Bundeshauptversammlung in Bremen 1999
Am 15. und 16. Mai 1999 fand die diesjährige
Bundeshauptversammlung (BhV) in Bremen statt. Ich als Neuling im ADFC habe dort sowohl bei
den Veranstaltungen des Rahmenprogramms, als auch bei der BhV selber einiges an
Erfahrungen und Informationen sammeln können.
Z
um Rahmenprogramm der BhV gehörte am Vorabend ein Empfang im
Bremer Rathaus durch Oberbürgermeister Henning Scherf. Zum 20. Jubiläum war auch Frau
Tebbe gekommen, die Witwe des Begründers des ADFC, Jan Tebbe.
Am Samstag folgte nach der Begrüßung durch den Bundesvorsitzenden Michael Große eine
Ansprache von Mr. Richard Kisamadu, Projektleiter der Jugendhilfe Ostafrika in Uganda, die
durch den ADFC unterstützt wird (siehe Radwelt 6/98, Hilfe für Ruanda). Kisamadus
Projekt zeigt mittlerweile großer Wirkung.
Projekt mit großer Wirkung
Auf Bildern sahen wir, auf welch vielfältige und z.T. unglaubliche
Weise Fahrräder in Uganda benutzt werden, meist als Transportmittel. Dabei werden die
Fahrräder oft so mit Bananen, Schuhen oder auch Holz beladen, daß man von den Rädern
selbst nicht mehr viel erkennt. Wer in Uganda sein Geld nicht damit verdient, Sachen zu
verkaufen, die er mit dem Fahrrad transportiert, bietet z.B. einen Fahrrad-Taxidienst an.
Auf dem Gepäckträger ist ein Sitzkissen montiert, auf dem man im Damensitz mitfahren
kann. Eine weitere wichtige Berufsbranche betrifft Ärzte, Pfleger und Sozialarbeiter. Sie
können sich mit dem Fahrrad wesentlich weiter und schneller bewegen und ihre Hilfe auf
entfernt gelegene Dörfer ausweiten. Die Unterstützung durch den ADFC ist auch hier also
mehr als angebracht.
Nach den Berichten des Bundesvorstandes, Hauptausschusses und der
Kassenprüfer (der Kassenwart erntete für seine ordentliche und übersichtliche
Kassenführung großes Lob), kamen wir zur Beratung von Anträgen.
Am Vorabend hatte bereits die Antragskommission die verschiedenen
Anträge geprüft, um ggf. der Versammlung vorzuschlagen, den einen oder anderen Antrag zu
streichen (z.B. weil er nicht der Zustimmung der Delegierten bedarf, oder an einen
entsprechenden Fachausschuß verwiesen werden kann).
Forderungen an die neue Regierung stellen
Zuerst wurde dann beschlossen, Forderungen an die neue Regierung zu
stellen, damit der Radverkehr den Möglichkeiten entsprechend gefördert wird.
Zwischendurch gab es eine richtiggehend heiße Phase. Ein Mitglied des Bundesvorstandes,
Benno Koch vom LV Berlin, wurde aufgefordert, zurückzutreten. Nach Meinung einiger
Delegierter führte er sein Amt nicht ordentlich aus. Er hatte tatsächlich bei
verschiedenen Sitzungen durch Abwesenheit geglänzt. Die Zusammenarbeit mit den anderen
Vorstandsmitgliedern war wohl nicht die beste. Durch Einspruch eines Vorstandsmitglied
wurden die Wogen jedoch wieder geglättet.
Der Landesverband (LV) Sachsen stellte den Antrag, es solle ein
Präzedenzfall bzgl. der Umsetzung der StvO-Novelle geschaffen werden. Das Urteil dazu
solle von einem Oberlandesgericht gefällt werden, damit der Präzedenzfall eindeutig sei
und rechtsempfehlenden Charakter habe. Dieser Antrag wurde von der Versammlung nicht
abgelehnt, soll jedoch nur als Ultima Ratio in Frage kommen.
Der Bundesvorstand stellte den Antrag, die Facharbeit zu verbessern.
Damit die Fachausschüsse effizienter arbeiten können, wurde beschlossen, daß sie
zeitlich begrenzte Fachgruppen einsetzen dürfen (z.B. für einzelne Aktionen). Die
Facharbeit soll außerdem finanziell besser unterstützt werden.
Nach diesem TOP wurde die Versammlung unterbrochen, um am Abend die ersehnte Radlerparty
zu feiern. Das taten wir dann auch bei gutem Essen und guter Musik bis tief in die Nacht.
Engagement in der European Cyclists Federation
Als ADFC-Mitglieder habt Ihr bestimmt alle schon vom ECF gehört. Die
European Cyclists Federation (der Name steht auf der Rückseite Eures Mitgliedsausweises)
ist der Europäische Fahrradverband, mit ca. 400.000 Mitgliedern. Von denen stellt der
ADFC fast 100.000 und ist somit die größte Fraktion. Daher und wegen des
Zusammenwachsens Europas wurde beschlossen, sich stärker im ECF zu engagieren.
Ein Antrag forderte, die "Bremer Thesen 1989", das
Grundsatzprogramm des ADFC, zu überarbeiten und neu festzuschreiben. Dies wird nun unter
Federführung des LV Schleswig-Holstein geschehen.
In Bremen hat es mir gut gefallen. Es war interessant zu hören, welche
Probleme woanders auftreten, und sich mit anderen ADFClern auszutauschen. Nur eine
Enttäuschung habe ich erlebt: Bremen ist doch nicht das Fahrradparadies, von dem ich die
ganze Zeit geträumt habe...
Alexandra Schmehl
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