Radfahren - das reine Vergnügen
Wer kann schon behaupten, daß
Fahrradfahren ungetrübte Freude bereitet. Zumal in einer Stadt wie Frankfurt, die ihre
Radfahrer immer noch weitgehend ungebremst dem Autoverkehr aussetzt und Kreativität bei
der Deeskalation von Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern vermissen lässt.
Und
doch gibt es das Vergnügen pur auf dem Velociped. Es bedarf einer guten Organisation,
zahlreichem Zusammentreffen von Radlerinnen und Radlern und einer rechtzeitigen
Ankündigung in der lokalen Presse. Und wenn dann auch noch auf eine Besonderheit wie z.
B. auf zu besichtigende außergewöhnliche Fahrräder hingewiesen wird, dann schlägt die
öffentliche Meinung um von Skepsis auf Interesse, ja sogar Begeisterung.
So geschehen auf dem 7. Nordbayerischen Pedersentreffen vom 17. bis 19.
September 1999 in Coburg. Dem Ruf von Thomas Leißle folgten mehr als 80
Pedersen-Begeisterte aus dem gesamten Bundesgebiet und aus Dänemark, dem Heimatland des
Erfinders eines der interessantesten und bequemsten Fahrräder. Durch geschickte
Pressearbeit gelang es Thomas, Interesse und Neugier bei der Bevölkerung des Coburger
Landes zu wecken. Veröffentlichung von Rast- und Zeitpunkten auf den geplanten Routen
ließen einige Schaulustige gezielt zu diesen Orten kommen. Dort entwickelten sich rasch
Gespräche und Diskussionen über das Radfahren im allgemeinen und das Pedersen im
besonderen. Unterwegs auf der Strecke wurden die Radlerinnen und Radler oft mit
"schau mal, die Pedersens" begrüßt. Dies dürfte für die meisten von uns
ungewohnt geklungen haben, da im Alltag viel häufiger der Zuruf zu hören ist: "Was
iss’n das für’n komisches Rad?"
Es war diese informierte Kenntnisnahme von Schaulustigen und
zufälligen Passanten an unserer Tour, das gute Wetter in einer schönen Landschaft,
verständnis- und rücksichtsvolle Autofahrer auf der Strecke und das harmonische
Gruppenerlebnis höchst individueller Menschen mit einer gemeinsamen Begeisterung für das
Pedersen, das dieses Treffen und die Touren zu einem dreitägigen Vergnügen hat werden
lassen.
Günter Tatara
Das Pedersen-Rad
…von dem Dänen Mikael Pedersen (1855-1929)
entwickelt und 1893 in England zum Patent angemeldet.
Die dünnen Rohre sind zu geschlossenen Dreiecken verbunden. Das
gibt der filigranen Rahmenkonstruktion eine hohe Steifigkeit in Laufrichtung sowie eine
gute Verwindungsstabilität bei geringem Materialgewicht. Der auch scherzhaft als
Hängematte bezeichnete Sattel ist mit einem Gurt und vier Zugfedern zwischen den
Sattelrohren und dem Lenkerbaum befestigt. Die so erreichte Beweglichkeit des Sattels
verhindert das Scheuern und trägt wesentlich zu einem außerordentlich bequemen
Fahrgefühl bei.
Das Pedersen-Rad wird heute wieder produziert und über den Fachhandel
vertrieben.
Günter Tatara
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