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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Ausgabe 6/1999   Nov. / Dez.

Viele Höhen und Tiefen - Schwarzwald und Schweiz

Am 17.8.99 startete ich nach längerem Zögern zu einer Reiseradtour mit Zelt durch den Schwarzwald und in die Schweiz. Animiert hatten mich u. a. die neue Broschüre "Deutschland per Rad entdecken" und verschiedene Berichte über die angeblich so perfekten neuen Radrouten durch die Schweiz. Eine zeitliche Beschränkung von vornherein hatte ich nicht, außer daß ich Anfang Oktober wieder zurück sein mußte, um ADFC-Radtouren zu leiten. Übrigens, weil das des öfteren anklingt, und da der Verdacht auftauchen könnte, ich hätte eine alte Landkarte benutzt: Es waren die neuesten ADFC-Radtourenkarten Nummer 20 und 24.

1. Tag
Frankfurt/Main bis Speyer: 169 km (inkl. Umwege)

Über den Mönchsbruch und durchs Ried an den Rhein. An diesem, unter anderem vorbei an unserem heißgeliebten AKW Biblis, bis auf die Höhe von Worms. Statt erst in Mannheim mit der Fähre auf die andere Rheinseite nach Altrip zu wechseln, hätte ich das hier gleich tun sollen, denn auf meiner Seite war kaum etwas ausgeschildert und ich hatte Schwierigkeiten, angenehme Wege zu finden. Der Seitenwechsel in Mannheim erfolgte dann auf Rat eines ortskundigen Radlers und ich hatte nicht zu bereuen, daß ich ihm folgte, denn der Weg bis Speyer war meist ganz schön. Abends in Speyer folgte dann noch eine längere Such- und Irrfahrt nach einem auf der Karte eingezeichneten, in der Realität aber nicht vorhandenen Campingplatz. Erst ein tatsächlich Ortskundiger klärte mich über dessen Nichtvorhandensein auf und wies mir gleichzeitig den Weg zu einem Baggersee, an dem man wirklich gut zelten konnte, abgesehen davon, daß eine Autobahn recht nahe war.

2.Tag
Speyer bis Langensteinbach-Auerbach: 114 km

Nach Besichtigung der Stadt und des Kaiserdoms (sehr beeindruckend) weiter entlang des Rheins, leider beeinträchtigt durch häufige (Damm-)Bauarbeiten, und durch Regen, aber sonst wieder eine schöne Strecke, bis Wörth. Dort Wechsel auf die östliche Rheinseite und direkt zum Schloß in Karlsruhe, wo laut meinem Plan in etwa der Schwarzwaldweg beginnen sollte. Dessen Anfang zu finden erwies sich jedoch als nicht ganz so einfach und gelang erst mit dankenswerter Unterstützung durch die dortige Stadtinformation. So fand ich noch in Karlsruhe die ersten Wegweiser, denen zu folgen erwies sich allerdings sofort als recht schwierig, sie waren sehr klein und oft versteckt, was sich während der ganzen Strecke nicht änderte. Ich war auf diese Schilder angewiesen, wenn ich dem Schwarzwaldweg folgen wollte, denn eine Landkarte, auf der seine Streckenführung eingezeichnet war, hatte ich beim besten Willen nicht finden können. Auch fiel es mir schwer, den Weg auf meiner Karte zu verfolgen, da sie oft im Wald ohne besondere Merkmale verlief und ich die Namen der Orte wegen fehlender Ortsschilder meist nicht mitbekam.

Im Ergebnis verlor ich die Route öfter und mußte wieder zurückkehren, um irgendwo die Fortsetzung zu suchen, ein müh- und aufhaltsames Geschäft. Als Belohnung für diese Mühsal, Last und Plage erhielt man oft wunderschöne Ein- und Ausblicke über waldige Höhen, in schnuckelige kleine Täler mit Bachläufen und so. Heute wurde das nur durch den häufigen Regen getrübt. Abends erreichte ich Langensteinbach, wo ich ein Deja-vu-Erlebnis an den gestrigen Abend hatte, denn auch für diesen Ort war auf der Karte ein Campingplatz eingezeichnet... Nun, nach der heutigen, wiederum erfolglosen Suche und nachdem ich erfahren hatte, daß dieser Platz seit ca. 15 bis 20 Jahren(!) nicht mehr existiert, wurde ich an eine sehr freundliche Frau verwiesen, die zwar auch nicht das jetzt von mir gewünschte Zimmer frei hatte, sich aber tatsächlich die Mühe machte, in der Gegend herumzutelefonieren, um ein solches für mich zu finden, was dann auch endlich gelang.

