Ausgabe 5/1999 Sep. / Okt. |
Nachlese: 5. Ostseeradtour von Lübeck nach Usedom
Die im "frankfurt aktuell" Nr. 4 Juli/August angekündigte Ostseeradtour des ADFC Greifswald war eine wirklich gelungene Veranstaltung. Vom Samstag, dem 24. bis Samstag, dem 31. Juli 1999 fand unter dem Motto "Die A20 macht die Seeluft ranzig" die Tour entlang der Ostsee von Lübeck nach Zinnowitz auf der Insel Usedom statt. Ursprünglich war als Zielort Heringsdorf geplant, da es aber mit der Unterkunft dort Probleme gab, mußte umdisponiert werden. Mit guter Laune, phantasievoll gestalteten Fahnen und Transparenten ging es auf dem Rad mit viel Gepäck am Samstag Nachmittag mit ca. 45 Teilnehmern in Begleitung zweier Fahrradpolizisten (wir waren eine angemeldete Demo und aus diesem Grund wurden wir von der Polizei begleitet) von Lübeck aus los in Richtung Wismar. Ab Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern wurden wir leider nur noch von motorisierten Polizisten (Auto oder Motorrädern) begleitet. Der erste Tag war mit ca. 70 km die längste Teilstrecke und am Ziel waren einige weniger geübte Mitstreiter schon recht fertig. Die anschließenden Teilstücke Kühlungsborn, Graal-Müritz, Prerow, Stralsund, Greifswald und Zinnowitz lagen zw. 45 und 60 km auseinander. Gegen 16 Uhr Nachmittags kamen wir an den jeweiligen Zielpunkten an. Es ging dann, je nach Neigung direkt an die wirklichen wunderschönen Ostseestrände baden, den Ort besichtigen, einkaufen, faulenzen usw. Abends gab es Plenum, d. h. es wurden die Tagesereignisse besprochen und die Planung für den darauffolgenden Tag. Die anfänglich geäußerten Bedenken bezüglich Übernachtung in Turnhallen zerschlugen sich schnell — die Teilnehmer verhielten sich rücksichtsvoll untereinander, so daß auch "Frühschläfer" und "Spätaufsteher" zu ihrem Recht kamen. Einige schliefen aus Prinzip unter freiem Himmel, andere doch lieber im mückensicheren Zelt. Für jeden war also was dabei — nur Einzelzimmer mit Zimmerservice konnte nicht geboten werden. Teilweise gab es die Möglichkeit, direkt am Strand im Schlafsack zu übernachten, am Ziel in Zinnowitz sogar mit romantischen Lagerfeuer, dies ließen sich einige, meine Person eingeschlossen, nicht entgehen. Die Gesamtzahl der Teilnehmer schwankte je nach Teilstück, aber insgesamt waren wir ab Wismar doch in der Regel über 70 Personen. Auf den Wegen und bei der Fahrt durch die Ortschaften verteilten wir Flugblätter und in Stralsund und Greifswald machte der harte Teilnehmerkern Aktionsprogramm, d. h. Diskussion mit Einheimischen und Touristen über den Bau der Autobahn 20 und die dadurch entstehenden Nachteile für Natur und Anwohner. Transparente trugen wir durch die Innenstädte und auch vorm Singen mit Gitarrenbegleitung schreckte unser Haufen nicht zurück. Auf der Strecke zwischen Stralsund und Greifswald besichtigten wir ein, mitten durch ein Naturschutzgebiet führendes, bereits fast fertiggestelltes Autobahnteilstück in Richtung Bandelin/Jarmen. Der gesamte Wasserspiegel wurde wegen der mächtigen Brückenpfeiler abgesenkt und das umliegende Moorgebiet hat unter diesen Eingriff erheblich gelitten, wie uns ein Umweltaktiver vom BUND Greifswald vor Ort deutlich machen konnte. Die Verpflegung war zu meiner Begeisterung rein vegan, d. h. ohne jegliche tierische Produkte. Für die meisten Teilnehmer war diese besonders konsequent-strenge Ernährungsform noch unbekannt, aber die allermeisten lernten sie recht schnell zu schätzen. Hier ist die Kochgruppe Morgenland wirklich zu loben. Das Essen war einfach klasse. An dieser Tour würde ich im nächsten Jahr ohne Zögern wieder teilnehmen. So wie aber seitens der Tourenleitung zu vernehmen war, wird es diese Tour im Jahr 2000 wahrscheinlich nicht noch mal geben. Eine anderer Streckenverlauf ist dafür aber schon in den Köpfen des aus drei Personen bestehendes Organisationsteams. Lassen wir uns überraschen. Sven Hechler |
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