Strategien entwickeln - wozu denn das?
Schon viele honorige Firmen und Institutionen
sind den Bach runtergegangen, weil sie sich auf ihren Lorbeeren ausgeruht und an ihrem
Erfolgsrezept festgehalten hatten, mit dem sie groß geworden waren. Im Gegensatz dazu
sprießen Firmen aus dem Boden, die - anfangs mitleidig belächelt - nach kurzer Zeit mit
ihren Produkten für Furore sorgen. Die Börsianer können hier ein Lied davon singen,
welchen Kurs manche Zukunftswerte einschlagen, während Traditionswerte als nicht mehr
zukunftsfähig eingeschläfert werden.
W
ozu diese Worte ins Stammbuch? Der Kreisverband Frankfurt hatte zu
einem Strategietreffen aufgerufen - gerade neun Leute fühlten sich angesichts des
herrlichen Wetters und der Abstiegssorgen der Eintracht bemüßigt, ins Bürgerhaus
Bornheim zu eilen, über die Hälfte davon Vorstandsmitglieder.
Wir müssen nicht das Rad neu erfinden, aber vielleicht ein paar Speichen
erneuern.
Produkte haben oft sehr lange Lebenszeiten und brauchen nur relativ
geringfügige Verbesserungen, die aber entsprechend unters Volk gebracht werden müssen
("Das beste Persil das es je gab"). Bei uns zählen dazu die Tourenangebote. Zu
rund 150 Touren des Jahres 1998 kamen knapp zweitausend TeilnehmerInnen. Und das trotz
einer Auflage unseres Tourenprogramms von 10-tausend Exemplaren. Woran mag das gelegen
haben? Fehlte bei der einen oder anderen Tourenbeschreibung der letzte Pfiff? Sind unsere
Touren maßgeschneidert genug, um z.B. Leute anzulocken, die Streckenlängen und
Steigungen einer Drei-Sterne-Fahrt nur im Zwei-Sterne-Tempo meistern wollen? Sollen unsere
bisher schon recht erfolgreichen Damentouren noch gezielter angeboten werden? Haben wir es
versäumt, in der Lokalpresse für unsere Touren zu werben? Zu vorstehenden Fragen haben
wir vielversprechende Antworten gefunden.
Was nützt es, wenn wir Gutes tun und keiner nimmt davon Notiz?
Werbung - Image - Öffentlichkeitsarbeit. Der Umgang mit den Medien
will gelernt und gekonnt sein. Noch haben wir das nicht perfekt im Griff. Angesichts immer
mal neuer Ansprechpartner im Zeitungsgewerbe müssen wir die aktuellen Strukturen und
Kommunikationswege erst einmal zentral erfassen und unseren Multiplikatoren, z.B. den
Leitern unserer Arbeitsgruppen, zur Verfügung stellen. Gleichzeitig streben wir an, eine
Person zu gewinnen, die uns hier die entsprechenden "Umgangsformen" in einem
Seminar beibringen kann. Wie soll beispielsweise formuliert werden, um bei der Presse
berücksichtigt zu werden? Welche Themen könnten ankommen? Welche Aktionen sind
publikumswirksam? Als Beispiel wurde die Karfreitagstour nach Ilbenstadt angeführt. Ideal
wäre es natürlich, die Öffentlichkeitsarbeit gezielt anzuschieben.
Das Geld liegt auf der Straße - und keiner hebt es auf
Mit welchen Aktionen können wir neue Mitglieder werben? 1500
Mitglieder in Frankfurt klingt viel, ist aber sicher noch sehr ausbaufähig. Aber auf
welche Art? Ideen sind gefragt. Wir haben Fahrradläden besucht, und sind nach einer
halben Stunde um einen Mitgliedsantrag reicher wieder weggegangen. Beispiel Codierung: der
Verfasser hat sich bereit erklärt, im Herbst ein praxisorientiertes Seminar zu leiten. Es
geht dabei ums Renommee (und nebenbei auch um Geld), gewaltige Vorarbeiten sind schon
geleistet - jetzt müssen wir die Früchte ernten.
Human Resources - auf ewig ein Fremdwort?
Alle Firmenchefs verkünden, wie wichtig ihnen ihr Personal ist. Die
Wirklichkeit sieht häufig anders aus. Unser Personal besteht nicht aus bezahlten
"Sklaven", sondern aus ehrenamtlich tätigen Mitgliedern. Der Terminus
"innere Kündigung" kommt bei uns kaum vor, denn man kann ja jederzeit seinen
Austritt oder Rücktritt erklären oder stillschweigend die Mitarbeit einstellen. Oder man
kann signalisieren, daß man/frau bereit wäre, aktiv zu werden - und keiner nimmt davon
Notiz. Gerade Neu-Eintritte versprechen unverbrauchten Idealismus, nur der Leiter oder die
Leiterin der AG erfährt zu spät oder gar nicht davon. Damit ist häufig eine
unwiederbringliche Chance vertan. Oder jemand bringt Stunden und Tage für eine Arbeit
auf, ohne dafür irgendeine Art von Anerkennung zu bekommen. Psychologen kennen die
Reaktion. Wir wollen, daß sich unsere Mitglieder künftig noch gezielter zum Nutzen der
gemeinsamen Sache einbringen können. Wie, das ist noch festzulegen. Allerdings, an der
unbezahlten Ehrenamtlichkeit führt kein Weg vorbei.
Die in meinen Augen überfällige Veranstaltung verlief ausgesprochen
konstruktiv und harmonisch - sie darf aber im wahrsten Sinne nicht ohne Folgen bleiben.
Denn in gut vier Stunden konnten viele Themen nur generell behandelt werden, die
Feinarbeit steht noch an, viele Punkte wurden nur touchiert oder überhaupt nicht
angesprochen. Vielleicht findet sich ein noch angenehmeres Ambiente für dieses Forum. Wer
Ideen einbringen und mitarbeiten möchte, möge sich bitte telefonisch oder per E-mail
melden beim Verfasser (Adressen siehe AG Klaunix ).
(al)
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