Ausgabe 5/2001 September/Oktober |
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Jahre Frankfurter Grüngürtel
Als ich mich bei Nieselregen zum Startplatz der Ralley im Brentanopark aufmachte, dachte ich nicht im Traum daran, dass sich so viele Radler für die Grüngürtelralley sogar nassregnen lassen. Glücklicherweise wurde es dann nur ein bisschen feucht und keinesfalls richtig nass. Das hätte ich aber leicht haben können, wenn ich mich der Aufgabe der Naturschule Hessen gestellt hätte. Dort wurde nämlich eine reichlich wacklige Floßfahrt auf der Nidda gefordert. Ich war mit zwei unternehmungslustigen und ralleyerfahrenen Damen mittleren Alters als Team "Schlappmäuler" auf die Strecke geschickt worden. Dass die Beiden erfahren waren, zeigte sich gleich nach dem Start; genau passend kam der Tausendgrammstein zum Neufeld geradelt. Dass er dann doch 30 Gramm zu leicht war, tat meiner Hochachtung für die prompte Beschaffung keinen Abbruch. Das Pappelnzählen konnte meine Mitstreiterinnen schon gar nicht aus der Fassung bringen. Schon eher kamen wir bei dem Speierling-Blatt ins Trudeln. Aber glücklicherweise wurden wir von anderen Ralleyteilnehmern sehr kollegial auf die richtige Fährte gebracht. Noch nicht einmal beim Abmalen der Baumblätter an der Station der Naturfreunde-Jugend Frankfurt habe ich mich erfolgreich betätigt. Aber Frau Renate hat sich bei der Floßaufgabe locker als Teamchefin erwiesen. Sie schnappte sich einen mutigen Herrn aus dem Team "Hannebambel" und gemeinsam steuerten die beiden mit großer Umsicht die in der Mitte der Nidda verankerten Flaschen an, in die sie ihre Visitenkarten versenkten. Endlich konnte ich jetzt auch meine bescheidenen Fähigkeiten an der Station des ADFC unter Beweis stellen. Hätte ich auf die Experten gehört und meine Packtasche abgehängt, wäre ich vielleicht sogar ganz fehlerlos durch den Parcours gekommen. Aber in meinem Alter, denke ich, darf ich mir schon mal einen Umwerfer erlauben. Im Verlauf der Veranstaltung zeigte es sich immer wieder, dass aufeinandertreffende Teams gemeinsam logische Gedanken entwickelten, so besonders am Höchster Wehr. Hier kamen "Schlächtbabbler", "Schoppepetzer" und "Pedaltreter" gemeinsam zur richtigen Antwort. Später half man sich, den richtigen Weg in die Schwanheimer Dünen zu finden, und man diskutierte heftig darüber, ob denn wirklich der Sand aus der Schmitt'schen Grube mit der Lorenbahn abtransportiert worden ist, wenn die doch schon 1938 den Betrieb eingestellt hat und der Sand erst nach dem Krieg zum Wiederaufbau der Stadt aus der Grube gefördert worden ist. Deutlich war dann die teamübergreifende Zusammenarbeit bei der Station des Forstamtes. Beachtlich auch, was man sich dort hat einfallen lassen. Für die ganz großen Naturbeobachter hieß es Kolkrabe, Schwarzspecht, Baummarder und die Stange vom Damhirsch finden, für mich war es schon eine Leistung, die Bache mit ihrem Jungen und die Wildschweinspuren zu sehen. Aber die Schlangenhaut habe ich ganz leicht von einem Plastikschlauch unterscheiden können. Bei der Abschlussveranstaltung auf der Schwanheimer Wiese zeigte es sich dann, wieviele doch bei dem zweifelhaften Wetter auf die Tour gegangen sind. Und wie listig man manchmal zu Werke gegangen ist. Bei meinem abschließenden Speckkuchen habe ich erfahren, dass Steine sogar beklopft worden sind, damit sie auf das richtige Gewicht abspecken. Die Teilnehmer an der Fahrradralley haben mit großem Vergnügen die Aufgaben gelöst und ganz nebenbei eine hübsche Radtour gehabt: Entlang der Nidda, im Sossenheimer Unterfeld, durch die Schwanheimer Düne und durch den Schwanheimer Wald (viele waren noch niemals in den Schwanheimer Dünen!). Und ich habe einiges gelernt auf dieser Ralley. Zum Beispiel, dass der Steilhang der Kelsterbacher Terrasse nicht auf natürlichem Wege entstanden ist. Vielmehr wurde hier im 19. Jahrhundert Kies abgetragen, um den Untergrund für den Frankfurter Hauptbahnhof aufzuschütten. Außerdem weiß ich jetzt, was ein Gewölle ist. (br)
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