3.Tag
Langensteinbach-Auerbach bis Obertal: 104 km

Heute gab es jede Menge schöner Abfahrten. Dummerweise mußte nur jedesmal vorher ein entsprechender Anstieg bewältigt werden. Bald bekam ich auch einige Zweifel am Sinn der Wegführung, denn es fiel mir auf, daß man über die steilsten Wege gejagt wurde, nur um kürzere Straßenstücke zu vermeiden, die oft noch nicht einmal viel befahren waren. Zur Ehrenrettung der "Wegemacher" sei aber festgestellt, daß man, wäre man Straße gefahren, wahrscheinlich die schönsten Punkte nicht in der Form mitbekommen hätte. Zum Ort Dobel hoch war es sehr heftig. Danach wurde ich etwas verwirrt, da die Tourenbeschreibung eine Abfahrt nach Bad Herrenalb versprochen hatte, und es stattdessen immer weiter bergauf ging. Offensichtlich war hier zwischenzeitlich die Strecke geändert worden.

Teilweise war der Weg dort sogar neu asphaltiert, was im Verlaufe der Tour nur selten der Fall war. Oft war die Oberfläche der Wege eher schlecht, wie bei der nun folgenden Abfahrt. So mußte ich auch im Gefälle meist auf der Bremse stehen, was insgesamt sehr niedrige Durchschnittsgeschwindigkeiten zur Folge hatte (heute z. B. 14,68 Km/h). Danach ging’s ins Murgtal. Dieser Flußtal-Radweg erwies sich im Vergleich zu anderen als recht anstrengend, da er im steten Auf und Ab am Talrand verlief. Trotzdem waren der Weg und die nähere Umgebung ganz nett, was ich nicht vom gesamten Murgtal, soweit abgeradelt, sagen würde. Es er-schien mir zu dicht besiedelt, mit zu viel Industrie und Verkehr, völlig übernutzt. Ab Raumünzach ging es dann hinauf zum Hochschwarzwald mit über tausend Metern Höhe. Einiger Ärger mit der Schaltung erleichterte den Anstieg nicht gerade. Merkwürdigerweise gab sich das aber im Verlaufe des Tages von selbst wieder. Oben ging's vorbei am Mummelsee, ein idyllisch gelegener Hochsee (was aber viel zu viele Touristen auch schon mitbekommen haben) und an diversen Skiliften, welche zu dieser Jahreszeit eher traurig wirken. Da ich schon gut geschafft war und in Obertal nun einmal wirklich einen eingezeichneten Campingplatz fand, beschloß ich den Tag relativ früh.

4. Tag
Obertal bis in der Nähe von Weißenbach: 118 km

Gleich am Morgen eine harte Steigung hoch zur Alexanderschanze. Oben war aber nichts Interessantes. Danach gab es mehr Abfahrten als Anstiege. Einmal verlor ich die Streckenführung auf einer Abfahrt und als ich das später merkte, hatte ich keine Lust mehr, diesen Anstieg zurückzufahren. Daraus wurde dann ein Stück Straßentour durch’s Kinzigtal bis Wolfach. Dort traf ich erstmals zwei Reiseradler, die auch den Schwarzwaldweg befuhren und sogar in die gleiche Richtung wie ich. Allerdings schied ein Zusammenfahren aus, denn sie meinten, sie führen jetzt noch ein paar Kilometer bis zum nächsten Campingplatz, dann hätten sie heute vierzig Kilometer, was dann auch genug wäre. Später kamen mir noch ein-, zweimal Reiseradler entgegen.

Der Schwarzwaldweg dürfte für normale Radfahrer auch ohne Gepäck schon sehr schwer zu bewältigen sein, und mit Gepäck sollten ihn nur sehr sportliche Menschen angehen. Etwas einfacher wird es natürlich, wenn man nur kleinere Abschnitte am Tag fährt. Hinter Wolfach war es anfangs noch flach, dann aber zum Landwassereck hoch war es am Ende unmöglich zu fahren, und zwar nicht weil der Weg schlecht gewesen wäre, sondern derartig steil, daß ich schieben mußte. Und selbst so kam ich kaum hoch, mußte mühsam das Rad gegen ein Zurückrollen sichern. Danach wurde es angenehmer. Der Huberweg bot ein paar riesige Ausblicke und bis Triberg rollte das Rad auf der Straße rasend von alleine. Leider stellte ich dort, nun zum dritten Mal(!), fest, daß es einen auf der Karte eingezeichneten Campingplatz nicht gab (dieser befand sich angeblich gerade erst in der Planung). Ein Naturfreundehaus war relativ nahe, nur mußte ich dafür wieder einen größeren Teil der gerade heruntergesausten Abfahrt wieder hinauf. Als ich es erreicht hatte, wurde mir freundlicherweise mitgeteilt, der Laden sei voll, es gäbe keine Chance. Da das Haus schon wieder ziemlich weit außerhalb war und ich keine Lust hatte noch weiter zu fahren, schlug ich mich gleich in die Landschaft. Dabei geriet ich etwas zu nahe an einen Bach und in dessen Sumpfbereich, wodurch ich mir nasse Füße und ein dreckiges Fahrrad holte. Endlich fand ich ein trockenes Plätzchen, um mein Zelt in der Nacht aufzuschlagen.

Fortsetzung folgt

Hans-Peter Heinrich

 

 

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