Ausgabe 2/2001 März /April |
Das nicht sein kann was nicht sein darf Fahrradstraße Goethestraße Seit mehr als 8 Jahren ist die Goethestraße eine Fahrradstraße (wer’s noch nicht kennt: In Fahrradstraßen ist die ganze Fahrbahn ein Radweg, der durch Zusatzschilder auch für den Kfz-Verkehr freigegeben werden kann). Seitdem ist in Frankfurts nobelster Einkaufsstraße Schluss mit dem Zwang zum Zweirichtungsslalom um das kaufkräftige Publikum auf dem dafür viel zu schmalen Bürgersteig. So weit, so gut! Weniger gut ist, dass ausgerechnet im Kurvenbereich der Einmündung Kleine Bockenheimer Straße am linken Fahrbahnrand regelmäßig Falschparker im absoluten Halteverbot stehen und den in Richtung Opernplatz radelnden Zeitgenoss/inn/en so die Sicht und den Platz nehmen. Sie zwingen die Radfahrer in die enge Restfahrgasse, ohne dass diese Sichtkontakt zum Gegenverkehr haben oder gar den nötigen Platz zum Ausweichen. Nun wäre die Lösung ganz einfach: Die Falschparker parken einfach auf der anderen Seite falsch! Die Sicht wäre frei und die Autofahrer müssten halt warten, wenn Ihnen ein Radfahrer entgegenkäme. Nur, wer bringt den Autofahrern richtiges Falschparken bei? Man kann ja schließlich keine Politesse hinstellen, die die Damen und Herren höflich bittet, ihr Fahrzeug doch auf der anderen Seite ins Halteverbot zu stellen. Weil das so ist und weil das ein Problem ist, hat der ADFC schon vor Jahren angeregt, darüber nachzudenken, ob es nicht einen Weg gibt, in dem fraglichen Bereich auf der "richtigen" Seite eine Ladezone mit eingeschränktem Halteverbot zu schaffen, um dem offensichtlich ja vorhandenen Bedarf für kurzzeitiges Anhalten gerecht zu werden. Der Ortsbeirat 1 hat sich des Problems angenommen und eine Anregung an die Stadtverordnetenversammlung (OA 1544 vom 15.8.00 — Fahrradstraße Goethestraße: Lieber legal und ungefährlich als illegal und gefährlich parken) auf den Weg gebracht. Mit Bericht 996 vom 22.12.2000 macht der Magistrat mal wieder alle Hoffnungen zunichte, er nähme die Sorgen und Nöte der Radfahrer nach jahrelanger Hinhaltetaktik endlich ernst: "Die vorhandenen Flächen lassen eine Legalisierung des Parkens auf der Fahrbahn auf Grund des Straßenquerschnitts nicht zu." Das mag ja in der Theorie richtig sein, nur: die Falschparker in der Goethestraße sind eben kein theoretisches, sondern ein praktisches Problem, und zwar ein alltägliches. In der Praxis interessiert es keinen Menschen — und schon gar keinen Falschparker —, dass die Fahrbahn theoretisch eigentlich einen Meter schmaler ist, weil die Fahrbahngrenzen nur als Pflasterstruktur kenntlich sind, die Begrenzungspoller aber einen halben Meter neben der "offiziellen" Fahrbahn stehen (s. Foto). Wenn der Magistrat wollen täte, könnte er zudem jederzeit die östliche Pollerreihe soweit versetzen, dass auch in der Theorie der Platz ausreicht. Er will aber nicht! Lieber hält er es weiter mit den drei Affen. "Um Behinderungen für den Radverkehr abzustellen, wird die Überwachung im Rahmen der zur Verfügung stehenden Kapazitäten intensiviert". Hier wird es nun vollends absurd. Seit 8 Jahren ist man nicht in der Lage, dieses Problemchen durch Überwachung zu lösen. Deshalb liegen ja die alternativen Vorschläge auf dem Tisch. Die Liste der Berichte, in denen der Magistrat erklärt, eine bessere Überwachung des Verkehrs sei zweifellos wünschenswert, aber leider angesichts der zur Verfügung stehenden Kapazitäten nicht machbar, ist so lang wie Methusalems Bart. Wenn er also nun anbietet, "die Überwachung im Rahmen der zur Verfügung stehenden Kapazitäten" zu intensivieren, dann kann man nur sagen: Danke lieber Magistrat, aber "verarzten" können wir uns selber. Die Stadtverordneten haben leider diesen Bericht in ihrer Februarsitzung mit Ausnahme der Grünen zur Kenntnis genommen, genauso wie einen weiteren (B 46 vom 19.1.2001 — Verbesserung der Sicherheit und Förderung des Radverkehrs). Darin erklärt der Magistrat, dass "derzeit keine weiteren Fahrradstraßen im Stadtgebiet geplant" sind. Das ist zwar falsch, denn mindestens eine weitere ist schon seit Jahren beschlossen, aber noch nicht umgesetzt. Es zeigt aber eine Tendenz: Seit Jahren verweigert sich der Magistrat allen Versuchen, die Situation in den vorhandenen Fahrradstraßen durch konkrete Verbesserungen für den Radverkehr attraktiver zu gestalten. Im Gegenteil: Dort wo umgebaut wurde, wie etwa an der Kreuzung Hasengasse/Töngesgasse, gab es Verschlechterungen. Keine Spur weit und breit von den seit Jahren angemahnten Maßnahmen, die absoluten Halteverbote dort wirklich durchzusetzen, die ganz offen mit amtlicher Duldung ständig als Ladezonen missbraucht werden und so durch die auftretenden "Düseneffekte" zu gravierenden Behinderungen des Radverkehrs auf dieser innerstädtischen Fahrradroute führen. Keine Spur davon, die schon 1996 von Stadtrat Corts (CDU) bei der Einweihung der Zeil-Umfahrung versprochene bessere Kenntlichmachung der Fahrradstraßen durch Piktogramme und zwei weiße Richtungspfeile in der Mitte der Fahrbahn endlich in die Tat umzusetzen, damit alle Verkehrsteilnehmer wissen, dass sie in einer Fahrradstraße unterwegs sind. Zitat aus den Verwaltungsvorschriften zur StVO zu Zeichen 244 -Fahrradstraße "II. Fahrradstraßen müssen entsprechend ihrer Zweckbestimmung auch für den Ortsfremden eindeutig erkennbar und durch ihre Beschaffenheit und ihren Zustand für den Radverkehr zumutbar sein." Drei kleine RMS-Piktogramme, am Fahrbahnrand versteckt — halbherzige Ansätze, schlecht ausgeführt und falsch platziert — das ist die ganze Ausbeute. Fahrradstraßen sind nicht beliebt bei der Frankfurter Verwaltung. Sie stellen offen den Anspruch, dass der Radverkehr in ihnen Vorrang hat. Genau darum geht es: Wenigstens auf den wichtigsten Fahrradrouten müssen Verhältnisse geschaffen werden, die ihre Zweckbestimmung deutlich machen. Dabei ist es nicht unproblematisch, die Verwaltunsvorschriften in Anspruch zu nehmen, denn dort finden auch die Gegner der Fahrradstraßen Unterstützung. Frei nach dem Motto: Wenn Sie meinen, die XY-Straße sei als Fahrradstraße nicht zumutbar, dann …! Ein paar Straßen von Tausenden — ist das wirklich nicht auszuhalten für die Autofans? Fragt sich und Sie Fritz Biel
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