Ausgabe 3/1999 Mai / Jun. |
Radwege, wo seid ihr?
Zur Zeit ist die Verkehrs-AG des ADFC Frankfurt dabei, eine möglichst vollständige Bestandsaufnahme der Frankfurter Radwege zu erstellen. In einem zweiten Schritt soll dann eine Bewertung der Radwege durchgeführt werden, um festzustellen, ob für diese Radwege nach der neuen StVO noch eine Benutzungspflicht bestehen darf. Da dies durch die Aktiven der Verkehrs-AG allein nicht zu leisten ist, wurden u. a. bei den Stadtteilstammtischen weitere Interessierte angeworben. So kam auch ich an den Job, und an einem April-Sonntagmorgen zog ich mit Birgit und Joachim ins Gallusviertel, um Radwege zu finden. Schon nach wenigen hundert Metern waren wir uns einig, daß Handschuhe und Schal eindeutig in unserem Ausrüstungssortiment fehlten. Und für echten Ausgleich konnten die mitgebrachten Gummibärchen im Laufe der Tour auch nicht sorgen. Der zweite Härtetest folgte dann, als wir zum ersten Mal den Entschluß umsetzten, probeweise eine vorläufige Bewertung der Radwege vorzunehmen. Für unseren Test suchten wir uns ausgerechnet einen Radweg vor einer Trinkhalle aus, was zu einer intensiven Diskussion mit einem der Stammkunden über gegenseitige Rücksichtnahme unter Radlern führte. Der anschließend gefaßte Geschäftsordnungs-Beschluß, weitere Bewertungen nicht vor Trinkhallen durchzuführen, mußte am restlichen Tag jedoch nicht mehr angewandt werden. Die eigentliche Erfassung der Radwege erwies sich als relativ unproblematisch, da auch radverkehrspolitisch ungeübte Augen unschwer erkennen können, ob ein Radweg existiert oder nicht. Als problematischer erwies sich die Bewertung der Radwege. Absolut objektive Kriterien wie Radwegbreite, Sicherheitsabstände, in Tempo-30-Zone oder nicht usw. sind relativ leicht zu beurteilen. Schwieriger ist es schon, zu entscheiden ob eine Sichtbehinderung vorliegt, und eher persönlicher Natur ist die Beurteilung, ob ein Radweg eine Berg- und Talbahn darstellt oder nicht. Hier war es sehr hilfreich, daß mit Joachim ein erfahrenes Verkehrs-AG-Mitglied mit Rat und Tat zur Seite stehen konnte. Mir persönlich erscheint es nicht sinnvoll, eine Radwege-Beurteilung ohne entsprechende Vorkenntnisse vornehmen zu wollen. Gewisse Schwierigkeiten bereiteten gelegentlich auch die doppelten Verneinungen bei den mit „ja", „nein" oder „naja" zu beantwortenden Fragen („Es gibt keine Kanten in Längsrichtung"). Hier kann Abhilfe geschaffen werden, indem man sich klar macht, daß ein „ja" als Antwort immer für den Radweg spricht. Nach ca. fünf Stunden gemütlicher Beradelung mit ausführlicher Einkehrpause war das Gallusviertel radwegetechnisch erfaßt und probeweise beurteilt. Ich selbst habe einiges über Radwege erfahren und auch die schönen Seiten eines mir ansonsten eher unbekannten Teils von Frankfurt kennengelernt. Bei weiteren Beradelungen bin ich gern wieder dabei. (rha) |
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