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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Bahntrassen zwischen Nord- und Ostsee

Mit dem Tandem auf Radelurlaub in Dänemark

Wer regelmäßig Frankfurt aktuell liest, kennt mich als großen Freund von Bahntrassenradwegen. Da ich im Laufe der Jahre in Deutschland alle längeren und interessanten Wege erkundet habe, kommt zur weiteren Pflege des Hobbys das europäische Ausland ins Blickfeld.

Ein Zitat von www.bahntrassen­radeln.de zu Dänemark hat die Entscheidung zum diesjährigen Urlaubsziel dann recht leicht gemacht: „Bereits aus der Ferne ergibt sich ein recht gutes Bild der rund 650 km umfassenden Bahntrassenwege-Landschaft in Dänemark. Viele der Wege mit Streckenlängen von bis zu 70 km sind fest im landesweiten und regionalen Radroutensystem verankert und damit einem breiteren Publikum vertraut. Weit weniger bekannt dürfte außerhalb Dänemarks allerdings sein, dass es in Nord- und Mitteljütland inzwischen zur Bildung eines raumgreifenden Netzes von Bahntrassenwegen gekommen ist. Auffällig ist, dass mehrere der Langstrecken einen sehr hohen Trassenanteil bei nur wenigen Unterbrechungen aufweisen.“

In der Tat zeigte die Planung, dass sich 17 Bahntrassen mit einer Gesamtlänge von gut 500 km wunderbar zu einer Rundtour kombinieren lassen, womit sich bei den in zwei Wochen zurückgelegten gut 1000 km also ein Anteil von beachtlichen 50 % ergibt. Dänemark, geologisch geprägt durch verschiedene Eiszeiten, ist nur in Teilen flach, in Teilen aber durchaus hügelig. So führte uns eine Trasse von Meeresniveau startend nur knapp vorbei am höchsten Punkt Dänemarks mit immerhin 170 m. Mit vollbeladenem Rad lernt damit also selbst hier Bahntrassenradwege mit den typischen geringen Steigungen sehr zu schätzen. Auf den auch genutzten klassischen Radwegen oder kleinen Nebenstraßen mussten wir verblüfft dagegen öfter auch mal vom kleinsten Gang Gebrauch machen.

Dass die Bahntrassenradwege Dänemarks nicht so aufregend sind wie beispielsweise der Milseburg­rad­weg mit Tunnel und etlichen Brücken, war von vornherein klar. Zwei Kuriositäten sollen aber erwähnt sein: bei Horsens wurde 1929 eine Eisenbahnbrücke über ein Flüsschen zugeschüttet, weil an der Stelle ein Staudamm errichtet wurde. Als man sich 2014 entschied, im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen diesen Damm abzutragen, wurde die Brücke wiederentdeckt.

Eine Brücke wird ­wiederentdeckt

Nun kann die Ingenieurskunst wieder bewundert und mit dem Rad überfahren werden. In Viborg treffen in Summe drei Bahntrassenradwege aufeinander. Sie sind auch im Stadtgebiet durchgehend miteinander verbunden. Am nach wie vor in Betrieb befindlichen Bahnhof verläuft der Radweg dort, wo früher mal das Gleis 1 lag. Bahnreisende, die vom Bahnhofsgebäude zu den Bahnsteigen wollen, queren den Radweg über eine Brücke.

Unsere Runde begann und endete bei Verwandten etwa 20 km südlich der durchs Legoland bekannten Stadt Billund. Von dort ging es gegen den Uhrzeigersinn zunächst über eine Stippvisite an der Ostsee nach Aalborg. Aus Zeitgründen unterbrachen wir unsere Radreise mit einem Tagesausflug per Bus und Bahn nach Skagen, wo Nord- und Ostsee zusammentreffen und sich schon Ende des 19. Jahrhunderts die Maler aufgrund der Faszination von rauer Landschaft und den besonderen Lichtverhältnissen einfanden. Von Aalborg ging es weiter nach Westen bis Klitmøller, bei Surfern auch bekannt unter dem Spitznamen kaltes Hawaii, und dann dem Limfjord folgend ins Landes­innere und mit leichtem Zickzack nach Süden zum Ausgangspunkt. Die meisten Radreisenden entscheiden sich für Ostsee- und /oder Nordseeküstenradweg. Im Landesinneren werden die Begegnungen mit Gleichgesinnten dann doch seltener. Allerdings sind uns einige doppelt begegnet, da sich in Jütland mit soviel Küstenlinie ein Rundkurs quasi aufdrängt. Geschätzt haben wir die Begegnung und den Austausch mit einem Paar aus Schweden und einem aus Neuseeland, beide für jeweils drei Monate durch Europa unterwegs. Da fühlten wir uns mit unseren zwei Wochen Reisezeit doch etwas amateurhaft.

