Ausgabe 3/2001 Mai/Junil |
Wegequalität im Grüngürtel Der Grüngürtelradweg feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Leider gibt es über diesen Weg nicht nur Positives zu berichten. Er wurde zwar in erster Linie als Freizeitradweg angelegt, ist aber von der Routenführung her auch für den Berufs- und Alltagsverkehr streckenweise optimal nutzbar. Leider trifft dies für die Oberfläche nicht überall zu. So erfreulich die Renaturierung der Nidda auch ist, müssen denn die entlang der Ufer führenden Wege gleich mit renaturiert werden? Wie diese Wege mit wassergebundener Decke nach Regen aussehen, ist auf den Fotos zu sehen. So wurde auf dem Abschnitt Praunheim - Heddernheim (Niddauferweg) die Trasse abschnittsweise verbreitert. Dabei wurde die schadhafte alte Beton-/Bitumendecke durch eine wassergebundene Decke ersetzt. Deren Oberfläche sieht nach feuchter Witterung ähnlich aus wie die auf dem Foto gezeigten Passagen. Da dieser Abschnitt auch für Alltagsradler die Hauptverbindung zwischen Heddernheim/ Eschersheim und Rödelheim/ Höchst ist, sollte der Weg auch bei widriger Witterung für Berufstätige in normaler Kleidung nutzbar sein. Abhilfe: Durch eine feste Oberfläche aus Bitumen auf der vorhandenen verbreiterten Oberfläche würde dies erreicht. Auf dem Abschnitt Heddernheim - Bonames ist der Uferweg in relativ gutem Zustand, allerdings wurde die alte Beton-/Bitumendecke leider in einigen kurzen Abschnitten durch wassergebundene Decke ersetzt, mit bekanntem Ergebnis (s.o.). Außerdem ist der Weg auf diesem Abschnitt für das vorhandene Verkehrsaufkommen zu schmal (nur eine Uferseite ist nutzbar) und von Baumwurzeln beschädigt. Im Zuge der lobenswerten Renaturierung des Niddalaufs war zwischen Bonames und Berkersheim eine neue Wegführung erforderlich. Dabei wurde komplett auf wassergebundene Decke gesetzt mit dem Resultat, dass der Weg nach längerem Regen kaum noch nutzbar ist. Auf der gesamten Breite befindet sich dann eine dünne Schlammschicht — Wasser kann nicht abfließen. Da hierzulande von häufigem Regen auszugehen ist, wird dieser Zustand häufig Realität sein. Bei großer Trockenheit tritt dann das Gegenteil ein und Radler und Spaziergänger werden in Staubwolken gehüllt. Die "Drängelgitter" am mit Lichtzeichen geregelten Bedarfsübergang Homburger Landstraße verursachen zusätzliche Gefahr bei hohem (Rad-) Verkehrsaufkommen, da die Querungsmöglichkeit stark eingeschränkt ist. Abhilfe: Die Wegqualität könnte durch eine feste Oberfläche aus Bitumen auf der vorhandenen dauerhaft verbessert werden. Ein Weglassen der Drängelgitter und eine breite Absenkung des Bordsteins würde eine bessere Querung der Hauptstraße ermöglichen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der geschaffene Platz nicht zum Parken von Kraftwagen missbraucht wird (evtl. durch Poller). Die Wegführung zwischen Berkersheim und Bergen ist im Neubaugebiet Preungesheim (nördl. Karl-Kirchner Siedl.) im Zuge von Baumaßnahmen abhanden gekommen. Die Ausschilderung fehlt an wichtigen Punkten ganz. Die ursprüngliche Wegführung ist noch schemenhaft für Ortskundige zu erkennen und durch Erdhügel (!!!) auf der Wegfläche im wahrsten Sinne des Wortes verschüttet worden. Ortsfremde sind hier verloren. Anschließend bis zur Friedberger Landstraße ist der Weg in miserabelstem Zustand (Steinpiste mit Wassergräben und Buschwerk). Für die Querung der Friedberger Landstraße wurde ein Brückenbauwerk erstellt. Dieses wird über eine gewöhnliche Treppe erreicht. Eine sog. Stufenrampe ist ebenfalls angeschlossen. Diese erreicht die Brücke durch Stufen, die im Abstand von ca. 2 m angelegt sind. Ein Befahren dieser Stufen ist für geübte Mountainbiker möglich, für gewöhnliche Radler allerdings nicht. Diese Stufen sollten entfallen und durch eine Rampe ersetzt werden. Der Grund hierfür liegt nicht nur im Interesse von Radlern, sondern auch im Befahren mit Rollstuhl und Kinderwagen. Fazit: Die Wegoberfläche ist entscheidend für die alltagstaugliche Nutzbarkeit. Will man im Zuge einer umweltverträglichen Verkehrspolitik die Leute auf's Rad steigen lassen, sollte die dafür erforderliche Infrastruktur auch die Voraussetzungen dafür bieten. Der Niddauferweg von Harheim nach Bad Vilbel zeigt, dass dies sehr wohl möglich ist. Eine glatte Asphaltstrecke hat geringen Rollwiderstand, ausreichende Breite hilft, Konflikte zwischen Radlern, Joggern, Skatern und Spaziergängern zu vermeiden. Eine wassergebundene Decke ist ungeeignet, da damit ausgestattete Wege nicht zu jeder Jahreszeit bzw. bei jeder Witterung uneingeschränkt nutzbar sind. Potenzielle Nutzer der Wege werden so womöglich lieber wieder in ihren Kraftwagen steigen, denn auf dieser Relation ist die Alternative ÖPNV durch lange Fahrzeiten bzw. Umsteigen unattraktiv. Damit ist dem Umweltgedanken (der bei der Diskussion um wassergebundene Decke oder Teer immer im Vordergrund steht) nicht gedient. Wassergebundene Decken mit entsprechendem Unterbau sind allerdings durchaus tauglich, in wenigen, ökologisch sensiblen Bereichen eine Bodenversiegelung zu vermeiden. Forstwege, die für die Holzabfuhr mit schweren Lastwagen befahren werden müssen, sind letztlich auch wasserdurchlässig. Laut Aussagen eines Forstingenieurs kostet der Bau eines solchen Weges pro laufendem Meter ca. DM 30,00. Allerdings ist auch hier unablässig, dass die Wege gepflegt werden. Für Radler angelegte Brückenbauwerke sollten über eine befahrbare Rampe ohne Stufen verfügen. Eine Autoauffahrt mit Schwellen ist sicher undenkbar. Zu einer lebensfreundlichen Stadt gehört eine Infrastruktur, die im Alltag und in der Freizeit gleichermaßen genutzt werden kann. Die für den Radverkehr befahrbaren Wege werden nicht nur in der Freizeit bei schönem Wetter, sondern auch im Alltag bei Regen genutzt. Daher sollte die Oberfläche und die Ausschilderung entsprechend gestaltet sein.Jürgen Johann
10 Jahre Grüngürtel-Radweg
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