auf Abhilfe
bestanden hatte...
Szenenwechsel
Am Dienstag, den 30. Oktober, kam es so "dick", dass ein
Zaudern nicht angebracht war: Ich fuhr gegen 18.00 Uhr, d.h. bei
Dunkelheit, auf dem Radweg von der Messe Richtung Bockenheimer Warte
entlang des Alleenringes. Plötzlich stieß ich mit dem
Kopf bzw. der darauf sitzenden Brille gegen die Unterkante eines
Plakates. Nachdem ich mich von meinem Schreck erholt hatte, stellte
ich fest, dass an sämtlichen Masten zwischen Radweg und Bürgersteig
solche Plakate ("Tune in") angebracht waren. Die meisten
davon versperrten den Radweg in Augenhöhe der Radfahrer, viele
in voller Breite.
Immerhin war das doch so absurd, dass das Ordnungsamt (ordnungsamt@stadt-frankfurt.de)
am nächsten Morgen umgehend auf meine Nachricht reagierte:
Gegen Mittag erhielt ich die Meldung, die verantwortliche Firma
sei zwischenzeitlich ermittelt und aufgefordert worden, die Plakate
zu entfernen bzw. so anzubringen, dass kein Verkehrsteilnehmer gestört
oder gefährdet werden kann. Die Firma habe zugesichert, die
Plakate bis 14.00 Uhr umzuhängen. Der Spätdienst werde
die Ausführung nochmals kontrollieren, und sie würden
sich umgehend nach Abschluss der Prüfungen wieder an mich wenden.
Ich habe daraus zweierlei gelernt: Die menschliche Dummheit ist
unermesslich (oder war's nur eine zu kurze Leiter?), und in lohnenden
Fällen kann eine nachdrückliche und dringliche Beschwerde
durchaus auf fruchtbaren Boden fallen.