Dass wir unsere Regenjacken die ganze Zeit umsonst dabei hatten, war bei dem Reiseland nicht zu erwarten, dass wir die ganze Zeit bei angenehmen Radeltemperaturen unterwegs waren, auch als wir von Hitzetagen daheim hörten, nahmen wir erfreut wahr und dass wir mit Mitte/Ende August genau die Zeit der Heideblüte erwischten, was bei der Planung gar nicht auf dem Schirm war, erhöhte den Genuss. Die dänischen Schulferien waren auch schon vorbei und damit die Touri-Hot Spots nicht mehr überlaufen. Dänemark, durchaus bekannt für klassischen Strandurlaub an der Küste, hat auch an den Fjorden und Seen im Landesinneren viele Bademöglichkeiten, so dass auch das tägliche Schwimmen nicht zu kurz kam.

Unsere Radwege waren teils asphaltiert, teils wassergebunden und bis auf kurze Stücke in ordentlichem Zustand, die Beschilderung manchmal ausbaufähig. Was am meisten störte, war die Liebe der Dänen für Drängelgitter, gerne auch mal etwas enger. Mit unserem vorne und hinten mit Packtaschen behängten Tan­dem waren etliche davon nur mit Absteigen zu bewältigen. Das schwere Gefährt jedesmal neu zu beschleunigen hat dann doch ein paar Körner extra gekostet.

Radeln hat hier meditativen Charakter

Die dänische Landschaft hat vor allem Heide, Dünen, Feuchtgebiete, großflächige Landwirtschaft und vereinzelte kleinere Waldgebiete im Angebot. Es mag woanders abwechslungsreicher sein, hier hatte das Radeln öfter schon einen meditativen Charakter.

Auffallend war die große Liebe der Dänen für ihre Rasenflächen. Wir staunten nicht nur über große Flächen um Gebäude, sondern auch über seitliche Streifen an den Radwegen, auch abseits von Ortschaften. Alles war top gepflegt wie ein Golfrasen. Wir sind überzeugt, dass die Dänen die Erfinder der Mähroboter sind. Bis zu vier sahen wir gleichzeitig ihr Werk verrichten. Mir wäre es wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, aber meine Frau wies mich darauf hin, dass die Dänen auch große Hortensienfans sind. Die blühten tatsächlich in sehr vielen Gärten üppig in allen Farben.

Wie dieses Jahr in Deutschland haben wir auch auf den Wegen in Dänemark viele Nacktschnecken vorgefunden. Zudem säumten erstaunlich viele Mirabellenbäume den Wegesrand. Deren reife Früchte ließen sich nicht immer umfahren und so fanden sich immer wieder Reste von beiden an Rahmen, Packtasche oder auch Schienbein – das hätte nicht sein müssen.

„mobile pay“ macht uns ­fast zahlungsunfähig

Als Touristen wurden wir von der weiten Verbreitung von mobile pay überrascht, einer Variante von Pay­pal, für die man sich aber nur mit dänischer Handynummer anmelden kann. Kleinere Imbisse und Straßenverkaufsstände akzeptieren weder Bargeld noch Karte, sondern nur dieses Zahlungsmittel, und so mussten wir manches Mal feststellen, dass wir im Prinzip zahlungsunfähig waren.

Immerhin war die Grundversorgung unproblematisch. Auch in kleineren Orten findet sich in der Regel ein Supermarkt. Grundsätzlich haben diese keine Mittagspause und sind an allen sieben Tagen geöffnet. Das Mitschleppen von größeren Vorräten konnten wir uns also sparen.

Unterwegs waren wir erstmals ausschließlich mit Airbnb, was uns die unterschiedlichsten Quartiere bescherte. Von altem Häuschen, Tiny­haus, ausgebauter Scheune bis zu einem Stadthaus war alles dabei. Dass ausgerechnet in der Beschreibung unseres letztes Quartiers darauf hingewiesen wurde, dass kommerzielle ­Fotoshootings erlaubt seien, hat für etwas Spannung gesorgt, was uns da wohl erwarten würde. Sagen wir es so: die Option war durchaus nachvollziehbar. Wir haben das Ambiente noch dahingehend individuell aufgewertet, dass wir unser Tandem mangels anderer Abstellmöglichkeiten im großzügigen Wohnbereich platzierten. Leider erst beim Vorbeiradeln und nicht schon bei unserer Planung haben wir entdeckt, dass es im Bahnhof in Skals Gästezimmer gibt. Das wäre natürlich auch ’ne schöne Option gewesen. Gegen Shelterübernachtung (in Dänemark übliche einfache Holzhütten mit minimaler Sanitärausstattung) hatten wir uns wegen des zusätzlichen Gepäcks entschieden, wobei der entdeckte Zugshelter schon Lust machte.

Postkarten sind uns in Dänemark übrigens nirgends begegnet. Die sind wohl ausgestorben aufgrund der Digitalisierung – vielleicht haben sie in Kopenhagen noch überlebt.

Christian Martens